Beim vorläufigen amtlichen Endergebnis (Stand: 4. März 2018 16:15:41) [1] haben sich lediglich 38,93% der Wahlberechtigten mit einem eindeutigen JA für die Beibehaltung der bisherigen Finanzierung ausgesprochen. Eine Wahlbeteiligung von 54,4% ist m.E. eine eher mäßige, wenngleich ich sonstiges Abstimmverhalten in der Schweiz zu anderen Themen nicht kenne.
Man kann halt sinnvoll die Mehrheit nur unter denen ermitteln, die auch das Interesse haben abzustimmen, also an der Entscheidung teilzuhaben. Bedauerlicherweise war von denen mit 71.6% eben die klare Mehrheit für den Status quo.
Das heißt übrigens, sie haben mit Nein gestimmt, also die Initiative zur Abschaffung der Gebühren abgelehnt.
Die Stimmbeteiligung ist meistens niedrig. Sie lag bei dieser Abstimmung mit 54.4% sogar noch im oberen Bereich. Zahlen gibt es hier auf der Internetpräsenz des Schweizer Bundesamtes für Statistik:
https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/politik/abstimmungen/stimmbeteiligung.htmlBemerkenswert bleibt trotzdem, dass nicht nur eine marginalisierte Gruppe die No Billag-Initiative angenommen hat, denn 30% sind ein relevanter Anteil.
Die Frage ist, warum verteidigen dennoch so viele den Status quo?
Ich könnte mir vorstellen, dass die 30%, die die Initiative annehmen wollten, den Rundfunk eher nicht oder garnicht nutzen und die 70%, die ablehnten, sehen halt gern fern. Bei Abschaffung der Zwangsgebühr wäre es für sie teurer geworden. So ist sich halt jeder selbst der nächste, bei den Rundfunkkonsumenten genauso wie bei denen, die beim SRF ihr Brot verdienen, direkt oder indirekt.
Die Gegner der Initiative haben im übrigen eine erfolgreiche Taktik vor der Abstimmung lanciert. Es wurde das SRF und seine Gebühren als eine genuin Schweizer Institution dargestellt, obwohl das Prinzip in anderen Ländern Europas praktisch das gleiche ist. Ohne SRF würde die Schweiz, insbesondere weil das Schweizer Radio und Fernsehen die verschiedenen Sprachregionen verbinden würde, auseinanderbrechen, so die gekonnte Darstellung. Ich denke, das hat beim Stimmbürger verfangen. De facto ist es beim SRF ja das gleiche wie bei ZDF/ARD oder im Rest Europas.
Aber mit der Begründung, in Deutschland ist es genau das Gleiche und sie sind uns mit der allgemeinen Wohnungsabgabe seit 2013 sogar 6 Jahre voraus, jetzt machen wir es den Deutschen ab 2019 nach, wäre man wohl kaum weit gekommen.
Gute Propaganda will halt gekonnt sein, auch in der Schweiz.
Interessant wäre noch zu wissen, dass in der Schweiz immerhin 25% der Wohnbevölkerung Ausländer (in Deutschland nur 11%, wobei der Anteil der Bürger mit Migrationshintergrund wahrscheinlich ähnlich ist, aber die Einbürgerung in Deutschland leichter ist) sind, die nicht abstimmen dürfen, aber trotzdem zahlen müssen. Es gehört nicht viel Fantasie dazu, dass das Ergebnis etwas anders ausgefallen wäre, hätten diese Zahler, die wahrscheinlich weniger SRF konsumieren, auch abstimmen und nicht nur zahlen dürfen.