Tja, was soll man sagen. Er argumentiert klassisch aus der Opferrolle und bedient sich dabei gleich mehrerer Feindbilder des linkskonservativen (bildungsbürgerlichen?) Spektrums.
"Inzwischen wurde der Impetus des Gutachtens mit seinen provokanten Thesen von den Verfassern selbst auf eine „Diskussionsanregung aus rein ökonomischer Sicht“ reduziert. Übersetzt heißt das: kein praxistauglicher Vorschlag, sondern marktradikale Predigt."
Inhaltlich platt aber klangvoll beim geneigten "Solidarmodell-fanatiker"
- auf Diskussionsanregung
reduziert? Was hätte es denn sonst sein sollen?
- marktradikale Predigt? Oh ja, wie radikal, dass man es wagt eine Kopfsteuer und offenkundige Widersprüche in Frage zu stellen.
Da hat sich der Herr Eicher mit seinem Urteil argumentativ knapp und bündig gegen ein Team von 32 Professoren und deren 40 seitigen Gutachten klar durchgesetzt.
Dann weiter:
"Ausgerechnet die wirtschaftlich zunehmend unter Druck geratene Presselandschaft mit ihren unübersehbaren Refinanzierungsschwierigkeiten und Konzentrationstendenzen in Deutschland soll Vorbild für die künftige Rundfunkversorgung in Deutschland sein?"
Tatsächlich hat er recht, wenn er die Mängel bei der Presse anführt, die zum Großteil auch dem etwas verschnarchten Verlagswesen in Deutschland und dessen zögerlicher Anpassung ans neue Medium Internet zuzuschreiben ist, ABER...
sind nicht Rechercheverbunde beispielsweise mit der Süddeutschen Zeitung ohnehin auch Ausdruck dafür, dass es der ÖRR nicht besser macht?
Abgesehen mal von der auffälligen Fragwürdigkeit, mit der solche Kreuzfinanzierungen ins private Marktgeschehen eingreifen.
Ohnehin fällt dem ÖRR eine nicht ganz zu verkennende Mitschuld an der Lage der Presse zu, da es für diese umso schwieriger ist, im Netz gegen ein multimilliarden Euro hochsubventioniertes Rundfunkimperium anzutreten.
Ich wage zu behaupten, dass gute Zeitungen noch immer eine Chance am Markt haben, insofern ist Eichers Frage dahingehend zu verstehen, dass er sich einfach nicht vorstellen kann, dass man sich für so viel Geld am Wettbewerb messen lassen müsste.
Daher recht treffend wirft er folgende Frage auf:
"Soll man bei der Übertragung einer Fußball-Weltmeisterschaft (wie 2014 aus Brasilien) auf die hintergründige und kritische Berichterstattung in Dokumentationen, Reportagen und Beiträgen im dreistelligen Bereich auch über das Austragungsland Brasilien und die Fifa vor und während der Weltmeisterschaft verzichten? Wäre tatsächlich zu erwarten, dass die kommerzielle Konkurrenz in diesen sehr teuren und aufwendigen Teil der Berichterstattung einsteigt?"
Nun, das wohl leider nicht, ABER...
ich sage JA zum "Lückenfüller". Denn nichts anderes stelle ich mir unter einer GRUNDVERSORGUNG vor!
Reportagen und Dokumentationen beinhalten nur selten Fußballergagen und kosten daher nur einen Bruchteil. Die BBC schafft es in England trotz vergleichsweise überschaubarem Budget immer wider preisgekrönte Dokus zu produzieren und kann diese sogar aufgrund ihrer QUALITÄT (<- bitte nachschlagen) ins Ausland verkaufen!
Damit kommen wir auch zum eigentlichen Aufhänger bei dieser ganzen Diskussion:
-Aber das weiß Eicher im Grunde selbst-
Das rechte Maß behalten!- nicht der teuerste ÖRR der Welt sein müssen.
- nicht xx Radsiosender, xx Orchester in jedem Bundesland und keine xx Nischenkanäle
für ein Publikum bereitstellen, welches ohnehin längst im Internet fern sieht.
ZDF Fernsehratsvorsitzender Rupert Polenz zeigte sich schon besorgt, die Jugend schaue nicht genug fern (kein Witz)!
-> auf der Pressekonferenz des ZDF Fernsehrates am 18. Oktober 2013 in Berlin (Quelle: zeitpunktplus/ youtube):
vor der Ministerpräsidentenkonferenz über ein neuen (multimedialen) Jugendkanal von ARD und ZDF
"[...] da ist noch viel konzeptioneller Aufwand, konzeptionelle Arbeit zu investieren. Das fängt mit der Schwierigkeit der Zielgruppe an; von 14 -29 unterscheidet sich das Leben Heranwachsender beinahe jährlich sehr stark voneinander; und das alles in einer Zielgruppe gemeinsam zu adressieren, ist eine besondere Herausforderung. Die zweite große Herausforderung ist sicherlich, dass besonders in dieser Altersgruppe sich ständig ändernde Mediennutzungsverhalten, [...]; und äh nicht zuletzt äh geht es auch darum ähh... diese Altersgruppe auch ein stückweit wieder fürs Fernsehen zurückzugewinnen, denn [...] ein beträchtlicher Teil hat sich gerade in dieser Altersgruppe anderen Medien zugewandt und das Fernsehen spielt in der Lebenswirklichkeit äh nicht die Rolle, äh die es in anderen Altersgruppen spielt. Und das alles mit einem jetzt projektierten Finanzvolumen von 45 Millionen Euro."
Noch zu Eichers letztem Satz:
"Der Zeitgeist ist behende und hat mit „Denkblockaden“ nun wirklich gar nichts mehr im Sinn. Den eindeutig schwereren, argumentativen Part hat daher, wer auch im 21. Jahrhundert noch auf ein Solidarmodell namens öffentlich-rechtlicher Rundfunk setzt."
ein Mitleid eregender Abschluss über die Schwierigkeit dem erziehungsbedürftigen Beitragszahler ohne stichhaltige Argumente ein veraltetes und offensichtlich nur noch der Besitzstandswahrung dienendes Rechtskonstrukt verkaufen zu müssen. Mein unaufrichtiges Beileid...