Mit der Realität und der Qualität der Angebote hat das nix zu tun.
Insbesondere kann man dem MDR mindestens bezüglich des TV-Programm nicht nachsagen, es ginge ihm um Qualität. So gibt es heute Abend natürlich wieder einmal eine Musiksendung. Diesmal mit dem schier unverwüstlichen Gunther Emmerlich. Unter dem Namen "Auf Engelsschwingen" bietet die seelige Sendung angeblich die schönsten Weihnachtslieder. Gunter Emmerlich, inzwischen 73 Jahre alt, wird vom MDR nachgesagt, Weihnachten ohne Musik wäre für einen Vollblutsänger wie ihn unvorstellbar. Ich hoffe, dass es unter den Bürgern, die dem MDR quasi ausgeliefert sind, genügend Menschen gibt, die sich eine Weihnachtszeit ohne Gunter Emmerlich sehr gut vorstellen können, wenigstens eine ohne seine Fernsehauftritte.
Morgen Abend gibt es übrigens ein besonderes Leckerli: Das Adventsfest der 100.000 Lichter, die große Show zur Eröffnung der Weihnachtsmärkte. Die wird von Florian Silbereisen präsentiert. Bei der Sendung handelt es sich übrigens um eine Wiederholung. Und zwar aus dem so weit zurückliegenden Jahr 2017 (!). Stark. Man sollte sich u. U. darauf einrichten, dass Sendungen dieser Qualität jeden Tag wiederholt werden, und zwar solange, bis auch der letzte Goldfisch diese Dödelmusik mitsummen kann.
Damit die MDR Zuschauer nicht aus der Übung kommen mit der Weihnachtsgemütlichkeit gibt es am Freitag Abend die Sendung "Der Kreuzchor - Weihnachtskonzert aus Dresden". Angedroht wird, dass "bei dem riesigen Event vor 25.000 Zuschauern im Stadion von Dresden ganz Mitteldeutschland die schönsten Weihnachtslieder singt". Das wird garantiert ein unvergesslicher Abend.
Nach etwas Erholung kann man sich dann auf den Samstag den 23. Dezember freuen, denn da gibt es "Weihnachten bei uns, präsentiert von Kim Fisher". Die große Show vor der Bescherung aus der Stadthalle in Chemnitz soll die Wartezeit auf die Bescherung verkürzen. Die ist in Deutschland traditionell zwar erst am 24. Dezember, aber warum nicht 24 Stunden lang freuen, singen, saufen? Daher gibt es nach kurzen und sicher unerfreulichen Nachrichten Gunter Emmerlich, diesmal mit "Meine Weihnacht - Meine Lieder". Wer genügend Kondition für so einen Schmarrn hat, dem sei dann eine Sendung ab 5:20 Uhr am Sonntagmorgen empfohlen: "Semperopernball Debütanten 2010 - 2013 Nonstop". Sicher eine fabelhafte Sendung.
Am 24. Dezember dann den Schwätzer Axel Bulthaupt in "Wiedersehen macht Freude am Heiligabend". Nach einer kurzen Unterbrechung durch einen Zusammenschnitt sicher sehr witziger Szenen irgendwelcher Altmeister des deutschen Humors aus den Jahren 1993, 1994, 1995 und 1996 gibt dann ab 23:30 Uhr der Thomanerchor und das Gewandhausorchester unter Leitung von Thomaskantor Christoph Biller das "Johann Sebastian Bach - Weihnachtsoratorium". Das rockt! Wem das noch nicht reicht oder wer die Sendungen vom Abend wegen Verwandtenbesuch oder des leidigen Auspackens von Geschenken nicht sehen konnte, der hat ab 3:20 Uhr noch eine Gelegenheit sich an den Debütantinnen der Opernbälle 2010 - 2013 zu wärmen; rein bildlich gesprochen, die Damen etwa anzufassen, das wird nix. Ab 4:00 Uhr dann wieder Axel Bulthaupt, die Wiederholung. Unbedingt reinziehen, denn die nächste Woche wird auch nicht besser. Es droht "Die große Silvester Schlagerparty - präsentiert von Mareile Höppner und Ross Antony".
Sieht sich außer Frau Wille irgend jemand diese Sendungen wirklich an? Falls ja: Respekt! Ich jedenfalls könnte das nicht.
M. Boettcher
Ken Je(b)sen, Betreiber von KenFM, soll "politische Entfremdung" betreiben und "unwahre Verschwörungstheorien" verbreiten. Daher beobachtet ihn der sogn. Verfassungsschutz. Würden die "Verschwörungspraktiker" dieses Dienstes ihren Maßstab an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Publikationen von der BILD-Zeitung bis zum Magazin SPIEGEL anlegen, in Deutschland bliebe kein Medium unbeobachtet. So schnell wird in Deutschland zum Staatsfeind, der nicht mit dem Strom schwimmt.