Bisher kannte ich die Ammenmärchen über GEZ-Büttel nur aus einschlägigen Foren im Internet.
Meine Wohnsituation schaut so aus, dass ich mir mit meinem Vater ein Haus teile. Wie das Leben halt so spielt, versterben auch mal Familienangehörige, ziehen lebenssituationsabhängig und -abschnittsbedingt Personen zu oder wieder weg und so haben wir im Moment ein relativ großes Haus in dem früher mal drei Parteien unter gekommen sind, für uns zwei alleine. Zu meiner Schande muss ich gestehen: Die Namen auf den Klingeln sind nicht aktuell, verraten nichts über den Ist-Zustand und es wurden in der Vergangenheit auch mal Haustiere mit Anfragen der GEZ bedacht, weil die auf der Klingel standen.
Mein Vater ist Rentner, wohnt im Parterre und hat seine Gebühren schon brav gezahlt, als der Büttel noch Quark im Schaufenster war. Sämtliche Empfangsgeräte sind bei ihm ordnungsgemäß angemeldet. Dem Umstand auch mal zu Hause zu arbeiten, verdanke ich wohl, dass ich heute nicht von meinem Vater bei der GEZ angemeldet wurde...
Ich sitze also um die Mittagszeit in meinem Büro, als mein Vater die Wohnung betritt und mir erklärt, dass gerade ein netter junger Mann von unserer zuständigen Rundfunkanstalt in seinem Esszimmer sitzt. Bei mir fällt der Groschen recht schnell. Mein Puls schießt hoch, mir wird warm...
"Sitzt?!? Hast Du den etwa rein gelassen?"
"Ja, im Stehen hat er nicht schreiben können und er hat einen Ausweis gezeigt..."
Und ihn eben mit seinem pseudooffiziellen Auftreten eingeschüchtert...
"Ja, und wenn jetzt jemand den Wachturm hochhält und dem die Füße weh tun, bittest Du den auch plötzlich rein?!? Raus mit dem!"
Mein Vater ist ein höflicher Mensch: "Das kann ich doch nicht machen..."
Meine Lebenserfahrung ist da etwas anders: Ich kann und es ist bei weitem nicht der Erste...
Ich gehe also runter in die Wohnung meines Vaters, wo der GEZ-Büttel in freudiger Erwartung sitzt und die Anmeldung für mich fertig ausfüllen will, die mein Vater vielleicht sogar unterschrieben hätte. Bevor er sich überhaupt vorstellen kann, ist er bereits der Wohnung und des Grundstücks verwiesen. Hand muss ich keine anlegen, meine gegen null tendierende Diskussionsbereitschaft ist ohnehin nicht zu übersehen und wird sogar von diesem Menschenschlag recht schnell verstanden.
Allerdings werde ich mit Drohungen bedacht: Durch die bereits geschlossene Haustür höre ich ihn blöken, dass er mich jetzt zwangsanmelden werde und ich in dem Fall noch mit 1.000€ Strafe zu rechnen habe. Die zweite Aufforderung jetzt ganz fix das Grundstück zu verlassen, ignoriert er auch und eine Visitenkarte (Name, Rundfunkanstalts-Logo, Hotmail-Adresse und Handynummer...) sowie der Durchschlag des nicht fertig ausgefüllten Anmeldeformulars landen in meinem Briefkasten. Bevor er das eingefriedete Grundstück verlässt, inspiziert der bereits Verwiesene noch das Haus rückseitig vom Garten aus um sich dann in Ruhe dem Nachbargebäude zu widmen. Seine Bombe hat er ja noch legen können...
