http://www.nytimes.com/1990/10/16/science/how-viewers-grow-addicted-to-television.html?pagewanted=all&src=pmTitel des Artikels der New York Times: "Wie Zuschauer vom Fernsehen abhängig werden" Der Artikel ist von Daniel Goleman.
"THE proposition that television can be addictive is proving to be more than a glib metaphor. The most intensive scientific studies of people's viewing habits are finding that for the most frequent viewers, watching television has many of the marks of a dependency like alcoholism or other addictions."
Der Artikel ist vom 16 Oktober 1990. Es scheint so, als ob es zwischenzeitlich keine Fernsehabhängigen mehr gibt. So etwas passt nicht mehr in die politische Landschaft von "Tittytainment" (San Franzisco-Konferenz mit Michail Gorbatschov im Jahre 1995).
Der Artikel bespricht u.a. auch den Bezug zwischen Süchten im traditionellen Sinne, die sich zumeist stofflich (also Drogen) in physischer Abhängigkeit ausdrücken, und süchtigem Verhalten, das auf einer psychologischen Ebene anzusiedeln ist:
"But in the current version of the psychiatric diagnostic manual, issued in 1983, the category of addiction was redefined and broadened to include compulsive behaviors that people turned to for relief from distress, and continued to rely on despite negative effects on their emotional or social functioning.
'Under the broader definition, many kinds of compulsive behavior could be considered addictive, including obsessive sex or compulsive television viewing,' said Dr. Allen Frances, a psychiatrist at Cornell University Medical School, who is overseeing the revision of the diagnostic manual."
Gemäß dem obigen Artikel von 1990 gab es medizinisch eine Dauerverbindung zwischen aufgenommenen Reizen und daraus folgenden Verhalten nicht. Eine Art Zwangsverbindung zwischen äußeren Reizen und reflexartigen psychischen Reagieren - so wie man es bei der Sexualität oder Essen kennt - gab es zu diesem Zeitpunkt medizinisch offiziell nicht. Eine solche etwaige Dauerverbindung wurde diskutiert, aber medizinisch nicht als Verhaltenssucht normiert. Die Diskussion offenbarte die Notwendigkeit der Besprechung von Erfahrungen aus der medizinischen Praxis. Diese informelle Erörterung besprach aufgrund des nicht-öffentlich-rechtlichen Charakters zwangslos vorhandene Verhaltensabweichungen in Form der Fernsehsucht.
Zwischenzeitlich hat die New York Times am 5. Juni 2012 in einem neueren Artikel über "Verhaltenssüchte" berichtet:
http://www.nytimes.com/2012/06/06/opinion/the-dsm-gets-addiction-right.html?_r=0Auffällig ist, daß das "Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (D.S.M.)" als ärztliche Referenzquelle für Diagnosen nunmehr für die USA die "behavioral addictions" (also der verhaltensverursachenden Abhängigkeiten) kennt.
Der Autor, ein Arzt namens Howard Markel aus Ann Arbor, Michigan, bespricht in dem Artikel der New York Times Störungen wie:
"WHEN we say that someone is 'addicted' to a behavior like gambling or eating or playing video games, what does that mean?"
Auffällig ist, daß die Fernsehsucht nicht erwähnt wird. Wenn also im Fernsehen über Verhaltenssüchte berichtet wird, wird nicht über eine etwaige Fernsehsucht berichtet. Dieses Verhalten seitens des Fernsehens ist schlüssig, da es ja das Image ankratzen könnte, mit dem eine behauptete Notwendigkeit der Daseinsvorsorge einer "Grundversorgung mit Fernsehen" begründet werden kann.
In die Kategorie solcher verhaltensverursachenden Abhängigkeiten gehört natürlich auch das Fernsehen. Der Automatismus, mit dem das Fernsehgerät angeschaltet wird, ist nichts anderes als eine die anderen für die Bewältigung des Alltags erforderlichen Verknüpfungen überwältigende Verknüpfung im Gehirn von Betroffenen. Mit dem Rundfunkzwangsbeitrag erhebt der Rundfunkstaatsvertrag diese Neuronenverknüpfung - nämlich das Anschalten des Fernsehens - zur staatlich gewollten Norm, die auch nicht durch medizinische Klassifikationen in Frage zu stellen ist, deswegen Internet-Sucht ja, Spielsucht ja, Esssucht ja, Videospielsucht ja, aber Fernsehsucht nein. Es kann ja keine Sucht geben, die man dann zwangsweise von staatlicher Seite (also keine Staatsferne, da ja das Ordnungsrecht ins Gefängnis führen kann) selbst finanzieren muß. Deswegen die Meidung des Begriffs der "Fernsehsucht" - also des Begriffs "Television addiction".
Der Autor Howard Markel bringt eine attraktive Metapher zur Beschreibung der Situation durch den aufoktroyierten Rundfunkzwangsbeitrag in Deutschland ins Spiel: "In ancient Rome, 'addiction' referred to a legal dependency: the bond of slavery that lenders imposed upon delinquent debtors." (
http://www.nytimes.com/2012/06/06/opinion/the-dsm-gets-addiction-right.html?_r=0 ) Der Rundfunkstaatsvertrag handelt das Thema des Fernsehens auf einer ähnlichen Ebene ab: Es findet eine staatlich - denn auch die Bundesländer sind Staaten - gewollte Versklavung für alle Haushalts"vorstände" in Bezug auf die Kosten für das Fernsehen statt, das dann den Nachbarn in seinen Verhaltensweisen normieren soll. Der Unterschied zum alten Rom: Bei den Römern wurde die Versklavung durch Vertrag hergestellt. Der Rundfunkstaatsvertrag versklavt öffentlich-rechtlich.