Also Herr Siebenhaar hat in diesem Interview einige Sachen genannt, die ich auch schon in verschiedenen Kommentaren selber angesprochen habe. Nur, dass er sich etwas anders dabei ausdrückt. Z.B. sagt er "Paralleluniversum", ich nenne es "Scheinrealität".
Und es sind auch sehr viele Sachen dabei, die sonst immer gerne nach Möglichkeit ausgeblendet werden. Und wenn das nicht richtig funktioniert, wird meistens mit "Selbstbeweihräucherungsorgien" nachgeholfen.
Eines der größten Probleme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist seine fast nicht vorhandene Kritikfähigkeit. Es wird zwar nach aussen immer versucht, ein gegenteiliges Bild darzustellen, aber das ändert trotzdem nichts. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk kann mit Kritik einfach nicht umgehen, oder sie gar annehmen, weil er sich für unfehlbar hält.
Herr Siebenhaar's Erwartungen an die Bundesländer, den Mut für Reformen aufzubringen, bleibt aber reine Utopie. Denn wenn er Bundesländer sagt, meint er damit die Politik. Aber es war ja gerade die Politik, die dieses "Monster" erst erschaffen hat.
Außerdem betrachtet die Politik den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Instrument. Niemand hat das besser und direkter zum Ausdruck gebracht, als Oliver Keymis im Landtag von NRW in einer Debatte zum Fall Georg Thiel.
Siehe auch hier das Zitat dazu unter
Neu im Landtag NRW 19. Mai 2021 ab 17h10: Wiederum: Georg freizulassen!https://gez-boykott.de/Forum/index.php/topic,35270.msg213605.html#msg213605Ein Bundesland hat doch sogar einmal einen, wenn auch nur kleinen, Vorstoß gewagt. Wir erinnern uns? 2020 - Sachsen-Anhalt? Und die politische Schlammschlacht, die das ausgelöst hat? Und wo und wie das endete? Mit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, datiert auf einen 20. Juli (
Wer sich etwas in Geschichte auskennt, wird sicherlich die Bedeutung dieses Datums verstehen.). Ein Urteil, welches eine Schande für dieses Land und die gesamte Demokratie darstellt.
Und übrigens ist das Bundesverfassungsgericht auch nicht ganz schuldlos an dem jetzigen Zustand, da es dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk ständig Freibriefe ausstellt.
Also Herr Siebenhaar's Vorschlag für eine Reform in allen Ehren. Aber er schlägt doch tatsächlich vor, eine Zwangsabgabe durch eine andere zu ersetzen. Ob diese nun vielleicht 10 Euro geringer ausfallen würde, macht keinen großen Unterschied, es bleibt eine Zwangsabgabe.
Und leider hat er
auch ein Problem mit dem richtigen Verständnis von Abgaben. Sorry, wenn ich jetzt wieder damit nerve, aber es gibt einen kleinen Abschnitt, der das überdeutlich zum Ausdruck bringt:
[...] Mit der 2013 umgestellten Rundfunkgebühr wird jeder Haushalt in Deutschland gezwungen, bis zu seinem Lebensende zu zahlen. Die Rundfunkgebühr ist unabhängig, ob die Angebote von ARD, ZDF und Deutschlandfunk, im Fernsehen, Radio oder Internet überhaupt genutzt werden. Das ist kein Zukunftsmodell. [...]
Quelle:
https://www.focus.de/kultur/medien/hans-peter-siebenhaar-im-interview-nicht-schlesinger-ist-das-problem-sondern-das-system-ard-und-zdf_id_136643032.htmlUnabhängig von der Nutzung. Und damit kann es sich definitiv nicht mehr um eine Gebühr handeln. Leider, leider wird das bis zum heutigen Tag immer noch nicht verstanden, ganz besonders von der Presse. Und damit geht die andauernde Verleugnung von Nichtnutzern immer munter weiter.
Aber zum Schluß möchte ich noch ein Zitat von Herrn Buhrow vom letzten Jahr einfügen. Es ging dabei auch um Reformen. Und einen seiner Sätze habe ich da leicht abgewandelt.
Man möge mir dieses Selbstzitat verzeihen, aber das fiel mir gerade wieder ein:
DWDL.de exklusiv Tom Buhrow im DWDL.de-Interview
"Lieber Reformen selbst voran bringen als reformiert zu werden"
Quelle: DWDL 29.03.2021 von Thomas Lückerath
[...] Ihr „FAZ“-Beitrag war aber schon sehr auf die On-Demand-Nutzung eines Content-Netzwerks fokussiert…
Es ist ungefähr so wie bei der Erfindung des Buchdrucks: Da konnten die Mönche noch so stolz sein auf ihre schönen und aufwändig händisch gesetzten Buchstaben ihrer Bücher, wenn jemand anderes Texte plötzlich leichter und breiter zugänglich macht, dann setzt sich das durch. Dem müssen wir Sender uns stellen - und die Medienpolitik auch.
https://www.dwdl.de/interviews/82108/lieber_reformen_selbst_voran_bringen_als_reformiert_zu_werden/?
Es ist ungefähr so wie bei der Zwangsabgabe: Da konnten sich die Sendeanstalten noch so sehr an diese schöne Einnahmequelle gewöhnt haben, wenn jemand anderes seine Angebote plötzlich auf freiwilliger Nutzung und Bezahlung anbietet, dann setzt sich das durch. Dem müssen wir Sender uns stellen - und die Medienpolitik auch.
"Wenn so eine Welle des Aufruhrs durch das Land geht, wenn "es in der Luft liegt", wenn viele mitmachen, dann kann in einer letzten, gewaltigen Anstrengung dieses System abgeschüttelt werden."
(II. Flugblatt der Weißen Rose)
"Fear. It's the oldest tool of power. If you're distracted by fear of those around you, it keeps you from seeing the actions of those above."
(Mulder)
"Die Meinungsbildung muß aber absolut frei sein; sie findet keine Grenze."
(Dr. H. v. Mangoldt - am 11. Januar 1949)