Während er meinen Nachbarn in ein Gespräch verwickelt erkläre ich ihm aus dem Hintergrund, dass es sich bei dem jungen Mann um einen Betrüger handelt und die Polizei bereits auf dem Weg hierher ist, um seine Personalien festzustellen. Den Anruf bei der Polizei hole ich umgehend nach, während der GEZ-Büttel jetzt unentschlossen auf der Straße rumlungert. Gefallen ist der Groschen allerdings noch nicht: Als mein Vater mit seinem PKW das Grundstück verlässt, blafft er ihm trotzig hinterher, dass er jetzt auch sein Kfz-Kennzeichen kenne und bei der Zulassungsstelle anfragen werde. Wonach eigentlich? Dort werden Autos und keine Empfangsgeräte gemeldet und (s.o.) mein Vater bezahlt für alle Empfangsgeräte ordentlich, was der GEZ-Büttel eigentlich wissen müsste, da ihm dreister Weise sogar die Kontenverbindung bekannt ist, über die bisher per Lastschrift abgebucht wurde. (Die hat er als Aufhänger im Gespräch verwendet, erfahre ich später und nachdem mein Vater wieder klar denken kann, ist ihm der laue Umgang mit solch sensiblen Daten überhaupt nicht einerlei. Wie das Geld zur GEZ kommt, muss der Büttel nun wirklich nicht wissen.)
Als ich dem GEZ-Büttel über die Mauer erkläre, dass er sich mit seinen schwachsinnigen Drohungen endgültig für eine Strafanzeige qualifiziert hat und ich dann über Akteneinsicht auch herausfinden werde, wo er wohnt (die Visitenkarte verrät das ja nicht und den Personalausweis wird er mir jetzt auch nicht mehr zeigen), sind erste Denkmuster erkennbar. Inzwischen begreift er, es doch nicht mit einem Idioten zu tun zu haben, kommt wieder halbwegs zur Besinnung, steigt in sein Auto (damit habe ich sein Kfz-Kennzeichen auch...) und verlässt fluchtartig den Ort des Geschehens...
Der Hammer kommt dann beim Blick auf den Durchschlag des nicht fertig ausgefüllten Anmeldeformulars in meinem Briefkasten. Hätte mein Vater den Ausführungen des Drecksacks Vertrauen geschenkt, wäre er dabei gewesen, mir rückwirkend zum 1.01.1995 ein Radio in meinem Kfz und einen Fernseher in meiner Wohnung anzumelden. Handschriftlich ist im Formular vermerkt, dass der Büttel diese Informationen angeblich von meinem Vater erhalten habe. Nachzuzahlende Gebühren weit im vierstelligen Bereich und eine nette Provision für den Büttel, sofern er sich tatsächlich zur Zwangsanmeldung durchringen kann und ich auch brav bezahle. Für das Geld würde ich mir eher einen netten jungen Mann aus dem Türsteher-Milieu für einen Abend mieten...
Ich stelle meinen Vater also zur Rede, wie er so einen Unsinn behaupten kann. Natürlich hat er das nicht getan. Er ist zwar nicht mehr der Jüngste und dämlich überrumpelt worden. Aber senil ist er nicht. Wie die Wohnverhältnisse in unserem Haus vor 15 Jahren ausgesehen haben, weiß er genau und dass ich mir als Student gar kein Auto leisten konnte, hat er als Mitfinanzierer meines Studiums natürlich auch nicht vergessen.
Die Anzeige wegen Hausfriedensbruchs ist bereits raus, an der Betrugsanzeige feile ich noch. Nach Recherchen im Internet kann ich mich glücklich schätzen, die Beweismittel aus Büttel-Dummheit frei Briefkasten erhalten zu haben. Darüber hinaus hat er mit seinem schicken Auto direkt vor meiner Haustür geparkt. Über das Gebaren bin ich gelinde ausgedrückt entsetzt und momentan stolz auf mich, dass der feine Mensch unversehrt auf zwei Beinen unser Grundstück verlassen durfte.
Ich bin gespannt, wie weit der Büttel das Spiel treiben wird und sobald ich Akteneinsicht in die Strafverfahren hatte, werde ich ganz sicher mal gucken, wie es sich so als Gebührenbüttel wohnt. Unser klärendes Gespräch ist bisher ja nur aufgeschoben und kann dann in Ruhe an seinem Wohnzimmertisch fortgesetzt werden...