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Autor Thema: Wie der Rundfunkbeitrag sinnvoller eingesetzt werden könnte  (Gelesen 1119 mal)

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Die Welt (Welt+ Abo), 15.12.2020

Wie der Rundfunkbeitrag sinnvoller eingesetzt werden könnte

Von Justus Haucap 

Zitat
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es gute Gründe für den Aufbau eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks. So sollte die Einflussnahme sowohl der Politik als auch der Wirtschaft begrenzt werden, um eine unabhängige und ausgewogene Berichterstattung in einem ganz zentralen Medium für die öffentliche Meinungsbildung zu gewährleisten. Zugleich waren Frequenzplätze knapp, es galt, auf den wenigen Sendeplätzen „das gesellschaftliche Meinungsspektrum möglichst umfassend und fair widerzuspiegeln“, so wörtlich ein Grundsatz der ARD.

Doch inzwischen ist das damals aufgebaute und über die Jahrzehnte immer aufwendiger alimentierte System reif für eine umfassende Reform, denn die Problemlage hat sich grundlegend geändert. Heute gibt es ein kaum noch zu überschauendes Angebot mit etwa 400 TV-Programmen in Deutschland, Video-on-Demand-Angeboten und vor allem neuen digitalen Kommunikationsplattformen. Dies sorgt für eine atemberaubende Meinungsvielfalt. Nahezu jede Meinung und noch so absurde Verschwörungstheorie findet ihren Weg in die Öffentlichkeit. An einer Vielfalt von Inhalten und Meinungen mangelt es, gerade im Internet, nun wahrlich nicht.
[…]

Weiterlesen auf (Welt+ Abo):
https://www.welt.de/kultur/medien/plus222450066/ARD-und-ZDF-Wie-der-Rundfunkbeitrag-sinnvoller-eingesetzt-werden-koennte.html



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  • Keine Akzeptanz mit Zwang!Nie wieder Haft für ÖRR!
Erst kürzlich sagte ein gewisser Andreas Meyer-Lauber, Vorsitzender von Irgendwas, k.A., aber da sitzen ja immer irgendwelche irgendwo vor:

«Dies ist ohne Aufschub geboten, um Schaden für Medienvielfalt und Meinungsbildung abzuwenden»

Damit meinte er den Klage-Kurs der Anstalten bezüglich der 86 Cent.
Da frage ich mich doch, wo lebt dieser Mann? Das muß ein ziemlich abgelegenes Gebiet sein, vielleicht die Antarktis?

Wir haben heute eine größere Medienvielfalt und damit auch ein Meinungsspektrum, wie es sie in der gesamten Geschichte der Menschheit noch nicht gegeben hat.
Meinungsvielfalt und auch Medienvielfalt können überhaupt erst aus Gegensätzen entstehen. Fehlen diese Gegensätze, dann ist Meinungsbildung nicht mehr möglich. Sie würde auf eine reine Glaubensfrage reduziert, da es schlicht keine Vergleichsmöglichkeit mehr gäbe.

Eine einfache Frage soll dieses verdeutlichen:
Woher wissen wir, dass es Nacht ist?

Man könnte jetzt spontan antworten, weil es dunkel ist und nur ein paar vereinzelte schwache Lichtpunkte am Himmel zu sehen sind.
Aber diese Antwort ist nicht ganz vollständig, denn es fehlt noch ein wesentlicher Teil.
Wir wissen, dass es Nacht ist, weil wir auch den Tag kennen. Wäre das nicht der Fall, würden wir wahrscheinlich überhaupt nicht wissen, was eine Nacht ist.

Der ÖRR ist nur ein Anbieter unter mittlerweile unzähligen anderen. Darüber hinaus ist er mit Finanzmitteln und Privilegien ausgestattet, von denen andere Anbieter nur träumen können, auch ohne diese 86 Cent. Und da spricht dieser Herr Lauber doch tatsächlich von "Schaden" für die Meinungsbildung und Medienvielfalt?

Eine der Kernaufgaben des ÖRR ist es, uns beides zu zeigen, sowohl die Nacht, wie auch den Tag. Dafür bekommt er seine Finanzmittel, sogar im Überfluss.
Aber genau dieser Kernaufgabe will der ÖRR überhaupt nicht nachkommen, wie erst kürzlich einige Äusserungen von Herrn Schönenborn vom WDR in Sachen Corona-Berichterstattung gezeigt haben.

Wenn also überhaupt irgendein "Schaden" droht, dann liegt das nicht an fehlenden 86 Cent, sondern es liegt an der Grundeinstellung des ÖRR selbst.
Aber genau diese fehlende Ausgewogenheit ist es, was laut Bundesverfassungsgericht den Rundfunkbeitrag als Vorzugslast legitimieren soll.
Der ÖRR versucht diesen (bewussten) Mangel durch Masse zu kaschieren, aber Masse alleine ist noch keine Garantie für Vielfalt. Ich kann eine Masse an Äpfeln haben, aber deswegen habe ich noch lange keine Vielfalt an Obst.

Da ich kein Welt-Abo habe, kann ich den Artikel von Herrn Haucap nicht vollständig lesen.
Aber der ÖRR sollte sich mehr auf die Bereiche konzentrieren, wo ein Defizit an Ausgewogenheit auf dem freien Markt besteht. Quotenjagd, wie sie leider an der Tagesordnung ist, und wirtschaftliche Interessen sollten eine eher untergeordnete Rolle spielen. Die Realität sieht aber leider anders aus.
(Montagmorgen, Readaktionskonferenz. Erste Frage: "Wie waren die Quoten?")

Es bedarf nicht noch 10 zusätzlicher öffentlich-rechtlicher Koch-Shows, wenn es schon 50 oder mehr auf dem freien Markt gibt.
Wenn, dann sollten solche Angebote im Rahmen eines Abo-Models realisiert werden. Dann zeigt sich nämlich, ob hier wirklich noch ein weiterer Bedarf besteht.

Ein großer Teil des Unterhaltungsangebots, welches wohl unstreitig den größten Posten an Aufwendungen bei den ÖRR verursacht, könnte damit aus dem Rundfunkbeitrag ausgekoppelt werden. Ich sage nicht, dass die Unterhaltung komplett rausgenommen werden sollte, aber zumindest auf ein vernünftiges Maß gebracht werden müsste. Lieber etwas weniger, aber dafür nicht noch mehr Einheitsbrei.

Das eigentliche Problem sind nicht 86 Cent, sondern die Einstellung des ÖRR zu seinem Auftrag.


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(Dr. H. v. Mangoldt - am 11. Januar 1949)

 
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