Die "bürgerliche Koalition" scheiterte bereits kurz nach Kriegsende. Niklas Frank - ein Sohn des "Schlächters von Polen" - gab der gescheiterten Entnazifizierung die Schuld.
Niemand interessierte sich dafür, was die Eltern in der NS-Zeit gemacht haben
Klar, nur wenige Kinder von Nazis haben einen solch berühmten und mit Schuld aufgeladenen Vater wie der heute 77-jährige Niklas Frank. Aber die NSDAP hatte 1945 immerhin 8,5 Millionen Mitglieder. Folglich haben Millionen Nachkommen in den Nachkriegsjahrzehnten gelebt und leben noch immer.
„Aber niemand aus der Familie hat sich später dafür interessiert, was der Vater, die Mutter oder die Großeltern während der Nazi-Diktatur und des Krieges getan haben“. Das war eine der Erkenntnisse, die Frank während seiner Recherchen mit am meisten erschüttert hat.
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Ziel der Entnazifizierungsaktion, die von den alliierten Siegermächten gestartet und bald in deutsche Hände gegeben wurde, war es, dafür zu sorgen, dass ehemalige Nationalsozialisten im öffentlichen Leben in beiden Teilen des neuen Deutschland keine Rolle mehr spielen würden. Dass dieses Vorhaben – auf beiden Seiten - gründlich misslungen ist, ist eine längst bekannte Erkenntnis. Auf welche Art und Weise sich aber fast alle der Millionen Überprüften mindestens als Mitläufer, wenn nicht als Nazi-Gegner darstellten, hat Frank dann doch überrascht.
Die Nachkriegszeit integrierte fast die gesamte NS-Justiz wieder in die nun entstehende Gesellschaft. Auch im öffentlichen Dienst wurden viele ehemalige Nazis wieder gebraucht.
Ich kann mich da nur Niklas Frank anschließen, "Das habe Nachwirkungen bis heute."
Focus bespricht die Nachforschungen von Niklas Frank.
Niklas Frank wurde als Sohn des nationalsozialistischen Politikers Hans Frank (1900–1946) und dessen Frau Brigitte (geb. Herbst, 1895–1959) geboren
FOCUS-Online-Autor Armin Fuhrer Dienstag, 18.10.2016, 10:48https://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/entnazifierung-niemand-hat-bedauert-was-er-getan-hat_id_6084421.html