immer wieder erstaunlich welch verquasten Dummfug man von sogenannten Gegnern der GEZ lesen darf. Da wundert es mich auch nicht, daß sich im Grunde nichts bewegt. Der Dummfug-Klassiker ist zwar die Forderung nach Sammelklage, aber auch sonst sorgen die Ansichten über Recht und Gesetz, über Aufgaben von Institutionen und Behörden immer wieder Grund für blankes Entsetzen. Bei so viel geballtem Sachverstand, wie er hier mitunter zum Besten gegeben wird, würde es mich auch nicht weiter erstaunen, wenn sich GEZ und Rundfunkanstalten vor Lachen auf dem Boden wälzen und schon alleine deshalb beruhigt in die Zukunft sehen.
Grundsätzlich sollte man sich mal von der merkwürdigen Vorstellung von "denen da oben und uns hier unten" verabschieden. Irgendwie scheint sich bei einigen Leuten ja die bequeme Ansicht verfestigt zu haben, es gäbe auf der einen Seite einen Staat und auf der anderen den Bürger. Dazwischen verläuft dann eine irgendwie geartete undefinierte Trennlinie, die es scheinbar unmöglich macht, daß zwischen beiden so etwas wie Austausch, Kommunikation oder Abhängigkeiten entstehen können. Das macht vieles leichter. Man kann sich ganz bar jeder weiteren Erkenntnis wunderbar über den bösen Staat und die da oben aufregen und sich in der Rolle des armen gebeutelten Opfers bequem einrichten.
Für jene, die es noch immer nicht begriffen haben: der Staat sind wir alle!
Wir leben hier auch nicht in einer Diktatur, wo sich eine Partei mittels manipulierter Wahlen 97,8% Zustimmung sichert. Stattdessen und vielleicht leider leben wir noch immer in einer Demokratie, die es möglich macht, daß sich eine im Grunde unbedeutende und überflüssige Klientelpartei und Wirtschaftshure regional teilweise über 18% Zustimmung sichern kann und Ministerpräsidenten ins Amt kommen, die so ein komisches Ding wie den Rundfunkgebührenstaatsvertrag beschließen. Aber natürlich ist dieser Gedanke viel zu kompliziert und vor allem unbequem. Denn mit dem Ablegen der eigenen Beschränktheit müßte man ja zu dem unbequemen Schluß kommen, daß jene Ministerpräsidenten, die dieses Gebilde Rundfunkgebührenstaatsvertrag beschließen, das Ergebnis des Wahlverhaltens weiter Teile der Bevölkerung sind und damit am Ende ein Produkt unserer eigenen Doofheit, Gleichgültigkeit, Toleranz oder Interessenslage. Schlimm, schlimm! Auf jeden Fall sind sie und damit auch ihre Entscheidungen das direkte oder indirekte Ergebnis demokratischer Wahlen. Und nun wird's ganz schlimm, denn demokratische Wahlen und deren unbequeme Ergebnisse kann man irgendwie ja schlecht kritisieren.
Also konzentrieren wir unsere Aufmerksamkeit und Abneigung lieber auf etwas, was sich besser als Hassobjekt eignet, als unsere eigene Blödheit. Nehmen wir also die GEZ. Daß die abgeschafft gehört, ist ausgemachte Sache. Eine Institution, die so oft durch Ignoranz, rechtswidriges Verhalten und ungerechte Behandlung vermeintlicher Gebührenschuldner aufgefallen ist, macht es uns natürlich leicht, sie als Hassobjekt zu identifizieren. Auch die schlimmen Buben von der Rundfunkgebührenbeauftragtenfront passen da ganz fein in unser Feindbild - obwohl die gar nicht von der GEZ kommen. Aber egal. Wie schön also wäre es, wenn wir die einfach los würden und - Achtung! - ins Finanzamt steckten. Dort sind sie sicher sehr gut aufgehoben, denn, man höre und staune - beim Finanzamt kann ja von heut auf morgen jeder Depp anfangen. Selbst wenn er gar keine Ausbildung zum Finanzer hat. Aber solche Überlegungen belasten unser einfaches Weltbild viel zu sehr. Wenden wir uns also anderem zu.
