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Autor Thema: „Krankenhäuser schließen – Leben retten?“ - ö.r. Kampagnenjournalismus  (Gelesen 3377 mal)

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Rubikon, 16.07.2019

„Krankenhäuser schließen – Leben retten?“ – Öffentlich-rechtlicher Kampagnenjournalismus zur besten Sendezeit


Von  Jens Berger

Zitat
Zur Rolle der Bertelsmann Stiftung lesen Sie bitte auch: Wolfgang Lieb – „Die Rolle der Bertelsmann Stiftung beim Abbau des Sozialstaates und der Demokratie oder: Wenn ein Konzern Politik stiftet – zum gemeinen Nutzen?“.

Für ihre aktuelle Krankenhausstudie hat das IGES Institut im Auftrag der Bertelsmann Stiftung alle Register gezogen, um mit vermeintlich neutralen Berechnungen zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Dies fängt bereits beim Untersuchungsraum an. So haben die Macher der Studie die Konzentration und Zentralisierung der Krankenhauslandschaft am konkreten Beispiel der Metropolregion Köln-Leverkusen untersucht – einer Region mit 2,2 Millionen Einwohnern, von denen jedoch die Hälfte in der Stadt Köln lebt und in der es keinen nennenswerten „ländlichen Raum“ gibt, in dem die Entfernung zur nächsten größeren Stadt problematisch ist. So sind natürlich auch die „Zielmodelle“ für die Erreichbarkeit der Kliniken einzuhalten. Im ländlichen Raum der großen Flächenländer sind diese Vorgaben jedoch bereits heute in der Praxis kaum einzuhalten und es ist auch nicht ersichtlich, wie man eine flächendeckende Grundversorgung gewährleisten will, wenn man in der Fläche das Versorgungsnetz ausdünnt. […]

Stattdessen werden in der ARD-Dokumentation Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs und einer Hüftprothesenrevision als „Beispiele“ vor die Kamera gezerrt, um zu belegen, dass die Ärzte in den kleinen ländlichen Krankenhäusern ohnehin überfordert und nicht sonderlich qualifiziert sind. Tauglich sind diese Beispiele jedoch nicht.  […]

Und hier wird es sowohl in der Studie als auch in der ARD-Dokumentation richtig ärgerlich. Es wird gerade so getan, als seien diese Entwicklungen neu und die Ideen der Studie so fürchterlich originell.
[…]

Doch keiner dieser kritischen Einwände kommt in der ARD-Dokumentation vor. Stattdessen wird ein Skript abgespult, das eher den Charakter eines Werbefilms hat. […]

Stattdessen stützt man die Kernaussage der Studie durch die sehr selektive Auswahl von Fallbeispielen, die zwar die Botschaft der Bertelsmann Stiftung stützen, aber alles andere als repräsentativ sind. Bemerkenswert ist auch das Timing der Dokumentation, die zur Prime Time am Erscheinungstag der Studie, eingerahmt in den üblichen Presserummel, sehr prominent platziert wurde. So bekam die irrige Botschaft der Bertelsmann Stiftung die größtmögliche Aufmerksamkeit. Dafür gibt es eigentlich nur ein Wort: Kampagnenjournalismus.

Weiterlesen auf:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=53434

Zum Thema siehe auch:
Debatte um Studie zu Krankenhaus­schließungen geht weiter
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/104668/Debatte-um-Studie-zu-Krankenhausschliessungen-geht-weiter

Ein Leserkommentar:
Zitat
dr.med.t.s.: am Dienstag, 16. Juli 2019, 20:59

Chaos vorprogrammiert!
Über eine Verringerung der Zahl der Krankenhäuser wird in Deutschland seit langem diskutiert:

- im AOK-Krankenhaus-Report von 2018 sollten 500 Kliniken in Deutschland dran glauben.
https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/bedarfsplanung/article/959967/aok-krankenhausreport-500-kliniken-koennen-dicht-machen.html

- die "Leopoldina" mit einem 8-Thesen-Papier und dem anspruchsvollen Titel "Nationale Empfehlungen - Zum Verhältnis von Medizin und Ökonomie im deutschen Gesundheitssystem (2016)" wollte 600 Kliniken ersatzlos schließen.
www.leopoldina.org/de/publikationen/detailansicht/publication/zum-verhaeltnis-von-medizin-und-oekonomie-im-deutschen-gesundheitssystem-2016/

Zugespitzt wird das durch einen aktuellen Report der Bertelsmann-Stiftung (BS), nach dem die gerade erst im ländlichen Raum geförderten Kliniken wieder geschlossen werden sollten: Paradoxerweise, damit die Versorgung der Patienten verbessert werden kann. Von den derzeit knapp 1.400 Krankenhäusern sollten nur deutlich weniger als 600 größere und bessere Kliniken erhalten bleiben. Nur Kliniken mit größeren Fachabteilungen und mehr Patienten haben genügend Er­fahrung für eine sichere Behandlung, betonen die Autoren der BS-Studie.

