Von Seiten der Öffentlichen Rechtlichen in Deutschland wird ja immer argumentiert, die 17 Euro nochwas pro Monat wären ja nicht besonders viel pro Gebührenzahler. Da frage ich mich jedoch, in wie weit der finanzielle Aufwand der Bereitstellung der Öffentlich Rechtlichen Sender mit der Anzahl der Zuschauer steigt. Nur wenn die Kosten proportional ansteigen würden, wäre die Formulierung "pro Gebührenzahler" angebracht. Die Kosten für Bildung sind vielleicht proportional zur Anzahl der Schüler, aber im Fall des Öffentlich Rechtlichen Fernsehens sehe ich diesen Zusammenhang nicht. "Verstehen sie Spass?" wird doch nicht doppelt so teuer, wenn sich in Deutschland die Zahl der anmeldepflichtigen Fernseher verdoppelt. Einzig bei Rechten für eingekaufte Filme und Serien oder Sportübertragungen kann man annehmen, dass es umso teurer wird, je mehr potentielle Zuschauer es gibt. Die Frage ist, welchen Anteil des Programms diese Sendungen ausmachen.
Der Kern des Öffentlich Rechtlichen Auftrages, nämlich unabhängige Nachrichten, die für eine Demokratie unerlässlich sind, wird sicherlich kaum teurer, nur weil es mehr potentielle Zuschauer gibt. Deshalb frage ich mich, ob nicht ein Öffentlich Rechtliches Senderangebot von ähnlicher Größe wie der des österreichischen ORF (und auch mit dessem Budget) diesen Auftrag nicht ebenfalls erfüllen könnte. Die Österreicher zahlen pro Gebührenzahler etwa so viel wie wir. Dabei haben wir fast zehn mal so viele Einwohner. Für deutlich unter zwei Euro pro Monat und Gebührenzahler könnten wir eine Senderfamilie jener Größe finanzieren. Für drei oder vier Euro sind dann sogar noch einige Regionalsender drin. Die teuren eigekauften Filme und Sportübertragungen könnten dann ruhig die Privatsender übernehmen. Dann müssen wir uns auch nicht mehr ärgern, wenn aus Gebührenmitteln die Rechte an der "Tour de France" gekauft werden und dann die Übertragung plötzlich abgebrochen wird, weil die Öffentlich Rechtlichen plötzlich erfahren, dass im Radsport gedopt wird.
Nur weil es in unserem Land so viele Menschen gibt, merken wir kaum, wie viel Geld für die Öffentlich Rechtlichen ausgegeben wird. Wären wir auch nur 8,3 Millionen wie die Österreicher, würde uns unser heutiges System etwa 2000 Euro pro Jahr und Gebührenzahler kosten (abzüglich ein dem gesparten Geld für billigere Film- und Sportrechte). Dann würden wir uns ernsthaft Gedanken darüber machen, ob unser Staatsfernsehen wirklich so viel besser ist als das in Österreich.