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cicero.de (€), 30.08.2022 (Update: Jetzt hinter Bezahlschranke)

rbb-Affäre:
Macht sich der Rundfunkrat mit dem Verfahren angreifbar?
Nach der fristlosen Kündigung von Patricia Schlesinger will der RBB Hals über Kopf einen Krisenmanager bestimmen. Aber das kommt in der Belegschaft nicht gut an – und birgt Risiken.

Von Jens Peter Paul

Dorette König, amtierende Vorsitzende des RBB-Verwaltungsrates, hängt zwar in diesen Tagen beinahe rund um die Uhr am Telefon. Ob es ihr aber tatsächlich bereits bis zu diesem Mittwoch gelingen wird, dem Rundfunkrat einen mit breiter Mehrheit wählbaren Übergangs-Intendanten zu präsentieren, wie verschiedene Medien verkünden zu dürfen glauben, gilt unter Insidern als unsicher. Für 16 Uhr wurde die nächste Sondersitzung am Senderstandort Potsdam-Babelsberg einberufen. Beobachter gehen davon aus, dass sie auch kurzfristig um eine Woche verschoben werden könnte. Teilen der Belegschaft ist die Eile, mit der nun Tatsachen geschaffen und die derzeit leerstehende Chefetage neu besetzt werden soll, nämlich nicht ganz geheuer, auch wenn es gute Gründe für einen sofortigen und radikalen personellen Neuanfang gibt.
[…]

40 „Initiativ-Bewerbungen“
[…] Mit der Zahl der Bewerber steigt jedoch zugleich die Wahrscheinlichkeit einer Anfechtungs- oder Konkurrentenklage vor einem Verwaltungsgericht, denn auch ein Schriftstück zweier Staatskanzleien kann einen geltenden Staatsvertrag schwerlich ohne weiteres für unbeachtlich erklären. Und wenn das Land Brandenburg, aktuell zuständig für die Rechtsaufsicht, dem Rundfunkrat verspricht, dass er die hier vorgesehene Praxis nicht anfechten wird – keine Ausschreibung, keine reguläre Amtszeit –, heißt das ja noch lange nicht, dass es auch niemand anderes tun wird. […]

Berliner Zustände sollen korrigiert werden
[…]

Besser kein hanseatischer Migrationshintergrund
[…] Unterdessen lancierten Berliner Medien neue Namen für angebliche Kandidaten, die wiederum im Sender mit einer Mischung aus Heiterkeit und Sarkasmus kommentiert werden. Lutz Marmor war Intendant jenes NDR, aus dem Patricia Schlesinger stammt. Aus dem NDR rekrutierte sie bald nach Amtsantritt 2016 weiteres Führungspersonal mit dem bekannten Ergebnis; der Bedarf der RBB-Belegschaft an Chefinnen und Chefs mit hanseatischem Migrationshintergrund ist nach diesen Erfahrungen einstweilen gedeckt.

Ex-RBB-Direktor Reinhart Binder würde an der Masurenallee zwangsläufig auf 100 Bekannte und Spuren seiner eigenen Arbeit stoßen und müsste schon deshalb ungeachtet aller Expertise als nicht einmal theoretisch geeignet gelten. Das gleiche gilt für den ehemaligen Produktions- und Betriebsdirektor Nawid Goudarzi, der 2018 in den Ruhestand ging.
[…]

Bisher wird keine Frau gehandelt
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