Mir stellen sich da einige Fragen. Ich hatte die ersten 25 Jahre meines Lebens praktisch keinen Zugang zu einem Fernsehgerät. Meine Eltern hatten keines, ich konnte es mir danach im Studium nicht leisten, und habe daher entsprechend selten Fernsehsendungen konsumiert. Ich konnte daher auch nicht sonderlich gut mitreden, wenn es um bestimmte Sendungen, Aufreger oder Langweiler, Schauspieler etc. ging und habe das daher auch nicht getan. Wirklich geschadet hat es mir m. E. nicht, das ich kaum je Fernsehsendungen ansehen konnte. Im Kino gab es schon alles in Farbe, als die deutsche Fernsehnation noch schwarz-weiss schaute. Ich lese noch immer einige Zeitungen, auch wenn sie inhaltlich schwächeln und nat. nie aktuell sind, ein lokales Blatt habe ich bis heute abonniert, höre Rundfunk, lese gern Bücher, auch Fachbücher, und nutze schon beruflich intensiv das Internet. Ich hatte schon DSL, als die Mehrzahl der Internetnutzer noch per Modem ins Netz gingen. Ich denke, dass ich noch immer recht gut informiert bin, muss aber bis heute bei einer Reihe von Themen passen, man kann ja schwerlich alles wissen.
Nun frage ich mich - und natürlich dich - was verschafft dir die Position bzw. Kompetenz über die Zukunft des Rundfunks zu diskutieren, wenn du seit 10 Jahren Fernsehen, das zweifelsfrei zum Themenkreis Rundfunk gehört, nicht nutzt, und die für
blöd hälst, die anders als du (immer) noch Fernsehbenutzer sind? Was ist von dir angesichts dieser Beschränkung mehr zu erwarten als Einseitigkeit, Vorurteil und die Wiedergabe von Meinungen aus zweiter Hand? Können bzw. sollten Kühe über das Fliegen reden?
Wir können ja nur schwer in die Zukunft sehen, wohl aber zurück und auf die Gegenwart blicken. Das hast du u. U. versäumt. Es ist dir ob deiner Abstinenz dann wohl entgangen, dass es neben Krimis, die durch Werbung unterbrochen werden, bis heute Filme - eben nicht nur Krimis - gibt, die werbefrei übertragen werden und das es möglich ist Videos und Musik quasi zu besitzen, auf DVDs, CDs oder in Form von Dateien. Da kann man das, was man hören oder sehen möchte, auch
offline an Auge und Ohr kommen lassen, man ist nahezu unabhängig. Ob die Schauspieler, die du in den von dir präferierten Medien siehst, jeweils
Topstars sind, die anderswo aber vor allem vom B-Typ, kann ich nicht beurteilen, ich kenne das verbindliche Ranking nicht. Selbst wenn es so wäre, dass die besser bezahlten Schauspieler, die Topverdiener, immer auch besser performen und teure Produktionen besser sind als Low-Budget-Filme, was ich stark bezweifle, strahlt das Können der angeblichen oder tatsächlichen
Topstars in irgendeiner Form auf dich als Konsumenten ab, erhebt es dich über andere, die deines Erachtens nach ja einfach nur
blöd sind, weil sie einem anderen Medienkonsum frönen als du? Hältst du es tatsächlich für klug, einen Teil potentieller Gesprächsteilnehmer von vorneherein auszublenden, damit deine - sorry für Neusprech-
Filterblase sozusagen sauber bleibt?
Nach dieser längeren Einleitung dürfte dir klar sein, dass ich mich an dieser Diskussion, auch wenn ich sie grundsätzlich gar nicht uninteressant fände, nicht beteiligen will. Ich kann und will dir meine Blödheit nicht zumuten; das verstehst du sicher.
M. Boettcher
Ken Je(b)sen, Betreiber von KenFM, soll "politische Entfremdung" betreiben und "unwahre Verschwörungstheorien" verbreiten. Daher beobachtet ihn der sogn. Verfassungsschutz. Würden die "Verschwörungspraktiker" dieses Dienstes ihren Maßstab an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Publikationen von der BILD-Zeitung bis zum Magazin SPIEGEL anlegen, in Deutschland bliebe kein Medium unbeobachtet. So schnell wird in Deutschland zum Staatsfeind, der nicht mit dem Strom schwimmt.