Der ÖRR Deutschlands wurde nach dem 2. Weltkrieg von den Aliierten installiert, um Hilfestellung bei einem Umdenken der Bevölkerung aus der totalitären Struktur des 3. Reiches zu leisten. Intention war demnach eine Art "Umschulungsprogramm" von oben. Mit Übergabe an die Selbstverwaltung wurde von den neuen "Inhabern" versäumt, vom "betreuten Denken" auf "Denken" umzustellen. Die Allierten hatten irgendwann gedacht, dass die Zeit reif für Deutschland war, dass es das neue Staatssystem - zumindest erstmal auf dem Papier und mit viel Nachhilfe - auch medial selbst gestalten und vertreten kann. Das ist bis heute nicht erfolgt. Der ÖRR soll bei der Meinungsbildung helfen und Orientierung geben. Dabei wird geflissentlich übersehen, dass für die Meinungsbildung nur das eigene Hirn und für Orientierung Augen, Ohren und Gleichgewichtsorgan zuständig sind, nichts Anderes und vor allen Dingen niemand Anderer. Der Unterschied zwischen "jemandem etwas weismachen wollen" und jemanden "weise machen wollen" wird unterdrückt. Alle freien Medien bewegen sich immer im Spannungsfeld zwischen Intention, Interesse, Qualität und Finanzierungsmöglichkeit. Fällt die Finanzierungsproblematik - wie beim Rundfunkzwangsbetrag - weg, besteht kein Druck mehr, Interesse und Qualität zu erzeugen. Als Intention bleibt: Selbsterhalt (mit Unterstützung der gesetzgebenden Gewalt) und wirtschaftliche Interessen. Mit der Argumentation, es würden bei den freien Medienbetreibern nur wirtschaftliche Faktoren zählen, versucht man die Vorstellung zu unterdrücken, dass es in D Menschen gibt, die Interesse an inhaltsvollem Programm haben. Geistigen Tiefgang traut man dem deutschen "Stimmvieh" (Das Wort benutze ich nur hier und in Gänsefüßchen!) aus eigenem Antrieb nicht zu. Das hat einen starken psychologischen Effekt auf etwas, was ich als "Volksseele" bezeichen würde: Wir sollen uns selbst als geistig gehemmt sehen, mediale Freiheit würde uns ins Unglück stürzen. Das ist das Paradigma, dass hinter der Fortführung des damaligen "Umschulungsprogramms" - jetzt selbst inszeniert - steht.
Dieser Text spiegelt meine persönliche Wahrnehmung wider. Ich bin Anfang der 60er Jahre in Deutschland West geboren und habe somit alle bisherigen Höhen und Tiefen des Nachkriegs-ÖRR persönlich miterleben dürfen. Diese Art, die Bevölkerung zu behandeln ist überholt. Ich würde es milde ausgedrückt als "von oben herab" bezeichnen, was einem demokratischen Vorgang widerspricht. Die unmilde Ausdrucksweise lasse ich weg...
„Eine ewige Erfahrung lehrt jedoch, daß jeder Mensch, der Macht hat, dazu getrieben wird, sie zu mißbrauchen. Er geht immer weiter, bis er an Grenzen stößt. Wer hätte das gedacht: Sogar die Tugend hat Grenzen nötig. Damit die Macht nicht mißbraucht werden kann, ist es nötig, durch die Anordnung der Dinge zu bewirken, daß die Macht die Macht bremse.“ (Montesquieu)