Völlig vernachlässigt wird dabei, dass Erst-, Notfall-, Rettungs- und Transportmaßnahmen dadurch erheblich verzögert werden und in die BS-Kalkulationen nicht mal ansatzweise eingeflossen sind. Primäre, sekundäre und tertiäre Versorgungsebenen gehören nicht nur im ländlichen Raum, sondern auch in Sozialen Brennpunkten und Randgebieten zur Daseinsvorsorge.

Eher Medizin- und Versorgungs-fremde bzw. volks- und betriebswirtschaftlich den großen Krankenhaus-Konzernen nahestehende Krankenhausexperten wie Professor Boris Augurzky vom RWI, Professor Reinhard Busse von der TU Berlin oder Professor Max Geraedts von der Uni Marburg haben Interesse-geleitet ein Zerrbild entwickelt, das in eine IGES-Simulationsrechnung der Kliniklandschaft im Großraum Köln/Leverkusen mit gut 2 Millionen Menschen und ihrem Einzugsgebiet mündet. Offensichtlich sind unsere dort lebenden Patientinnen und Patienten nur vom Hörensagen bekannt sind.

Bitte keine falsche Hybris bei Krankenhäusern der Maximalversorgung gegenüber engagierter und qualifizierter Arbeit der regionalen Kliniken. Fehler werden überall, in großen wie kleinen Häusern, gemacht. Aber primäre, sekundäre und tertiäre Versorgungsebenen gehören nicht nur im ländlichen Raum, sondern auch in Sozialen Brennpunkten und Randgebieten zur Daseinsvorsorge.

Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn (CDU) hat kürzlich betont: „Ein Krankenhaus vor Ort ist für viele Bürger ein Stück Heimat.“ Gerade in gesundheitli­chen Notlagen brauche es eine schnell erreichbare Versorgung. Krankenhäuser in ländlichen Regionen erhalten von den Krankenkassen daher auch künftig extra Geld. Vorgesehen sind im nächsten Jahr Finanzspritzen für 120 Kliniken von jeweils 400.000 Euro und damit insgesamt 48 Millionen Euro.

Das Chaos wird vorprogrammiert: Ärztinnen und Ärzte, Kranken- und Gesundheitspflege, Logistik und freie/gemeinnützige Klinik-Betreiber werden zu Gunsten großer, teilweise monopolartig operierender Krankenhaus-Konzerne und Aktiengesellschaften von der Bertelsmann-Stiftung und dem Berliner IGES-Institut diskriminiert und auseinanderdividiert!

ZU VIELE HOSPITALE? - Scharfe Kritik an Studie zu Krankenhaus-Schließungen
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/kritik-an-bertelsmann-zur-schliessung-jedes-zweiten-krankenhauses-16285806.html
Zitat
Deutlich fiel die Kritik des Präsidenten der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, aus. Wer vorschlage, zahlreiche Krankenhäuser „platt zu machen“ und die verbleibenden Kliniken zu Großkliniken auszubauen, propagiere „die Zerstörung von sozialer Infrastruktur in einem geradezu abenteuerlichen Ausmaß, ohne die medizinische Versorgung zu verbessern“, sagte Gaß.
[…]
„Krankenhäuser sind keine Profitcenter, sondern Teil der staatlichen Daseinsfürsorge“, sagte der Vorsitzende der Ärztevereinigung Marburger Bund, Rudolf Henke. Planungsentscheidungen würden in den Ländern getroffen und nicht bei der Bertelsmann-Stiftung. […]

