Advent, Advent! Eine nicht ganz ernst gemeinte, aber ernst zu nehmende Weihnachtsgeschichte
Die Geschichte soll eine Erinnerung darstellen an vergangene Zeiten. Wer kennt Sie noch, die Rundfunkgebührenfahnder? Sie fuhren einst leicht desorientiert im Morgenland umher, um Schwarzseher aufzuspüren, hatten weder Weihrauch noch Gold noch Myrrhe dabei. Aber Sie folgten einem Irrlicht. Den „Gebührenfahnder“ gibt es wohl nicht mehr. Dieser Homo Televisionus wurde ersetzt durch die Direktanmeldung. Also ich fand das früher immer nett. Das Irrlicht existiert nach wie vor. Wir arbeiten aber an dessen Abschaltung.
Doch lest selbst:
Zu früheren Zeiten, als der „Rundfunkbeitrag“ noch „Rundfunkgebühr“ hieß, sind von den Rundfunkanstalten sogenannte „Rundfunkgebührenfahnder“ ausgeschwärmt. So wie Glühwürmchen in einer lauen Sommernacht. Nur waren diese Personen recht dunkel. Von der Kleidung und vom Gemüt her sowieso. Jetzt müssen Sie wissen, dass wir im Garten Katzen haben. Das sind nicht unsere. Jahraus jahrein kommen die vorbei, die können ja nicht lesen und marschieren da so an dem „Betreten verboten!“-Schild vorbei und dann fangen Sie in der Nacht ganz furchtbar an zum Miauen. Besonders im Sommer. Dann kann man bei offenem Fenster kaum schlafen. Da gehe ich immer raus auf den Balkon und schütte einen Eimer Wasser hinaus. Wir wohnen ja im Hochparterre, da geht kein Weg vorbei und es kommt niemand zu Schaden. Damit verschwinden die Tiere und ich habe gleichzeitig das Gebüsch gewässert. Jetzt kamen in einem Jahr anfangs Dezember, abends, so komische Geräusche aus dem Vorgarten. Ich bin dann raus mit dem Eimer und schütte 10 Liter reinen Wassers ins Gebüsch. Die Reaktion war kein Miauen. Sondern es ruft „Hören Sie auf damit! Ich bin ja ganz nass!“ Jetzt müssen Sie sich vorstellen: Da sitzt ein Mensch bei mir auf dem Grundstück, bei 3 Grad, mit einer dicken Umhängetasche, wie ein nasser Fuchs und gibt sich als Gebührenfahnder zu erkennen. Er hat dazu sein neuartiges Rundfunkgerät in der Hand, welches zu diesem Zeitpunkt örtlich bei mir nicht angemeldet war und beginnt mit mir zum Schimpfen. Er wolle die Polizei rufen, was natürlich mit dem gewässerten neuartigen Rundfunkgerät nicht mehr ging. Ich könne ihm ja mein Telefon geben, falls die Schnur soweit raus reicht. Oder ich rufe den Notruf an, dann könnens ihn gleich mitnehmen, wegen Hausfriedensbruch. Ich habe ihm empfohlen, er solle sich lieber davon machen. Er habe noch Glück, dass die Kartoffeln noch nicht fertig sind, ich war gerade am Kochen, sonst hätte ich das heiße Kartoffelwasser ins Gebüsch gekippt. Laut „Haus und Garten“ ist das gut für die Pflanzen wegen der Stärke. „Was kann ich denn dafür, wenn Sie an dem Schild da vorbeimarschieren?!“ „Welches Schild? Das war vorgestern noch nicht da!“ sagt er.
Ich habe dann am nächsten Tag - er hat solche Formulare im Briefkasten hinterlassen - diese habe ich dann genommen und hab sie neben dem Gebüsch am Balkon mit so einer Klarsichthülle festgetackert, damit er sich nächstens anmeldet mit seinen Geräten, falls er sich dort nun einnistet wie ein Hausschwamm. Nachher kann ich das auch noch zahlen, wenn ich den bei mir temporär dulde und muss ihm wohl noch ein Essen bringen und so weiter. 3 Tage später waren die Formulare weg, wir wissen nicht, wer die hat oder ob er sich nun endlich angemeldet hat.
Im Januar schellt es ohne Unterlass an der Tür. Es war wohl ein Notfall, wie es sich später herausstellte. Vom Badfenster aus rief ich hinaus: „Was ist los? Brennt es? Was wollen denn Sie da?“ - Er käme von der Rundfunkanstalt und prüft nichtangemeldete Personen hier im Viertel. Er müsse jetzt hineinkommen. - „Wo hinein? Hier? Zu mir? Das geht gerade nicht! Können Sie sich ausweisen und haben Sie einen Bewilligungskontrollschein der Hausverwaltung?“ - Nein, den hätte er nicht. Aber er ist zu Erhebungen und Kontrollen im Sinne der Gebührenpflicht und -gerechtigkeit verpflichtet. - „Ja aber nicht bei mir. Ich habe gar keinen Rundfunk. Das ist mir viel zu blöd.“ - Er lasse mir dann mal Anmeldebögen da, die könne ich ja dann unmittelbar ausfüllen und ihm mitgeben oder auch schicken. - „Ja, machen Sie das. Lassen Sie es da. Am besten gleich in die blaue Tonne! Und beim nächsten Mal kommen Sie doch bitte gemeinsam mit dem unitymedia-Menschen, der stellt auch so komische Fragen. Dann kann ich Sie beide zusammen rausschmeißen! Ich schicke dann unseren Rundfunkanmeldeformularsuchhund hinaus. Der ist ziemlich schnell. Er kennt die Grundstücksgrenze. Wenn Sie sich nun bitte deshalb etwas beeilen würden… Man will ja nicht, dass jemand unbedacht zu Schaden kommt!
