Kurz zur Talk-Runde: Was mir aufgefallen ist bei der Talk-Runde,
sind 2 wesentliche Punkte:
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plumpe Antwort zur Haushalts-Kopf-Pauschale
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Auf die Frage, ob es nicht ungerecht sei, dass eine Geringverdienerin mit 900 € Einnahmen pro
Monat genauso viel zahlt wie ein Millionär, brachte Eichler nur plump hervor, dass das eben so
sei: Weil man die Regelung nicht kompliziert machen wolle, weil man eben nicht mehr - wie
früher noch - alle möglichen Verdienstbescheinigungen usw. der Bürger anfordern und
auswerten wolle.
Ja ja, Hr. Eicher, diese Antwort kennen wir. Sie ist dennoch keine Ausflucht oder Begründung
für so eine himmelschreiende Ungerechtigkeit und Umverteilung von unten nach oben!
In einer Zeit mit sinkenden Reallöhnen seit über 10 Jahren, mit einem großen Niedriglohnsektor
in Deutschland, mit steigenden Belastungen für die Bürger (Mietpreise in Städten, Strompreise,
Inflation von ~ 2%) kommen sie daher und sagen: Das ist eben so. Wir brauchen jeden Monat
- von jedem - eine Kopfpauschale von 18 €! Basta aus!
Hey, haben Sie wirklich nichts gemerkt? Eichers plumpe Replik blieb denn auch so stehen -
jeder konnte sich seinen Teil denken - und wer mitdachte, dem blieb ein ziemlich häßliches
Bauch-Gefühl bestehen. "Warum nicht einfach Steuerfinanzieren, das wäre so einfach ... " sagt
mir eine innere Stimme.
Der zweite Punkt:
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Grundversorgung mißverstanden
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Der zweite entscheidenden Punkt war die Frage, warum die ÖRR denn unbedingt Fußball und
Unterhaltungsinhalte senden müssten.
Hier legte Bellut die Sicht der ÖRR dar. Er sagte - sinngemäß - ungefähr: "Wenn wir als
Öffentlich Rechtliche nicht zur Nischen-Sparte für ganz wenige Zuschauer verkommen wollen,
dann müssen wir attraktives Fernsehen machen. Dazu gehören dann Sportübertragungen,
teure Quizzshows und Krimis. Wir lassen uns nicht in ein Ghetto verbannen." Und ja, das
Verfassungsgericht hat in seinem letzten Urteil zur Grundversorgung diese Sichtweise
unterstützt.
Und hier - seien Sie mir nicht böse, lieber Hr. Bellut -
hier genau haben wir den Dissenz!
Auch wenn das Verfassungsgericht diese Argumentation zuletzt bestätigt hat, sie bleibt - nach
allem guten Menschenverstand - und nach aller Logik unseres Gemeinwesens - falsch!
Wenn die ÖRR schon so martialisch und unsozial Gebühren oder Beiträge eintreiben, dann
haben sie gefälligst ein dementsprechendes, hochwertiges Pogramm zu machen. Dann
gehören sie also - in der Terminologie von Hr. Bellut - in das Ghetto!
"Ghetto" ist so ein negatives Wort. "Angemessener Content" wäre das richtige Wort. Der ÖRR
muss zur Kenntnis nehmen, dass ein aus öffentlichen Geldern bezahlter Inhalt sich
grundsätzlich und fundamental von einem kommerziellen, nur der Quote unterliegenden Inhalt,
UNTERSCHEIDEN MUSS. Mit anderen Worten: Sie müssen in das Ghetto, ja!
Wenn die ÖRR schon so unsäglich öffentlich finanziert sind, dann darf mit diesem Geld kein
Schindluder betrieben werden. Dann sollen davon ausschließlich Politische Übertragungen,
investigativer Journalismus, Nachrichten, Dokus und Telekollegs finanziert werden. Und nichts
anderes!
Ein ÖRR braucht nicht auf die Quote zu schauen, ja: Er darf gar nicht auf die Quote als
Bewertungskriterium schauen - und selbst wenn er dann zu einem 1%-Nischensender wird:
Das ist egal, auf die Inhalte kommt es an! Der Deutschlandfunk erreicht - im Radiobereich -
auch nur vielleicht 1% der Menschen, trotzdem will ich den nicht in Frage stellen, der sendet
nämlich den von einem Öffentlich finanzierten Medium verlangten Inhalt. Warum können das
nicht ZDF und ARD auch?
Stattdessen haben sich ZDF und ARD zur beitragsfressenden Molochen (mit
Fussball-Bietergefechten, mit Promi-Honoraren, mit teuersten Krimi- und
Submedienfirmen-Finanzierung, mit undurchsichtigen Verflechtungen, mit Versorgungs- und
Pensionsmentalität für Parteifreunde) aufgebaut, die nicht mehr zu bändigen sind, und an die
sich - dank ihrer Medienmacht - kein (Jung-)Politiker mehr herantraut. Wurde da nicht schon
längst jede Bodenhaftung verloren? Die ÖRR haben etwas sehr Beunruhigendes.