Ich glaube, bei der Kritik am Rundfunkbeitrag gibt es drei Punkte:
1. Der finanzielle Aspekt für den Bürger
2. Demokratische Praxis in Deutschland
3. Kontrolle darüber, wie die Menschen die Welt verstehen (Kontrolle der Diskurse)
Zu 1. (Finanzieller Aspekt für den Bürger)
Warum Unterhaltung solidarisch finanzieren? Das ist denke ich der einfachste Punkt. Für viele Menschen, gerade solche, die wie ich in der Schule noch gelernt haben, dass Fernsehen, und ganz sicher zu viel Fernsehen dumm macht, ist die Aussage „Fernsehen ist Bildung“ nicht nachvollziehbar und über 200 Euro dafür im Jahr zu zahlen eine Ungeheuerlichkeit.
Auch können über 200 Euro im Jahr mitunter viel Geld sein. Und das übliche Argument man könne eine Befreiung beantragen, zieht nicht für alle Menschen in allen Lebensbereichen, da der Befreiung eine staatliche Bescheinigung vorangehen muss und dieser Aufwand mitunter nicht hinnehmbar ist.
Gleichzeitig lässt die Art und Weise, wie bei den öffentlichen Sendern Geld verprasst wird, schon fast keine andere Schlussfolgerung zu: hier muss mehr Kontrolle her und mehr Solidarität mit der zahlenden Bevölkerung. Es kann nicht sein, dass Menschen, die unter oder knapp über dem Existenzminimum leben für albernstes Unterhaltungsfernsehen zur Kasse gebeten werden. Mein Appell an die Sender: Seid solidarisch mit dem Bürger und schröpft ihn nicht mehr so.
Zu 2. (Demokratische Praxis)
Die Diskussion über den öffentlichen Rundfunk wird unterdrückt. Das ist, was mich nachdenklich stimmt. Laut verschiedenster Umfragen befürworten circa 1/3 der Bevölkerung den neuen Rundfunkbeitrag, 1/3 möchten die alte Regelung zurück und 1/3 lehnen die Rundfunkgebühr ganz ab.
Die Politik und insbesondere die etablierten Parteien scheinen jedoch derart mit den Rundfunkanstalten zu einer Symbiose verschmolzen zu sein, dass Kritik an der neuen Regelung durch die Bevölkerung überhaupt nicht zur Kenntnis genommen wird. Das zeigen auch die hier im Forum verlinkten Anfragen bei verschiedenen Parlamentariern. Ob man die CDU befragt, die Grünen, Die Linke oder die SPD, die Antworten sind alle eindeutig. In einzelnen Punkten muss nachgebessert werden, der neue Rundfunkbeitrag ist jedoch an sich notwendig und unverzichtbar.
Eine Offenheit gegenüber den Argumenten aus der Bevölkerung besteht von Seiten der Parlamentarier nicht. Der Tenor ist: „Die ‚solidarische‘ Finanzierung des öffentlichen Rundfunks ist für unsere Demokratie unverzichtbar“. Kritik an dieser Aussage wird ignoriert oder niedergeredet.
Für mein Demokratieverständnis ist dies nicht hinnehmbar und ich kann nur hoffen, dass sich mit der nächsten Bundestagswahl erste Zeichen eines Wandels einstellen werden.
Zu 3. Kontrolle darüber, wie die Menschen die Welt verstehen (Kontrolle der Diskurse)
Viele Menschen schauen Fernsehen zur Entspannung. Beim Essen, 3-4 Stunden vor dem Schlafengehen wird in einer Art Entspannungszustand Fernsehen geschaut.
Der Mensch ist in diesem Zustand nicht aufmerksam und kritisch, sondern lässt sich unkritisch berieseln. Dabei werden ihm aber immer wieder die Grundkategorien seines Denkens unterschwellig, wie bei einer Hypnose eingetrichtert.
Zum Beispiel Nachrichtensendungen. Beim Wurstbrot, müde von der Arbeit, schaut jemand fern. Dabei rieseln in schneller Folge Bilder und Texte auf den Zuschauer ein, die ihm z. Bsp. wie in einer Hypnose sagen: „Hör zu, die Welt ordnet sich in rechte und linke Parteien, du kannst wählen ob du eine rechte oder eine linke Partei wählen möchtest, denn wir leben in einem freien Land. Es gibt rechte und linke Parteien, du kannst wählen, schau wie frei du bist. Du lebst in einem guten Land, weil du zwischen rechten und linken Parteien wählen kannst, du bist frei…“
Dass es aber auch andere Möglichkeiten gibt, die Welt zu verstehen und zu ordnen, andere Muster des Denkens, neue Ansätze, wird verschwiegen und damit mehr Beteiligung der Bürger verhindert.