Im Frühjahr später, hat es bei uns an einem Freitagmorgen um 11:30 Uhr geklingelt. Ich war gerade so noch im Morgenmantel, ein wenig verschlafen, und wollte Altpapier rausbringen und dann schellt es Sturm. Ich nehme den Papiereimer und gehe ins Treppenhaus. Da war das Licht an. Wieso? Am hellichten Tag verschwendet jemand Energie und ich muss das später bezahlen in der Nebenkostenabrechnung? Ich glaube, dass war der gleiche Mitarbeiter.
„Sie sind jetzt wer?“ fragt er. „Ja, wo haben Sie denn geklingelt?“ „Bei ‚XY‘ und bei ‚Licht‘! sagt er. „Dann werde ich wohl einer der beiden sein!“ „Ja, wenn es hier 7 Wohnungen gibt und nur 5 Anmeldungen, dann gibt es wohl 2 Schwarzseher hier im Haus.“ - „Ja aber wir sind doch schon 4 und was der Herr Licht für Radioempfangsgeräte hat, das wissen wir doch nicht! Da stimmt etwas nicht in Ihren Berechnung! Ich kann mal meine Schwester anrufen, die hat auch erst gestern bei „Licht“ geklingelt und es hat ihr niemand aufgemacht. Wir machen uns Sorgen, vielleicht wohnt da gar niemand mehr. Ich glaube, die sind jetzt im Nachbarhaus und haben nur das Schild da nicht entfernt! Aber es ist schon sonderbar, dass die Treppenhausbeleuchtung angeht, wenn man da klingelt. Ein Fall für den Hausmeister, womöglich!“
„Also: Wo haben Sie ihn?“ fragt er. „Wen?“ frage ich. „Den Nachbarn oder den hier?“ Ich zeigte ihm den Eimer, den er offensichtlich wiedererkannte. „Gehen Sie mir mit dem Wasser weg!“ „Da sind bloß Zeitungen drin, weil wissen Sie, wir haben keinen Fernseher. Wir lesen lieber. Aber ich kann gerne Backsteine holen.“ Dann wieder von ihm „Wo haben Sie ihn?“ - „Ja wen denn? Den Rauchmelder? Den Verbandskasten? Den Hund? Was wollen Sie überhaupt?“ - „Den Fernseher!“ - „Wenn Sie gerade aufgepasst haben, hätten sie es mitgekriegt. Da sind vorhin bulgarische Wochenendausflügler gekommen und die haben mitgenommen, was auf der Straße steht. Oder auch Rumänen. Die sind wenigstens nett und fragen nix.“ - „Dann muss ich das vor Ort prüfen!“ - „Ja, bitteschön. Dann gehen Sie halt hinaus!“ - „Nein. Ich muss rein.“ - „Wo rein?“ - „Da! Zu Ihnen!“ - „Haben Sie einen Zutrittsberechtigungsschein?“ - „Nein! Den brauche ich nicht!“ - „Doch, den brauchen Sie schon. Aber ich gebe Ihnen hier einen Auslassschein für das Gebäude. Da steht auch drinnen, dass sie nicht mehr kommen brauchen!“ Er bekam dann von mir ein Formular mit Datum und Unterschrift, nach dem Motto: „Ich muss draußen bleiben“!
So gäbe es noch vielerlei zu berichten. Aber allein dies zeigt mir, wie die Sympathieträger einer öffentlich-rechtlichen Gemeinschaft so drauf sind und wie sie sich verhalten. Wenn es nachts im Garten unruhig wird, dann frage ich jetzt laut „Sind Sie schon wieder da?“ Wenn dann keiner antwortet, nehme ich den Eimer Wasser und Sie wissen es ja schon, wie es weitergeht.
Nachdem es diese Gebührenbeauftragten nun scheinbar nicht mehr gibt (oder heißen die jetzt neu „Beitragsbeauftragte“?), muss man sich fragen, was diese Leute jetzt so machen. Ich vermute, dass sie die Festsetzungsbescheide von Hand austragen, da diese immer einen so langen Postweg haben von Erstellung bis Versand. Irgendwie müssen diese Leute ja unterkommen und wenn wieder einer bei uns im Vorgarten randaliert sage ich Bescheid und er bekommt ein heißes Nudelwasser in den Kragen. Er kam dann jetzt schon länger nicht mehr her. Ich bedauere das. Wir haben immer so schön und ergebnisorientiert miteinander kommuniziert.
Und wenn sie nicht gestorben sind…
Ich wünsche Euch allen eine Schöne Weihnachtszeit!
Passt auf Euch auf!
rave
"Throughout history, it has been the inaction of those who could have acted; the indifference of those who should have known better; the silence of the voice of justice when it matters most; that has made it possible for evil to triumph."
'Where there is oppression the masses will rebel!'
Dazu sag ich nichts. Das wird man doch noch sagen dürfen!