Nicht-Nutzer des ÖPNV sollen mit diesem Ticket zu einer Nutzung bewegt und dem ÖPNV eine bessere Angebotsqualität ermöglicht werden.
Oh ja, zwingt die Nichtnutzer zu ihrem Glück. Das wäre besonders in Hamburg überaus sinnvoll. Da werden 19% aller Strecken mit dem ÖPNV zurückgelegt (zum Vergleich: In Berlin sind es doppelt so viel und in München wohl auch). Trotzdem sind U- und S-Bahnen zu Stoßzeiten brechend voll. Von einer gewissen Metrobuslinie will ich gar nicht anfangen. Eine "Verbesserung der Angebotsqualität" kann eigentlich nur durch den Bau neuer Schnellbahnstrecken erreicht werden, was mindestens 20 Jahre dauert. Anders als beim Rundfunk ist es eben nicht egal, wie viele Leute tatsächlich von ihrem "Vorteil" Gebrauch machen, den Kram nutzen zu dürfen.
Andererseits lassen sich doch aber alle "Argumente" für den Rundfunkbeitrag ganz wunderbar übertragen:
"Ich brauche keinen ÖPNV. Ich wohne 50 Meter von meinem Arbeitsplatz entfernt, mein gesamter Freundes- und Bekanntenkreis lebt in der Nähe. Wenn ich doch mal ein paar Kilometer fahren muss, benutze ich das Fahrrad. Das ist flexibler und gesünder."
"Ja, aber Sie haben die Möglichkeit, den ÖPNV zu nutzen."
"Ich nutze ihn aber nicht. Die nächste Bushaltestelle ist ewig weit weg und nach 22 Uhr fährt da nichts mehr. Das ist für mich schlicht unattraktiv."
"Ja, aber Sie haben die Möglichkeit, diesen Bus zu nutzen. Wie sollen wir eigentlich sicher sein, dass sie das nicht doch tun. Erzählen können Sie uns ja eine Menge."
"Wie wäre es mit Fahrkartenkontrollen? Es gibt doch zudem wohl längst technische Möglichkeiten, durch elektronische Fahrscheine schon beim Einsteigen sicherzustellen, dass jeder Fahrgast ein gültiges Ticket hat. Da gibt es dann keine Schwarfahrer mehr."
"Ja, aber stellen Sie sich vor: Die Fahrkartenkontrollen zwingen uns zur Aufnahme von Personalien, wenn einer beim Schwarzfahren erwischt wird. Und: Werden Sie gerne morgens auf dem Weg zur Arbeit von Kontrolleuren belästigt? Da ist es doch viel besser und bequemer, jeder bezahlt seinen Beitrag unabhängig davon, ob er den ÖPNV auch nutzt."
"Aber wenn jemand wirklich keinen ÖPNV nutzt, weil er vielleicht auf dem Land wohnt, wo nur zwei mal am Tag ein Bus fährt?"
"Dann profitiert doch aber auch er davon, dass es einen ÖPNV gibt. Millionen Menschen kommen so jeden Tag zur Arbeit, erbringen dort Dienstleistungen und zahlen Steuern."
"Das tun sie doch aber auch, wenn sie mit dem privaten PKW zur Arbeit fahren."
"Ja, aber nur bei einem finanziell unabhängigen ÖPNV ist eine ausreichende Beförderungsqualität sichergestellt. Wollen Sie so etwas komplett Privatanbietern überlassen?"
"Natürlich, warum sollte das ein Problem sein? Der Luftverkehr wird auch von privaten Firmen betrieben. Stürzen deshalb Tag für Tag tausende Flugzeuge ab?"
"Aber das ist doch nun wirklich etwas völlig anderes."