Beispiel „Bares für Rares“: Die werktägliche Trödelshow des ZDF verbindet geschickt leichtere Unterhaltung mit der Vermittlung von Familiengeschichten und kulturellem Erbe, und sie erreicht damit eine große Zuschauergemeinde.
Frau Motschmann will uns bzw. die Leser des Tagesspiegel erkennbar verarschen. Ausgerechnet eine dämliche Trödelsendung, deren Konzept recht fragwürdig ist, was schon mehrfach Gegenstand der Berichterstattung war, als "Kultursendung" zu stilisieren, die Familiengeschichten vermittelt, ist der reinste Hohn.
Schnauzbart: woher haben Sie denn dieses entzückende Kleinod, meine Teuerste?
Ca. 70 jährige Dame: das Collier hat mir mein verstorbener Mann zum 50 Geburtstag geschenkt.
Schnauzbart: Und was wollen sie dann mit dem vielen Geld machen?
Dame: eine Kreuzfahrt.Tolle Familiengeschichte. Der Alte hatte keine bessere Idee als die Göttergattin zum runden Geburtstag mit einem scheußlichen Schmuckstück zu beschenken, welches sie seit dem dreimal getragen hat. Nun, wo der Knabe seelig auf Wolke 7 ruht, kann sie sich endlich von diesem Teil trennen und sich ihren Wunsch erfüllen, an den der Verflossene keinen Gedanken verschwendet hat, vermutlich weil er Schiffsreisen stinklangweilig fand. Das ist ungefähr so tiefschürfend wie eine Talkshow mit Bibi Blocksberg und so interessant wie der Wetterbericht von vorgestern. So ein Murks ist nicht einmal einen Cent im Monat wert und ganz sicher nicht "Leuchtturm" der Kultur.
Wir dürfen davon ausgehen, dass die Verantwortlichen in den Sendern wissen, dass sie die Akzeptanz der „Nutzer“ immer wieder neu erwerben müssen. Denn ebendiese Konsumenten zahlen die Gebühren.
Einmal zahlen die "Konsumenten" nicht für das Programm, sie zahlen, weil man sie dazu zwingt. Und zwar auch die, die den Kram nicht für Geld konsumieren würden. Zum anderen sind es seit mehr als sechs Jahren "Beiträge". Und schließlich scheint das Fernsehprogramm öffentlich-rechtlicher Sender nach den gleichen Kriterien gemacht zu werden, wie Frau Motschmann Politik macht: in der Hoffnung nämlich, dass, wem Gott ein Amt gegeben, er ihn auch mit dem nötigen Verstand ausrüsten würde die Aufgabe zu erfüllen. Allein, die Erfahrung der letzen Jahrzehnte zeigt, dass diese Hoffnung völlig vergebens ist und man eher mit der Resterampe bedient wird.
Den Wert dieser vielfältigen Medienlandschaft müssen wir immer wieder neu hervorheben. Sie ist nämlich keineswegs selbstverständlich. Außerdem dürfen wir dafür dankbar sein. Dies wird viel zu wenig betont.
Dankbar bin ich für Vieles. Zeit mit der Familie und Freunden, Gesundheit usw. Wenn ich bezahle, habe ich in der Regel keine Veranlassung dankbar zu sein; schon gar nicht muss ich dankbar sein, wenn ich die Musik nicht bestellt habe. Das betone ich gern; wenn es Frau Motschmann hilft, auch öfters.
Deshalb ist es wichtig, sich vor Augen zu führen, was den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in der deutschen Medienlandschaft auszeichnet. Er vermittelt demokratische Werte, hat den Auftrag, überparteilich zu sein, er ist verpflichtet, auch Minderheiten zu berücksichtigen, und er hat einen Kultur-, Informations-, Bildungs- und auch Unterhaltungsauftrag.
Toll! "Bares für Rares" als demokratischer Wert. Statt solche Floskeln abzusondern sollte man sich dringend mit dem Problem befassen, wie man den Moloch ÖR-Rundfunk dazu bringen kann seinen Auftrag tatsächlich zu erfüllen. Kochsendungen, Labershows, Fussball und Fernsehgarten erfüllen den Auftrag zusammen mit den Propagandameldungen vom Frontverlauf des atlantischen Militärbündnisses gegen den Rest der Welt sicher nicht.
... etwa ein Drittel der Deutschen wollen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auf eine Nischenfunktion reduzieren. Das spricht für unzureichende Informationen.
Das spricht vor allem dafür, dass die Unzufriedenheit mit dem System und dessen Inhalten sehr groß ist. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass die Ursache dieser Unzufriedenheit rein gar nichts mit dem ÖRR zu tun hat; im Gegenteil. Zum Problem dürften zudem die Arroganz und die Dämlichkeit von Politikern/Politikerinnen wie Frau Motschmann einen Gutteil beisteuern.
M. Boettcher
Ken Je(b)sen, Betreiber von KenFM, soll "politische Entfremdung" betreiben und "unwahre Verschwörungstheorien" verbreiten. Daher beobachtet ihn der sogn. Verfassungsschutz. Würden die "Verschwörungspraktiker" dieses Dienstes ihren Maßstab an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Publikationen von der BILD-Zeitung bis zum Magazin SPIEGEL anlegen, in Deutschland bliebe kein Medium unbeobachtet. So schnell wird in Deutschland zum Staatsfeind, der nicht mit dem Strom schwimmt.