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Archiv => Archiv => Pressemeldungen Februar 2020 => Thema gestartet von: Uwe am 19. Februar 2020, 19:05
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medienkorrespondenz.de, 18.02.2020
Im Framing-Modus
Wie ARD und ZDF bei der Debatte um die Rundfunkbeitragserhöhung agieren
Von Volker Nünning
„Zahlen lügen nicht“ – so lautet ein Sprichwort. Doch so einfach ist es natürlich nicht. Es kommt vor allem darauf an, wie bei einem Thema Zahlen in den Kontext gesetzt werden. Und ob dabei auch tatsächlich die relevanten verfügbaren Zahlen genannt werden, um ein einigermaßen vollständiges Bild zu ermöglichen. Ein Unternehmen, das beispielsweise in komplexen Marktstrukturen agiert, kann seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit in der Öffentlichkeit positiver darstellen, als sie tatsächlich ist; etwa indem die Firma bestimmte Zahlen außen vor lässt oder die Zahlen in einem verzerrten Kontext präsentiert. Das Ziel dabei wäre jeweils, den Rahmen für die Deutung selbst vorzugeben, also Framing zu betreiben. […]
Weiterlesen auf:
https://www.medienkorrespondenz.de/leitartikel/artikel/im-framing-modus.html (https://www.medienkorrespondenz.de/leitartikel/artikel/im-framing-modus.html)
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Der Artikel ist sehr genau und stark mit fachlichem Kameralistikdenken durchsetzt, so dass man selbst etwas Ahnung und Verwaltungserfahrung haben müsste (die ich nicht habe), um ihn zu verstehen und mögliche Lücken aufzufinden. Aber mittendrin kommt das Glaubensbekenntnis:
Und dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine wichtige gesellschaftliche Bedeutung hat und insofern seinen Auftrag adäquat erfüllen können muss, steht gerade auch in den aktuellen Umbruchszeiten außer Frage.
Da hat sich der Artikelschreiber fett einen framen lassen. Buzzwords: "wichtige gesellschaftliche Bedeutung", "Auftrag adäquat erfüllen können muss", und - jetzt ganz schlimm: "gerade auch in den aktuellen Umbruchszeiten". Das "außer Frage" ist jetzt auch egal.
Aber wir haben keine "Umbruchszeiten". Was faseln Autor? Umbruchszeit: das ist 1989 oder 1949. Viele zählen auch 2001 (Nine-Eleven) dazu, auch 1968. Aber 2019? - Autor wissen nicht, was ein Umbruch.
Erfüllt der deutsche öffentlich-rechtliche Rundfunk seinen Auftrag? Nein. Das AfD-Trump-Polen-Ungarn-Putin-Iran-Bashing des deutschen örR ist keine Berichterstattung, sondern hart an der Grenze zur Volksverhetzung. Man kann in kleinem Kreis über diese genannten Themen gar nicht mehr frei Sachargumente austauschen und diskutieren. >:(
Übrigens über den Rundfunkbeitrag auch noch nicht, aber das ändert sich in diesem Jahr 2020 nahezu wöchentlich. ::)
9 G€ sind nicht "adäquat", sondern eine perfide Aushöhlung einer ganzen Volkswirtschaft durch jährlichen Entzug einer solchen Geldsumme für rein gar nichts. >:(. So herum ist das.
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Der Text ist durchaus sehr differenziert, wenngleich es nicht mit Kritik spart. Er verweist beispielsweise auf Sondereffekte, die ein verzerrtes Bild leisten, wie z. B.:
Mehreinnahmen aus dem Rundfunkbeitrag in Höhe von 1,5 Mrd Euro durften die Sender nicht ausgeben, weil sie mit diesem Geld oberhalb des von der KEF genehmigten Budgets (für die Periode 2013 bis 2016) finanziert gewesen wären. Diese Zusatzeinnahmen mussten die Anstalten deshalb jeweils in einer gesonderten Rücklage anlegen, der sogenannten Beitragsrücklage I.
Unter den vielen undifferenzierten und inkompetenten Artikel zum Rundfunkbeitrag ist dieser Artikel, der die KEF gut erklärt, mal eine angenehme Ausnahme. Hierzu nur:
Aus all dem wird deutlich, wie komplex das Verfahren zur Berechnung der Rundfunkbeitragshöhe ist. Diese Komplexität spielt den Senderchefs gleichsam in die Hände für ihr Framing – auf das einzelne ihrer Vertreter offenbar bewusst setzen, weil eine Differenzierung ein anderes Bild ergeben würde. Ausgeschlossen ist aber auch nicht, dass einzelne Hierarchen aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, zieht man deren Aussagen heran, die einzelnen Zusammenhänge überhaupt nicht verstehen. Hier könnte dann sicher eine Fortbildungsmaßnahme helfen: Alle Spitzenvertreter der Anstalten sollten vielleicht einmal einen Workshop beim KEF-Vorsitzenden Heinz Fischer-Heidlberger buchen, damit er ihnen das kleine Einmaleins des KEF-Verfahrens erläutert. Damit jeder Senderverantwortliche die Zahlen künftig im richtigen Kontext nennen kann.