Zusammenhänge zwischen TV-Konsum und verschiedenen PersönlichkeitsstörungenProf. M. Spitzer (Vorsicht Bildschirm! dtv 34327) gibt verschiedene deutsche und internationale Studien wieder, die Zusammenhänge zwischen TV-Konsum und verschiedenen Persönlichkeitsstörungen belegen:
So wurde in den USA eine Verdoppelung von Tötungsdelikten innerhalb von 10 bis 15 Jahren nach Einführung des Fernsehens in den 50er Jahren festgestellt (S. 203).
Durch die Darstellung extremer Aggressionen wird Gewaltanwendung als gangbarer Weg Konflikte zu lösen und Ziele zu erreichen sichtbar vor Augen gestellt. Im Konfliktfall wird auf solche Verhaltensmuster - die man jetzt schon kennt - eher zurückgegriffen, als wenn diese bis dahin weder gesehen, noch bekannt sondern tabuisiert und damit zunächst undenkbar wären.
Die Reizleitung in den Nervenzellen zur Ausführung von Kapitalverbrechen sind über die Synapsen hinweg allein schon durch die wiederholte Visualisierung aktiviert und damit durchlässig geworden. (Wikipedia: Die Synapse bezeichnet die Stelle einer neuronalen Verknüpfung, über die eine Nervenzelle in Kontakt zu einer anderen Zelle steht – einer Sinneszelle, Muskelzelle, Drüsenzelle oder anderen Nervenzelle. Synapsen dienen der Übertragung von Erregung, erlauben aber auch die Modulation der Signalübertragung, und sie vermögen darüber hinaus durch anpassende Veränderungen Information zu speichern.)
Da ein Abstumpfungsprozess eintritt, müssen darüber hinaus die Produzierenden die Reize steigern, was wiederum die Hemmschwelle gewalttätig zu werden sinken lässt.
In Deutschland weist Prof. Spitzer vor einem vergleichbaren Entstehungshintergrund einen Zusammenhang zwischen Fernsehkonsum und Gewaltdelikten bei überstimulierten Jugendlichen nach. Er stellt hier einen Prozess der Desensibilisierung gegenüber realer Gewalt und deren Opfern fest sowie die Weckung eines ‚Appetits auf Gewalt’ (S. 205).
Als Lehrer von verhaltensgestörten, aggressiven, hypermotorischen und trauma-
tisierten Kindern und Jugendlichen lehne ich Fernsehen auf der Grundlage der
Arbeiten von Prof. Spitzer wegen der schädigenden Wirkungen auf Körper, Psyche und Sozialverhalten grundsätzlich ab: Nach jedem Wochenende mit ausgiebigem TV-Konsum sind überstimulierte Kinder und Jugendliche überreizt und übermüdet – in jedem Fall angefüllt mit visuellem und seelischem Müll, der ihre Aufnahmefähigkeit blockiert. In vielen Fällen agieren sie den seelischen Ballast im Unterricht oder in den Pausen auf Kosten anderer aus in Form von körperlicher, verbaler oder sozialer Gewalt als Mobbing und anderen Einschüchterungsmechanismen.
Ich werde auf keinen Fall für Fernsehkonsum als potentiell gefährliches ‚Amusement’, das ‚unsere’ Kinder und Jugendliche nachhaltig schädigt und durch das ich täglich, vor allem zu Wochenbeginn noch mehr Arbeit habe, auch nur einen Cent entrichten.
Da ich es, wie gesagt, selbst ablehne zu konsumieren, sehe ich hierzu auch weder einen Anlass noch eine Verpflichtung.
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