Gibt es schwachen öffentlichen Rundfunk? Woran liegt es? Antenne defekt? Signalstärke nicht richtig? Reicht es nicht, dass es öffentlichen Rundfunk gibt? Jetzt soll er auch noch stark sein, wie der starke Mann? Eine Sache, welche andere die nicht so "stark" sind an die Wand oder zu Boden drücken kann? Also was soll das? Und da ist es wieder das Wort "Qualitätsjournalismus": Was genau ist das und was ist zur Abgrenzung kein "Qualitätsjournalismus"? Wer legt das fest? Wo steht das? An welchen nachprüfbaren Kriterien kann das gemessen werden? Ab wann darf das Wort "Qualitätsjournalismus" benutzt werden? Was ist der Unterschied zu "Journalismus"? Ist der Unterschied messbar? Gibt es überhaupt einen Unterschied?
"...zunehmende Hetze und Verrohung in den sozialen Netzwerken machten..." ist das eine Angelegenheit für den Rundfunk und damit relevant? Ist es Aufgabe des Rundfunks gegen Hetze vorzugehen? Kann es sein, dass diese Aufgabe bereits eine staatliche Stelle ausübt?
Im Zeitalter des technischen Fortschritts wird jeder zum privaten Sender sowie Verleger, denn es ist möglich für jeden einzelnen im Internet Angebote anzubieten. Die Rundfunkfreiheit ist für alle da, es ist ein Jedermanns-Recht.
Einige Personen machen das bereits und betreiben als privater "Sender" Foren, Blogs oder ähnliches. Das Wort "Sender" besagt nur, dass Informationen von einer Stelle aus in Richtung Empfänger verbreitet werden. Die Technik, welche dazu genutzt wird spielt letzten Endes keine Rolle, solange es Empfänger gibt.
Bleibt die Frage, mit welchen privaten Sendern die Kirche hier einen Anschluss sucht. Wahrscheinlich haben sie die Veränderung zwar bemerkt aber die Konsequenz falsch verstanden. Es gibt kein "Leitmedium", bei einer Freiheit für alle. Es gibt die Möglichkeit Empfänger für sich zu gewinnen - das geht überhaupt nur mit Inhalten. Sind die Inhalte uninteressant, dann bleiben die Empfänger aus. Auf der anderen Seite baut sich bei Zwang Widerstand auf. Zwangssysteme werden in einer aufgeklärten Umgebung nicht überleben. Dabei reicht es bereits, dass etwas als Zwang empfunden wird. Das fühlt sich dann falsch an und wenn erstmal das Gefühl da ist, dann wird genauer hingeschaut. Eine Lösung gesucht und diese wird letztlich auch gefunden werden.
Die Kirche kann mit den richtigen Inhalten sicherlich die Bürger erreichen, ob das mit Rundfunk erfolgreich ist oder nicht, muss sie halt prüfen. Mit dem öffentlich rechtlichen hat die Kirche den Anschluss an die junge Bevölkerung sicherlich verpasst, wegen dem durchschnittlichen Nutzungsalter > 60, also müssen sie doch an dieser Stelle andere Ansätze finden. Eine Ausweitung oder gar Verstärkung hin zum starken Mann (Alleinherrschaft) im Rundfunk bringt keine Personen als Nutzer, welche das nicht bereits nutzten - hier von Rückgewinnung zu sprechen, ist immer falsch. Es dürfte schlicht nicht möglich sein, junge Personen an klassisches Fernsehen zu binden, wenn diese bereits anderes kennenlernen konnten. Einen Nichtnutzer erreicht man nicht mit Programm-Änderungen, wenn der Rest gleich bleibt, weil der Nichtnutzer bereits das Medium nicht nutzt. In der Geschichte der Kirche sollte dieser Umstand bekannt sein.
Wie entwickelt sich ein Nichtnutzer? Das ist vergleichbar mit der Entwicklung einer Person, welche sich zum Kirchenaustritt entscheidet. Ist diese Entwicklung bei der gleichen Person rückwärts zu vollziehen? Welche Werte wird die Person an Ihre Nachkommen vermitteln? Ein Kontakt ist vielleicht möglich, aber zu einer Nutzung muss es bei Nachkommen in der Kindheit nicht kommen. Warum sollte sich das ändern, wenn diese älter werden? Würde man die Entwicklung zwischen Rundfunk und Kirche vergleichen unter dem Aspekt der Kirchenaustritte und Nichtnutzung können Generation übergreifende Parallelen gefunden werden.
Was bringt es der Kirche, einen starken öffentlichen Rundfunk zu wünschen?
Erreicht die Kirche damit mehr Bürger oder ist das Anliegen ein anderes?
Wenn es um Diskussionskultur geht, dann ist Rundfunk das falsche Mittel, schon weil nur mehr Sender, denn für Diskussion bedarf es mehr Rückkanäle.
Seiten im Netz mit schlechter Hetze usw. erreicht man nicht wenn irgendwas irgendwo gesendet wird, sondern nur, wenn die vorhanden Rückkanäle dieser Angebote selbst benutzt werden.
Alles andere ist Kosmetik an der falschen Stelle.