Ich finde es ziemlich tollkühn, gegen einen gesetzmäßigen Bescheid deswegen zu klagen, weil man das Gesetz für verfassungswidrig hält, wenn man weder über fundierte eigene Rechtskenntnisse noch über einen guten Anwalt verfügt.
Nun, der Bürger wird leider zu dieser "Tollkühnheit" geradezu gezwungen.
Etwas anderes, als gegen das Gesetz zu klagen, bleibt einem ja nicht übrig.
Du hast die falschen Teile meines Beitrags hervorgehoben.
Ein solches Vorgehen ist nur dann ansatzweise erfolgversprechend, wenn man sich selbst sehr gut auskennt oder einen sehr guten Anwalt hat. Als Laie auf eigene Faust kann man eigentlich nur baden gehen.
Nein, nein. Ich wollte genau das Dilemma hervorheben:
Muss man schon "tollkühn" sein, um sich gegen Verfassungswidrigkeit zu wehren - unabhängig davon, über welche Rechtskenntnisse oder Anwälte man verfügt?Ich wollte betonen, dass man freiwillig "baden gehen" kann - oder mit Widerstand...
Nicht jedem ist Rechtsverständnis gottgegeben.
Nicht jeder hat die Zeit oder die Fähigkeiten, sich das alles neben dem mühsamen Alltag und dem restlichen Kampf und der Aufklärungsarbeit, die wir hier leisten, anzueignen.
Nicht jeder kennt einen "guten Anwalt"
[Anm.: auch gute Anwälte sind schon "baden gegangen"] oder hat das nötige "Kleingeld" dafür.
Dennoch - auch wenn ich nicht zwangläufig "zurate" - ist es auch oder insbesondere diesen Leuten anzuerkennen, wenn sie in ihrer "Verzweiflung" und "Ratlosigkeit" nicht wehrlos aufgeben.
Will man nicht schon nach dem Alibi-Widerspruchsverfahren aufgeben, bleibt eben nur noch, wenigstens in die 1. Instanz zu gehen. Dass dabei Rechtsverständnis und ein sachkundiger Anwalt (aber eben auch nur
*eventuell*!) hilfreich oder "erfolgversprechender" sein
können, will ich nicht bestreiten.
Ich möchte aber den Betroffenen Mut zusprechen, sich damit weiter auseinanderzusetzen, oder diesen Personen XYZ Wege aufzeigen, wie sie auch ohne allzu fundiertes Rechtswissen von anderen Verfahren lernen oder profitieren können.
Ich möchte nicht, dass diese Leute
entmutigt, sondern (ohne das Blaue vom Himmel herunterzureden)
ermutigt werden - insbesondere natürlich auch, sich weiter damit zu befassen.
"Tollkühn" finde ich daher nicht so recht den passenden Begriff für deren Verhalten...
...aber das mag nur mein persönliches Wortverständnis sein
PS: Es geht nicht nur um "Erfolg" - es geht auch um *Widerstand*/ *Protest*.
Wenn man sich immer nur wehren würde, wenn etwas vermeintlich "ansatzweise erfolgversprechend" ist, dann hätten schon unsere Vorfahren bei so manchen Dingen aufgeben müssen...
...und wir hätten heute eine andere, vermutlich noch schlimmere Welt