Sehr geehrte Frau Dr. Vernau,
ich habe heute Ihre Ankündigung des neuen Geschäftsführers des Beitragservice gelesen. Die wenigen Worte, die ich da von Ihnen lesen konnte, haben mich sehr bewegt. Meine Gedanken kehren immer wieder zu Ihnen zurück. Da ist es, denke ich, fair von mir, Ihnen auch Zugang dazu zu gewähren.
Vielleicht halten Sie es auch so, wie erfahrungsgemäß viele Menschen, die in unserem Land zu „Amt und Würden“ gekommen sind, die keine Gedanken, die an ihr Menschsein erinnern könnten, an sich heranlassen. Eingehende Briefe werden an Mitarbeiter geleitet, mit dem einzigen Auftrag, den Schreiber, der das Gespräch suchte, zum Verstummen zu bringen. (Deshalb wahrscheinlich das Wunschdenken Ihres neuen Kommunikationschef Goran Goic` in einem Interview „Die Beitragsgegner sind verstummt.“)
Wie auch immer, ich will meinem Herzen Luft machen, um mich wieder einem anderen Thema zuwenden zu können. Vielleicht nehmen Sie die Chance aber auch wahr, eine längst vergessene Saite in Ihnen wieder zum Klingen zu bringen. Das sollte mich freuen.
Es geht um das Thema Würde. Weil das Thema brennend aktuell ist in unserem Land, hat der Gehirnforscher Gerald Hüther dazu ein Buch geschrieben, das jedem noch lesenden Menschen wärmstens zu empfehlen ist.
Gerald Hüther, Würde – Was uns stark macht als Einzelne und als Gesellschaft“, Pantheon Verlag, München 2019
Auf dem Cover heißt es: Unsere Würde zu entdecken, also das zutiefst Menschliche in uns, ist die zentrale Aufgabe im 21.Jahrhundert“, sagt der Neurobiologe Gerald Hüther. Ohne diesen Kompass laufen wir in einer zunehmend komplexer werdenden und von ökonomischen Kriterien bestimmten Welt Gefahr, die Orientierung zu verlieren. (…)
(Weiter in etwa wie in
Parlamentarier mit Mut zum Nein-Sagen gesucht
https://gez-boykott.de/Forum/index.php/topic,31767.msg199966.html#msg199966)
Ihre kurzen Ausführungen, Frau Dr. Vernau, sind ein sprechendes Beispiel dafür, wie es um die Würde in unserem Land bestellt ist. Ich gehe dabei von den folgenden Sätzen aus:
Die Verwaltungsratsvorsitzende des Beitragsservice, Dr. Katrin Vernau:
„Der Beitragsservice ist eine tragende Säule des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland. Die Gemeinschaftseinrichtung von ARD, ZDF und Deutschlandradio ist für die
Abwicklung des Beitragseinzugs und
die Verwaltung der rund 46 Millionen Beitragskonten zuständig. Daher kommt der Leitung des Beitragsservice eine große Bedeutung zu und ich freue mich sehr, dass wir Herrn Krüßel für die Aufgabe gewinnen konnten. Ich habe in den letzten Jahren bereits sehr erfolgreich mit ihm zusammengearbeitet und schätze – neben seiner fachlichen Expertise – vor allem sein Kommunikationsgeschick und seinen wertschätzenden Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ich bin sehr froh, die wichtige Position des Geschäftsführers mit einer so außerordentlich qualifizierten Führungskraft besetzen zu können.“
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“, heißt es im Grundgesetz. (Inzwischen Makulatur?) Es sind die Worte, die immer wieder in die Welt gesandt werden, die Haltung, die gelebt wird. (Aber seit dem Framing-Manual ist es kein Geheimnis mehr, wie die Worte missbraucht werden, um Menschen am klaren Denken zu hindern.)
So ist es für Sie, Frau Vernau, selbstverständlich, vom
Beitragsservice zu sprechen. Beitrag bezahle ich, wo ich dazu gehören will. „Ihr Beitragsservice“ stand unter dem ersten Schreiben, das ich 2016 bekam . Mein Beitragsservice? Ein Service für eine Dienstleistung, die ich gar nicht will und nie in Anspruch genommen habe?
Dass das Inkassobüro
zur tragenden Säule des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland geworden ist, ist eine bedauerliche Tatsache. Um den ÖRR zu tragen, werden Menschen, die keinerlei Beziehung zu den Anstalten haben, und Menschen, die ein so geringes Einkommen haben, dass sie zu keinerlei Steuern herangezogen werden, zu
Beitragsschuldnern erklärt, zu einer Nummer gemacht, und sie werden als
Beitragskonto verwaltet. Auf den eigenen Willen kommt es nicht an. Der eigene Wille ist aber das, was einen Menschen ausmacht. Auf den Menschen kommt es nicht an. Ein Mensch ist ein Subjekt. Als solches gilt er nicht. Er wird nur als Objekt gebraucht. Das geschieht dann sogar per Maschine. Beitragskonten und Nummern können maschinell verwaltet werden.
Also eine tragende Säule der Würdelosigkeit in Deutschland.Der neue Geschäftsführer soll für
rund 46 Millionen Beitragskonten zuständig sein.
Aber wie viele Menschen es gibt,
die sich ihr Menschsein und damit ihr Subjektsein nicht einfach nehmen lassen und
die ihnen zugedachte Rolle des maschinell zu verwaltenden Beitragskontos nicht annehmen, das zu ermitteln, liebe Frau Vernau, sollte für Sie ein Leichtes sein.Ich beziehe mich darauf, dass es allein in Baden-Württemberg (Landtag von Baden-Württemberg, Drucksache 16 / 7026, 09. 10. 2019 - Kleine Anfrage des Abg. Stefan Räpple AfD und Antwort des Staatsministeriums)
2017: 1.173.565, 2018: 1.494.095, 2019 bis einschl. September 1.079.313 vollstreckbare Titel (angebliche Verwaltungsakte) EINER MASCHINE gab.
ARD-ZDF-Deutschlandradio hat durch eine MASCHINE um AMTSHILFE zur VOLLSTRECKUNG
2017: 161.498 mal, 2018: 143.682 mal und 2019 bis einschließlich September: 103.597 mal ersucht.
Also
mehr als eine Million „Beitragskonten“, hinter denen selbstdenkende Menschen stecken. Und das nur für Baden-Würtemberg.
Wie viele Millionen, wieviel Prozent von den 46 Millionen Beitragskonten werden es für alle Sendeanstalten zusammen sein ?Sehr geehrte Frau Dr. Vernau, Sie heben „vor allem sein Kommunikationsgeschick und seinen wertschätzenden Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“ hervor. Ich hatte gedacht, dass das für eine Führungskraft selbstverständlich ist. Ist es also nicht so? „Ich bin sehr froh, die wichtige Position des Geschäftsführers mit einer so außerordentlich qualifizierten Führungskraft besetzen zu können.“ Ist Herr Krüßel auch damit eine große Ausnahme?
Dann wünsche ich mir viele solcher Ausnahmen, Ausnahmen die das Bewusstsein der eigenen Würde entwickeln konnten und deshalb auch andere Menschen nicht als Objekte behandeln sondern ihnen in Würde begegnen.
Seien Sie gegrüßt