Erst kürzlich sagte ein gewisser Andreas Meyer-Lauber, Vorsitzender von Irgendwas, k.A., aber da sitzen ja immer irgendwelche irgendwo vor:
«Dies ist ohne Aufschub geboten, um Schaden für Medienvielfalt und Meinungsbildung abzuwenden»
Damit meinte er den Klage-Kurs der Anstalten bezüglich der 86 Cent.
Da frage ich mich doch, wo lebt dieser Mann? Das muß ein ziemlich abgelegenes Gebiet sein, vielleicht die Antarktis?
Wir haben heute eine größere Medienvielfalt und damit auch ein Meinungsspektrum, wie es sie in der gesamten Geschichte der Menschheit noch nicht gegeben hat.
Meinungsvielfalt und auch Medienvielfalt können überhaupt erst aus Gegensätzen entstehen. Fehlen diese Gegensätze, dann ist Meinungsbildung nicht mehr möglich. Sie würde auf eine reine Glaubensfrage reduziert, da es schlicht keine Vergleichsmöglichkeit mehr gäbe.
Eine einfache Frage soll dieses verdeutlichen:
Woher wissen wir, dass es Nacht ist?
Man könnte jetzt spontan antworten, weil es dunkel ist und nur ein paar vereinzelte schwache Lichtpunkte am Himmel zu sehen sind.
Aber diese Antwort ist nicht ganz vollständig, denn es fehlt noch ein wesentlicher Teil.
Wir wissen, dass es Nacht ist, weil wir auch den Tag kennen. Wäre das nicht der Fall, würden wir wahrscheinlich überhaupt nicht wissen, was eine Nacht ist.
Der ÖRR ist nur ein Anbieter unter mittlerweile unzähligen anderen. Darüber hinaus ist er mit Finanzmitteln und Privilegien ausgestattet, von denen andere Anbieter nur träumen können, auch ohne diese 86 Cent. Und da spricht dieser Herr Lauber doch tatsächlich von "Schaden" für die Meinungsbildung und Medienvielfalt?
Eine der Kernaufgaben des ÖRR ist es, uns beides zu zeigen, sowohl die Nacht, wie auch den Tag. Dafür bekommt er seine Finanzmittel, sogar im Überfluss.
Aber genau dieser Kernaufgabe will der ÖRR überhaupt nicht nachkommen, wie erst kürzlich einige Äusserungen von Herrn Schönenborn vom WDR in Sachen Corona-Berichterstattung gezeigt haben.
Wenn also überhaupt irgendein "Schaden" droht, dann liegt das nicht an fehlenden 86 Cent, sondern es liegt an der Grundeinstellung des ÖRR selbst.
Aber genau diese fehlende Ausgewogenheit ist es, was laut Bundesverfassungsgericht den Rundfunkbeitrag als Vorzugslast legitimieren soll.
Der ÖRR versucht diesen (bewussten) Mangel durch Masse zu kaschieren, aber Masse alleine ist noch keine Garantie für Vielfalt. Ich kann eine Masse an Äpfeln haben, aber deswegen habe ich noch lange keine Vielfalt an Obst.
Da ich kein Welt-Abo habe, kann ich den Artikel von Herrn Haucap nicht vollständig lesen.
Aber der ÖRR sollte sich mehr auf die Bereiche konzentrieren, wo ein Defizit an Ausgewogenheit auf dem freien Markt besteht. Quotenjagd, wie sie leider an der Tagesordnung ist, und wirtschaftliche Interessen sollten eine eher untergeordnete Rolle spielen. Die Realität sieht aber leider anders aus.
(Montagmorgen, Readaktionskonferenz. Erste Frage: "Wie waren die Quoten?")
Es bedarf nicht noch 10 zusätzlicher öffentlich-rechtlicher Koch-Shows, wenn es schon 50 oder mehr auf dem freien Markt gibt.
Wenn, dann sollten solche Angebote im Rahmen eines Abo-Models realisiert werden. Dann zeigt sich nämlich, ob hier wirklich noch ein weiterer Bedarf besteht.
Ein großer Teil des Unterhaltungsangebots, welches wohl unstreitig den größten Posten an Aufwendungen bei den ÖRR verursacht, könnte damit aus dem Rundfunkbeitrag ausgekoppelt werden. Ich sage nicht, dass die Unterhaltung komplett rausgenommen werden sollte, aber zumindest auf ein vernünftiges Maß gebracht werden müsste. Lieber etwas weniger, aber dafür nicht noch mehr Einheitsbrei.
Das eigentliche Problem sind nicht 86 Cent, sondern die Einstellung des ÖRR zu seinem Auftrag.
"Wenn so eine Welle des Aufruhrs durch das Land geht, wenn "es in der Luft liegt", wenn viele mitmachen, dann kann in einer letzten, gewaltigen Anstrengung dieses System abgeschüttelt werden."
(II. Flugblatt der Weißen Rose)
"Fear. It's the oldest tool of power. If you're distracted by fear of those around you, it keeps you from seeing the actions of those above."
(Mulder)
"Die Meinungsbildung muß aber absolut frei sein; sie findet keine Grenze."
(Dr. H. v. Mangoldt - am 11. Januar 1949)