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World Wide Wagner, 23.02.2019
MEDIENMAGAZIN VOM 23.02.2019
aus
Radio1 rbb PodCast "Framing Manual"
(verlinkte Audio-Quelle bis zum 23.02.2020: rbb, radioeins)
[00:00] INTRO: “Staatsfernsehen” und “Nordkorea” | [01:04] Framing – Dr. Elisabeth Wehling | [06:57] Dr. Joachim Huber – Motive der Tagesspiegel-Veröffentlichung | [08:45] Dr. Susanne Pfab – 2017/ Beauftragung | [14:32] Dr. Joachim Huber – Gegenrede | [18:25] Daniel Bouhs – ARD-Kommunikation/Beratung | [22:56] Rainald Becker – Öffentlichkeit | [27:49] Dr. Susanne Pfab – Schutzräume | [29:04] Dr. Joachim Huber – Dr. Susanne Pfab – Resümee | [31:46] Daniel Bouhs – ARD/Claus Grewenig/RTL | [35:36] Dr. Susanne Pfab – Gegenrede | [37:09] Dr. Joachim Huber – Heuschrecke/Resümee/Tagesspiegel | [43:00] Bonus: Outtakes Dr. Susanne Pfab | [48:28] Bonus: Floskelwolke, #r1MM 19.03.2016
https://www.wwwagner.tv/?p=42275
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Fassen wir zusammen: Dem Tagesspiegel scheint so ein Manual erst kürzlich zugespielt worden zu sein. Möglicherweise auch anderen Medien, die die Brisanz nicht erkannt haben.
Der Tagesspiegelredakteur hat die Sache erstmalig auf den Medienseiten der Zeitung veröffentlicht (das ist die vorletzte Seite im letzten Buch der Zeitung, da geht es um Kultur im weiteren Sinne, die allerletzte Seite dieses Buchs (meist die Rückseite der gesamten Zeitung) ist die vermischte Weltnachrichtenseite).
Unklar ist, warum an unscheinbarer Stelle veröffentlicht wurde, statt einen großen Aufhänger draus zu machen, entweder hat er sich nicht getraut, oder die Tragweite nicht vollständig erfaßt.
Ich vermute, daß es sich bei der Quelle um einen Teilnehmer dieser dubiosen Workshops handelt.
Die Unternehmensberaterin (Vergleiche Artikel der Süddeutschen Zeitung:
https://www.sueddeutsche.de/medien/elisabeth-wehling-framing-ard-linguistik-sprachwissenschaft-1.4346478) wurde vom Rundfunk entdeckt (es ist nicht ganz klar, ob sie zeitgleich mit ihrem Manual durch die Talkshows tingelte) und man hielt sie für geeignet, den Ruf des ÖRR positiver zu besetzen.
Unterstellen wir mal Frau Wehling eine gewisse Unerfahrenheit im Unternehmertum (bisher hatte sie ja nur Bücher veröffentlicht und sich in Amerika eine gewisse Aufmerksamkeit verschafft), sonst würde es auf ihrer Unternehmensseite auch ein Impressum mit direkten Kontaktdaten geben, man würde sich nicht hinter Ortsbezeichnungen verstecken und eine nachprüfbare Firmenadresse haben. Komisch, daß es unter diesen Umständen so viele Referenzen gibt (irgendwem sollte das doch mal auffallen), aber vielleicht ist die Frau wirklich so gut (und so ein Auftrag auch tatsächlich 120 Kiloeuro wert), daß dem Auftraggeber das egal ist, solange es eine ordentliche Rechnung aus dem Küchenbüro gibt.
Wenn wir nicht so kritisch wären, könnten wir doch tatsächlich auf das Framing hereinfallen, daß Leute bescheuert formulieren ist doch nichts neues und "unser freier Rundfunk ARD" klingt doch auch prima, die Frau hat ihren Auftrag also vollumfänglich erfüllt, was man ja sonst bei Unternehmensberatern nicht erwartet.
Dieser Auftrag und seine Umsetzung wären bei jedem X-beliebigen Unternehmen zur Optimierung der Werbestruktur oder Kundenbindung überhaupt kein Grund zur Kritik, das machen alle so.
Das Geschmäckle ist ausschließlich darin begründet, daß die Allgemeinheit erwartet, daß der ÖRR seinen schwammigen "Auftrag" erfüllt (und aktuell dafür mit dem Zwangsbeitrag auf Wohnen finanziert wird).
Mit Umstellung von der Gerätefinanzierung auf eine Wohnungsabgabe wird dummerweise der Kreis derer, die berechtigte Erwartungen haben dürften größer, der nur-Radio-Hörer zahlt inzwischen das Dreifache, ohne daß er jetzt eine dreifache Leistung bekäme oder sein Sender dreimal objektiver dafür wird, der Nichtnutzer hat gar nichts davon, daß ihm eine Möglichkeit eingeräumt wird.
Dazu kommt eine gegenläufige Bewegung, alte Nutzer sterben und es wächst keine adäquate Menge von Nutzern nach. Wenn aber allen auch noch zwangsweise das Geld aus der Tasche gezogen wird, dann ist doch eine Erwartung, dafür einen Gegenwert zu bekommen, legitim.
Und genau das ist das Problem, Verzeihung, die Herausforderung.
Es erwarten jetzt deutlich mehr Menschen etwas für ihr Geld, dies alleine als Demokratieförderung (sozusagen für den guten Zweck) zu verkaufen ist zu wenig, dafür zahlen wir schon Steuern.
Wenn jemand es nutzt, dann erwartet der Benutzer, daß seine Bedürfnisse befriedigt werden, ich kann mir nicht vorstellen, daß es soviele Leute gibt, die ein Bedürfnis nach Manipulation und Verarsche haben. Auch dem Nichtnutzer muß man irgendwie seine finanzielle Beteiligung nachvollziehbar machen, es muß also auch seinem Bedürfnis entsprechen, Kohle dafür abzudrücken, daß andere gut und objektiv informiert werden.
Weil es innerhalb der verkrusteten Strukturen nicht gelingt, Erwartungen (für den Gegenwert des Geldes) zu erfüllen, muß man also die Sache schönreden, dies ist der Skandal!
Nun ist der ÖRR in der bequemen Lage, daß ihm zwar die Benutzer weglaufen können, aber nicht die Finanzierer, insofern bedarf es des Schönsprech auch gar nicht, das ist der nächste Skandal!
Deshalb wäre es an der Zeit, den grundsätzlichen Skandal nachzuverfolgen: Überteuerte und mangelhafte Aufgabenerfüllung, dies finanziert aus einer Zwangsabgabe auf Wohnen, die mit der eigentlichen Dienstleistung nur sehr abstrus in Verbindung gebracht werden kann.
Da erwarte ich von sämtlichen Medien eine Aufklärung darüber, warum das so im Argen liegt.
Warum die privaten Rundfunkveranstalter da nicht dabei sind, haben wir ja schon herausgearbeitet, zu schwerwiegend wären die wirtschaftlichen Folgen für diese Unternehmen, wenn die bisherige Struktur umgekrempelt wird, die wirtschaftlichen Nachteile für andere Medien sehe ich soweit nicht, außer daß das Stellen der Machtfrage immer auch andere negative Auswirkungen hat.
Die Verteidigung des Status Quo des ÖRR ist nachvollziehbar (wer will schon gerne etwas verlieren) aber gemessen an den Erwartungen der Bezahler dreist bis unverschämt, insbesondere wenn man für die Aufrechterhaltung dessen auch noch mehr Geld haben möchte (sogenannte Beitragsanpassung).