Also eines ist doch wohl absolut logisch:
Man arrangiert sich nicht eine Sprachexpertin für 120.000 Mücken um diese dann Vorgesagtes schriftlich festzuhalten. Das könnte eine interne Schreibkraft nämlich wesentlich günstiger erledigen.
Es dürfte wohl eher darauf hinauslaufen, dass sie der Sprachexpertin ihre Probleme geschildert haben und diese dann beauftragten, Floskeln und Strategien zu entwickeln, um diese Probleme "wegzuframen".
Natürlich versuchen sie das mit schöner Regelmäßigkeit auch selbst, aber sie wissen auch, dass das nur bei ganz naiven Schäfchen wirklich funktioniert.
Fast schon wie nach einem Stundenplan tauchen immer wieder diese sogenannten repräsentativen Umfragen auf, mit Werten, wo man sich ernsthaft fragt, warum eigentlich nicht sofort auf 100% aufgerundet wird. Hinzu kommen Selbstbeweihräucherungsorgien, die geradezu vor Schleim triefen, so dass man immer ein Taschentuch zur Hand haben sollte.
Die naive Vorstellung dahinter: Wenn man das nur oft genug wiederholt, werden es die Menschen schon fressen. Aber das ist ein Trugschluss.
Das wird auch nicht mit den von dieser Sprachexpertin entwickelten "Frames" funktionieren.
Ein Beispiel dazu aus der Wirklichkeit: (Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk: Ich meine hier nicht die gescriptete Realität.)
Anfang der 90er Jahre ging in unserem Kreis ein neues privates Lokalradio an den Start. Dieser Sender war wirklich cool. Die Moderatoren waren richtig locker drauf - (Beispiel einer Moderatorin am Morgen an die Zuhörerinnen: "Da Männer bekanntermaßen erst auf den Busen und dann auf Po und Beine starren, können Sie sich das Schminken heute Morgen eigentlich sparen.") - und nicht so steif wie die "Öffis" und die Musik war überwiegend aktuell und gut ausgewählt.
Ich habe diesen Sender eine ganze Zeit lang gerne gehört. Aber es gab auch eine Nebenerscheinung. Fast gefühlte 10-20 Mal in der Stunde wurden Sprüche eingespielt wie: "Die beste Musik." oder "Der beste Mix."
Irgendwann war das einfach nicht mehr zu ertragen. Da konnte der Sender noch so gut sein, ich habe ihn nicht mehr eingeschaltet.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat ein Problem, welches er anscheinend in dieser Dimension nicht vorhergesehen hat. Aber dieses Problem hat er sich selbst geschaffen.
Er leidet an einem stetig zunehmenden Akzeptanzverlust (und Realitätsverlust, wenn er das sich selbst gegenüber leugnet).
Und wie reagiert der öffentlich-rechtliche Rundfunk darauf? Versucht er vielleicht an den Missständen, die ihm sehr wohl bekannt sind, etwas zu ändern?
Nein, er beauftragt stattdessen eine Sprachexpertin um diese Missstände mit moralischer Farbe einfach zu überpinseln.
Es ist genauso, als wenn man versucht einen Schimmelfleck zu überstreichen. Der Schimmel bleibt unter der Farbe bestehen und er wird immer wieder durchkommen.
Es soll also die moralische Schiene gefahren werden. Die kann ich aber auch.
Wie moralisch ist es, wenn man älteren Menschen, die sich meist nicht mehr wehren können, den Zwangsvollstrecker auf den Hals hetzt?
Wie moralisch ist es, wenn eine junge Mutter samt Säugling in "Geiselhaft" genommen wird und der Vater das "Lösegeld" von der Bank besorgen muß um seine Frau mit Kind wieder "freizukaufen"?
Wie moralisch ist es, wenn einem Menschen wegen einiger läppischer Kröten das Auto weggepfändet und zwangsversteigert wird?
Wie moralisch ist es, wenn eine Frau rund 2 Monate in Haft kommt und dadurch sogar ihren Arbeitsplatz verliert?
Wie moralisch ist es, wenn gegen bestimmte Menschen eine wahre Hetzkampagne gefahren wird, die ihren bisherigen Höhepunkt in diesem "Manual" ab Seite 60 erreicht hat? (Sollte sich wirklich jeder aufmerksam durchlesen und auch reflektieren, was dort zum Besten gegeben wird. Und man sollte auch berücksichtigen, womit sich diese "Sprachexpertin" während ihres Studiums befasst hat.)
Und ja, ich rede hier von Menschen, die keinen Rundfunk nutzen. Zuerst hat man es mit Diffamierungen ala "Schwarzseher" oder gar "Zechpreller" versucht. Dann ging man einen Schritt weiter und versuchte sie in die "rechte Ecke" zu stellen.
Und jetzt werden sie gar als "Beitragshinterzieher" oder "demokratiefern" bezeichnet, oder machen sich des "Loyalitätsbruchs" schuldig und stopfen sich das Geld in die eigene Tasche. (Von welchem Geld schwafelt diese "Sprachexpertin" eigentlich?)
Schlimmer noch, diese "Sprachexpertin" versucht sogar sie von den "ehrlichen Bürgern" auszugrenzen.
An dieser Stelle eine Frage an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk:
Wenn es denn der Wille unserer Eltern und Großeltern war, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk von allen zu finanzieren ist, warum wurde er dann nicht seit seiner Gründung durch eine allgemeine Abgabe, die von jedem Haushalt zu entrichten ist und unabhängig vom Vorhandensein eines Empfangsgerätes finanziert?
Vielleicht, weil unsere Eltern und Großeltern nicht im Traum daran gedacht hätten, dass es jemals soweit kommen könnte? Anscheinend hielten sie eine Gebührenfinanzierung für das geeignete Mittel.
In einem gewissen Zeitabschnitt der Geschichte dieses Landes wurde schon einmal gegen eine bestimmte Gruppe der Bevölkerung gehetzt. Die Folgen dürften allgemein bekannt sein. (Frau Wehling hat sich ja eingehend damit beschäftigt.)
Was in diesem "Manual" ab Seite 60 zu lesen ist, unterscheidet sich kaum noch von den Methoden von damals.
Wie weit ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk bereit zu gehen, um seine (eigennützigen) Interessen durchzusetzen? Wie weit ist er bereit, sich der Methoden von damals zu bedienen?
Nein, mein lieber öffentlich-rechtlicher Rundfunk, da reicht selbst eimerweise moralische Farbe nicht mehr aus, um den ganzen Schimmel zu überdecken.
"Wenn so eine Welle des Aufruhrs durch das Land geht, wenn "es in der Luft liegt", wenn viele mitmachen, dann kann in einer letzten, gewaltigen Anstrengung dieses System abgeschüttelt werden."
(II. Flugblatt der Weißen Rose)
"Fear. It's the oldest tool of power. If you're distracted by fear of those around you, it keeps you from seeing the actions of those above."
(Mulder)
"Die Meinungsbildung muß aber absolut frei sein; sie findet keine Grenze."
(Dr. H. v. Mangoldt - am 11. Januar 1949)