Der Rundfunkgebührenstaatsvertrag wurde, wie wir nun wissen, von ignoranten Menschen geschrieben und völlig willkürlich ausgelegt. Gegen das Volk natürlich, nur damit hier mal wieder die unsichtbare Trennung zwischen Staat (die da oben) und Bürger (wir hier unten) in Erinnerung gebracht wird. Und diese ignoranten Menschen (die da oben) haben sowieso keine Ahnung von der Technik der Empfangsgeräte. Die haben nur wir (unten). Technisch Versierte fragen sich an dieser Stelle, wie die Technik der Empfangsgerät sich verändert haben könnte, daß es eine ganz und gar ungerechtfertigte Ungerechtigkeit darstellt, wenn man unterstellt, daß sich Computer heutzutage zum Empfang zu allem Möglichen eignen. Sogar zum Rundfunkempfang. Haben wir am Ende bei der Entwicklung der Technik eine Rückentwicklung durchgemacht und vielleicht nur nichts davon bemerkt? Aber auch das nur am Rande. Man könnte sich auch fragen, wie ein ganz und gar gerechter Rundfunkgebührenstaatsvertrag denn ausgestaltet sein müßte damit man einerseits auf die Kontrollen durch die pösen Rundfunkschergen verzichten kann und dennoch all jene Geräte erfaßt, die tatsächlich zum Empfang von Rundfunk benutzt werden. Natürlich auf freiwilliger Basis wie bisher auch, nur eben ohne GEZ. Denn, wie jeder weiß und ja auch durch zahlreiche Beiträge in hiesigen Foren eindrucksvoll bewiesen wird, gibt es nur, wirklich nur ganz und gar grundehrliche Menschen. Und niemals nicht solche, die zwar Rundfunkgeräte haben und auch ÖR empfangen aber nicht dafür bezahlen wollen. Denn mit den ÖR ist es wie mit Musik, die man kaufen müßte, wenn man sie nicht kostenlos irgendwo runterladen will: es gibt nur Schrott. Und für Schrott bezahlt man doch nicht. Konsumieren tut mans mitunter trotzdem. Aber das nur am Rande. Jedenfalls brauchts für ehrliche Menschen keine GEZ nicht und auch keine Rundfunkschergen. Und eigentlich noch nicht mal einen Rundfunkgebührenstaatsvertrag.
Überhaupt können die ÖR ja auch von Werbung und Steuern leben. Ignorieren wir dabei der Einfachheit halber einfach mal, daß Werbefinanzierung noch mehr Werbung bedeutet (was die Mehrheit eigentlich nicht will) und Steuern zur Rundfunkfinanzierung schon aus Gründen der vielbeschworenen Staatsferne blanker Unsinn sein dürften. Aber egal, Hauptsach is, man kann das alles irgendwie mit "GEZ abschaffen" verquasten. Schließlich kommt's ja allein darauf an. Denn die GEZ handelt mit schmutzigen Mitteln, also dem, was ihr durch Rundfunkgebührenstaatsvertrag und andere Gesetze - die ja auch irgendwie wieder ein Ergebnis der Blödheit des Wahlvolkes sind - als Rahmen vorgegeben wird. Sie muß also weg. Weg! Weg! Weg!
Und wenn wir alle ganz dolle zusammenhalten, schaffen wird das. Mit Witz, Intelligenz und schlagkräftigen absolut überzeugenden Argumenten müßte der noch dümmere Rest des Wahlvolkes eigentlich zu überzeugen sein. Falls nicht das schöne (und damit wichtigere Wetter) viele Wähler in den Biergarten treibt und vom Wählen abhält.
"Philosophische oder Kommunikative Probleme kann nur verstehen oder auflösen, wer begreift, welche Fehlanwendung von Sprache sie erzeugten."
(Ludwig Wittgenstein)