heise/ Telepolis, 29.09.2014
Bürgerlotto statt Pöstchenschachern bei der Kontrolle des ZDFDer ZDF-Fernsehrat muss vielfältiger und transparenter werden. Das Bundesverfassungsgericht sah im März den Anteil von 44% formalen Staats- und Politikvertretern als zu hoch an, maximal ein Drittel sei mit dem Grundgesetz vereinbar (tatsächlich sind derzeit allerdings fast 60 Prozent der Mitglieder Politiker, nur zum Teil auf anderen Tickets, weitere Mitglieder sind zumindest sehr "parteinah").http://www.heise.de/tp/artikel/42/42904/1.html[...] Um diese Vielfalt in den Fernsehrat zu bekommen, muss man diese Bürger nur zulassen - ohne dass sie sich in Gremien hochdienen und dabei schwere Haltungsschäden erleiden. Man muss es so machen, wie die Erfinder der Demokratie vor 2.500 Jahren: einfach auslosen. Lotterie ist wunderbar unbestechlich und damit brutalst gerecht. Ohne Ansehen der Person kann das Los jedem Bürger zufallen. Er muss nichts dafür tun und kann sich andererseits auch nicht darum bewerben.
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Die Idee, Bürger als Stellvertreter auszulosen, ist so alt, so erprobt und so gut, dass nur mit erheblicher Arroganz ein Versuch für den Rundfunk abgelehnt werden kann. Denn das Experiment ist völlig unschädlich - und angesichts eines Gebührentopfes von über 7 Milliarden Euro auch finanziell nicht der Rede wert. Die Ministerpräsidenten haben jetzt die Chance, eine Bürgerjury auslosen und beraten zu lassen - und sich danach öffentlich mit den Ergebnissen auseinanderzusetzen. Danach sähe der Ideenpool für eine Vielfalt sichernde Reform bedeutend anders aus als heute.