Hallo zusammen,
auf allgemeinen Wunsch haben wir uns nochmal ein paar Gedanken zum Thema "Grundversorgung" gemacht. Um die Erwartungen nicht unnötig zu enttäuschen, gleich ein Hinweis vorneweg: Wir sind nicht der Meinung, dass der ö-r Rundfunk heutzutage unnötig ist und die Grundversorgung nur noch ein historisches Relikt aus vergangenen Zeiten darstellt. Vielmehr sind wir grundsätzlich davon überzeugt, dass der Auftrag des ö-r Rundfunks, allen Bürgern Angebote in den Bereichen Information, Bildung, Beratung und Unterhaltung zu machen, nichts an Aktualität verloren hat. Gerade weil es heute ein unglaublich dichtes Medienangebot gibt, ist es für viele Menschen nicht ganz einfach zu entscheiden, auf welche Informationsquelle sie sich letztlich verlassen können. Und da ist es natürlich gut zu wissen, dass der ö-r Rundfunk es sich aufgrund seiner Finanzierungsform leisten kann, Programm zu machen, bei dem Quoten nicht das wichtigste sind und besonderern Wert auf hohe journalistische Standards legen kann.
Die von uns angebotene Programmvielfalt bedeutet natürlich nicht, dass man die gesamten Programmangebote der Ö-R toll finden muss, sondern, dass möglichst viele verschiedene Menschen mit jeweils verschiedenen Interessen auf wichtige Informationen zurückgreifen und sich z.B. - auch über Unterhaltungsformate - damit beschäftigen können, was in unserer Zeit und unserer Gesellschaft gerade eine Rolle spielt.Um auch in Zukunft eine Grundversorgung möglich zu machen, ist es wichtig, dass wir auch über die neuen Medien vertreten sind, da sich immer mehr Menschen hauptsächlich über das Internet informieren. Ob jemand unser Angebot nutzen will oder nicht, ist nach wie vor eine persönliche Entscheidung, aber wir müssen zumindest die Möglichkeit liefern, unsere Angebote auffinden zu können, denn sonst findet die Grundversorgung aufgrund der sich wandelnden Technik bald nur noch theoretisch statt.
Übrigens hat die Landesmedienanstalt des Saarlandes, die wie alle Landesmedienanstalten für die Lizenzierung und Betreuung der privaten Rundunksender zuständig ist, in einem Artikel in der "Welt" vom 15.07.2009 beklagt, dass das Privatfernsehen an publizistischer Bedeutung für die demokratische Willensbildung verliere, denn auch in Programmen wie Sat.1und RTl gibt es mittlerweile durchschnittlich nur noch weniger als zehn Minuten politische Berichterstattung pro Tag. Und in den Hauptnachrichtensendungen bringt es Sat.1 nur noch auf durchschnittlich drei Minuten, RTL immerhin auf durchschnittlich vier Minuten Information zur aktuellen Politik. Das soll jetzt keine General-Schelte gegen die Privaten sein, denn auch da gibt es natürlich gutes Programm. Aber man darf nicht vergessen, dass RTL, Sat.1 und Co. immerhin sog. Vollprogramme sind, die der Verpflichtung unterliegen, nicht nur Unterhaltung, sondern auch ein ausreichendes Maß an Information anzubieten. An diesem Beispiel wird vielleicht deutlich, dass es sich bei der Medienlandschaft nach wie vor nicht um einen normalen Wirtschaftsmarkt handelt, bei dem allein im Vordergrund steht, wer der Stärkste, Größte, Tollste etc. ist, denn es geht um deutlich mehr als Geldverdienen. Da stehen so große Begriffe wie "Informationsfreiheit", "demokratische Willensbildung", "mündige Bürgerinnen und Bürger" etc. im Raum und wir sind der Meinung, dass der ö-r Rundfunk dazu auch heute noch einen unverzichtbaren Beitrag leistet.
Aber natürlich müssen wir uns auch Gedanken darüber machen, dass Grundversorgung nicht zur Überversorgung wird und wie wir weiterhin Kooperationen vorantreiben können, die eine Bereicherung für die Medienlandschaft sind.Theoretisch könnte aufgrund des förderalen Systems jedes Bundesland eine eigene Rundfunkanstalt haben, aber insgesamt gibt es nicht 16, sondern neun davon. Der SWR ist z.B. 1998 aus einer Kooperation von zwei Landesrundfunkanstalten hervor gegangen und ist für mehrere Bundesländer zuständig. Das war keine einfache Unternehmung, aber nach zehn Jahren Fusion können wir sagen, dass es sich gelohnt hat! Zum einen haben sich intern sehr viele Synergie-Effekte ergeben, aber natürlich können wir als nunmehr zweitgrößte ARD-Anstalt auch viel mehr zum Gemeinschaftsprogramm beitragen und besser mit kleineren Anstalten kooperieren. Die Frage, wie viele Rundfunkanstalten es gibt, hängt aber eben letztlich nicht von der ARD, sondern von der Politik der Bundesländer ab, denn Medienrecht ist Länderrecht (das ist z.B. auch ein Unterschied zur BBC, die sich nicht förderal organisieren muss und dadurch an manchen Stellen natürlich Kosten sparen kann). Wir können nur darauf achten, dass wir sparsam mit den vorhandenen Mitteln umgehen, möglichst hohe Qualität abliefern und von uns aus immer wieder die Politik darauf hinweisen, wenn mögliche Synergie-Effekte aus unserer Sicht nicht genutzt werden.