"Grenzenlos misstrauisch
Es ist schon verwunderlich, dass bei der seit Langem platzgreifenden Schönfärberei in unserer Gesellschaft eine Bezeichnung bis ins Jahr 2012 überleben konnte, die an Ehrlichkeit kaum zu überbieten ist: Gebühren-Einzugs-Zentrale (GEZ). Mit der GEZ konnte man noch mit offenem Visier kämpfen, wenn man keinen Fernseher im Haus hatte. Die GEZ war grenzenlos misstrauisch, und auch dieses Misstrauen war ehrlich und gerechtfertigt. Jetzt ist leider auch diese wohltuende Bezeichnung verschwunden. Die 'Gebühren' wurden durch den 'Beitrag' ersetzt und durch das Verfahren des Abbuchens. Wer so viel Geld in eine Imagekampagne steckt, die nur aus dreisten Euphemismen besteht, der muss ein schlechtes Gewissen haben.
Herbert Schmidt, Egling"
aus: Süddeutsche Zeitung vom 2./3. März 2013, S. 23 (Forum & Leserbriefe)