Anmerkung:
Zitat von: Leitsätze aus dem BVerfG-Urteil des Ersten Senats vom 18. Juli 2018, Rn. 80
Dies alles führt zu schwieriger werdender Trennbarkeit zwischen Fakten und Meinung, Inhalt und Werbung sowie zu neuen Unsicherheiten hinsichtlich Glaubwürdigkeit von Quellen und Wertungen. Der einzelne Nutzer muss die Verarbeitung und die massenmediale Bewertung übernehmen, die herkömmlich durch den Filter professioneller Selektionen und durch verantwortliches journalistisches Handeln erfolgt. Angesichts dieser Entwicklung wächst die Bedeutung der dem beitragsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk obliegenden Aufgabe, durch authentische, sorgfältig recherchierte Informationen, die Fakten und Meinungen auseinanderhalten, die Wirklichkeit nicht verzerrt darzustellen und das Sensationelle nicht in den Vordergrund zurücken, vielmehr ein vielfaltssicherndes und Orientierungshilfe bietendes Gegengewicht zu bilden (vgl. dazu Brinkmann, ZUM 2013, S. 193 <195, 198>; Dörr/Holznagel/Picot, ZUM 2016, S. 920 <936 f., 940 f.>; Drexl, ZUM 2017, S. 529 <530 ff.>; Langbauer/Ripel, MMR 2015, S. 572 <573>; Milker, ZUM 2017, S. 216 <221>).
https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2018/07/rs20180718_1bvr167516.html

siehe auch:
Bieten ARD und ZDF Orientierung?
https://gez-boykott.de/Forum/index.php/topic,28149.0


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Heise / Telepolis, 16.07.2019

Medienhype um die Klinikstudie der Bertelsmann-Stiftung

Ein Beleg für versteckten Lobbyismus und die Blindheit der Medien

Von Tobias Bevc

Zitat
Es ist schon sehr interessant. Da macht eine der bekanntesten Stiftungen Deutschlands eine Studie zu der Krankenhausversorgung in Deutschland und kommt zu dem Schluss, dass viele Kliniken geschlossen werden sollten. Der Gründer und Finanzier dieser "Stiftung" ist der Bertelsmann Konzern, der durch diese Stiftung viele Steuern sparen und gleichzeitig riesigen Einfluss auf die Politik nehmen kann. Eine Win-Win-Situation also für den Konzern.

Auffällig an der Krankenhausgeschichte, die gestern und heute auf allen Medienkanälen läuft, ist aber vor allem - wie so oft -, was nicht berichtet wird: Dass nämlich Dr. Brigitte Mohn nicht nur im Vorstand der Bertelsmann Stiftung sitzt, sondern zugleich Mitglied des Aufsichtsrats der Rhön-Privatkliniken AG ist, eine Aktiengesellschaft also, die ein direktes finanzielles Interesse an der Schließung öffentlicher Krankenhäuser haben könnte. Schon jetzt gehört die Rhön Kliniken AG zu den großen Playern in Deutschland und erwirtschaftete 2018 einen Gewinn von rund 51,2 Millionen Euro, fast 40 Prozent mehr als im Jahr zuvor. […]

Offensichtlich unterschlägt die Bertelsmann Stiftung in ihrer Studie, dass es bei Krankenhäusern nicht in erster Linie ums Geschäft geht, sondern um die kranken Menschen samt ihrer Angehörigen. Und die bevorzugen wohnortnahe Kliniken, die ausreichend finanziert und personell gut ausgestattet sind. […]

Weiterlesen auf:
https://www.heise.de/tp/features/Medienhype-um-die-Klinikstudie-der-Bertelsmann-Stiftung-4471732.html

Anmerkung:
Auch der Aktienkonzern Fresenius (Helios-Kliniken) war an der Studie beteiligt und ist Bestandteil der ARD-Reportage.


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Zum "bildlichen" Techtelmechtel des Bertelsmann-Konzerns mit dem örR (hier ZDF/DLF/3SAT) in Form eines Messestands der Leipziger Buchmesse:



Aus "Eigenwerbung von ARD-ZDF-GEZ" im öffentlichen Raum (Sammlung)
Leipziger Buch TV-Messe 2019
https://gez-boykott.de/Forum/index.php/topic,20293.msg191848.html#msg191848

oder auch Suchergebnisse zum Bertelsmann-Konzern bei Norbert Häring:
http://norberthaering.de/de/component/search/?searchword=bertelsmann&searchphrase=all&Itemid=125


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...und zu einer weiteren Verbindung zwischen Bertelsmann und ARD-ZDF-GEZ siehe auch
Wie Bertelsmann an der Rundfunkgebühr verdient (04/2013)
https://gez-boykott.de/Forum/index.php/topic,5410.0.html
denn der sog. "Beitragsservice"
[...]
Zitat
[...] least von einer Tochter des Bertelsmann-Mediendienstleisters Arvato Daten von Firmen und Selbstständigen.
Weiterlesen unter
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/datengeschaefte-wie-bertelsmann-an-der-rundfunkgebuehr-verdient/8125564.html


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Zum Thema siehe nunmehr auch:
ARD-Story zur Bertelsmann-Krankenhaus-Studie: PR oder Journalismus?
https://gez-boykott.de/Forum/index.php/topic,31837.0.html


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