"Die Online-Petition gegen den ZDF-Großverdiener Lanz ist nichts anderes als der Ausdruck einer großen Hilflosigkeit des Gebührenzahlers."
http://www.handelsblatt.com/meinung/kolumnen/kurz-und-schmerzhaft/der-medien-kommissar-mehr-tv-demokratie-wagen/9389112.htmlEs ist nicht nur Ausdruck einer großen Hilflosigkeit, sondern es ist ein Kampf zwischen Neuen Medien und Alten Medien. Die Neuen Medien ermöglichen die Interaktivität, die Alten Medien sehen das gar nicht vor.
So ist die Online-Petition gegen Lanz eines unter vielen probaten Mitteln, Dissonanz gegenüber dem von der Politik vorgegebenen Diktat zum Ausdruck zu bringen. Gerade weil die monatliche Abzocke so gering - was ja für eine wachsende Schicht der Bevölkerung überhaupt nicht eine geringe Gebühr darstellt - erscheint, wird darauf gesetzt, daß diese Dissonanz zum Schweigen gebracht wird. Auch im Kommentar der Süddeutschen Zeitung der letzten Wochenendausgabe wird auf die Klickerei eingegangen und als "Laune" abgetan. So will man den politischen Druck wegreden, der durch die "Klickerei" entsteht. Ja - Meinungsumfragen funktionieren so nicht mehr, wenn Meinung real artikuliert wird. Die "Klickerei" steht gegen "repräsentative" Meinungsumfragen, die selbst Meinung durch die Form der Fragestellung kreieren.
Wenn man aber Online-Petitionen als "Laune" abtut, will man einfach nicht verstehen, wie dieses neue System in das einzelne Leben eingreift. Das ist nichts als Terror, was das neue System verbreitet. Was soll derjenige denn mit dieser Pflichtgeldschuld anfangen, der das alles nicht nutzt?
Wenn er oder sie Kanalgebühren zu zahlen hat, weiß er oder sie, wofür. Jede(r) muß mal auf Toilette. Aber der ÖR?
Übrigens: Ich habe an der "Klickerei" gegen Lanz nicht teilgenommen. Ich kann aber die "Impertinenz" (so die Süddeutsche Zeitung in ihrem Kommentar) von Lanz gut nachvollziehen. Die ist nichts anderes als ekelhaft.
Der Süddeutschen Zeitung geht es vermutlich um die Verteidigung der Finanzierung des Journalismus, wobei der Kommentar für sich in Anspruch nimmt, daß der Journalist für den Bürger Informationen aufbereitet und verarbeitet. Nun ist dagegen ja grundsätzlich nichts zu sagen, es stellt sich aber die Frage, warum man zum einen das zwangsfinanzieren soll und wie die Argumentation für die Begründung der Finanzierung für all die anderen Sendungen ist. Dazu sagt der Kommentar in der Süddeutschen Zeitung vom letzten Wochenende nämlich gar nichts. Zudem gibt es das Problem, das auch die Süddeutsche Zeitung hat: die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Eigentümer der Zeitung und die wirtschaftliche Abhängigkeit des Eigentümers von seinen Anzeigengebern. Weiter gibt es das Problem der "veröffentlichten" Meinung, so daß man schon den Eindruck bekommt, daß wenn man sich auf ein Thema "eingeschossen" hat, dann die ganze Medienmeute mitzieht. Ist das Druck von oben oder wirtschaftlicher Konkurrenzdruck der Kollegen? Bei den ÖR ist der Eigentümer durch die Kontrollgremien ersetzt, was aber die Sache nicht unbedingt durchschaubarer macht, weil der Wirtschafts"diktator" durch eine Vielzahl von Lobbyisten ersetzt wird, die aufeinander Rücksicht zu nehmen haben, um ihr "eigenes Ding" durchbringen zu können. So weit der journalistische Bereich des ÖR für Informationsvielfalt sorgt, wäre das Thema ÖR eigentlich erledigt. Aber der ÖR ist wesentlich mehr und dazu sagt der Kommentar der Süddeutschen Zeitung, der ja die ÖR-Kollegen schützen will, nichts. Und das aus gutem Grund: Macht man das eine Faß auf, wird auch schnell ein anderes aufgemacht. So hält man aber über dem ÖR seine schützende Hand und versucht die "Klickerei" zu marginalisieren - auf Kosten derjenigen, die mit Fernsehen nichts anfangen können.
Man muß sich das einfach mal vorstellen: Der ÖR führt dazu, daß jemand, der kein Geld hat, in den "offenen Strafvollzug" (Götz Werner) muß - mit all seinen Konsequenzen der Einschränkung von Grundrechten. Das wird in dieser Debatte völlig ausgeblendet, weil der HartzIV-oder Grundsicherungsempfänger solche Einschränkungen auch hinnehmen muß. Sie werden somit auf dieselbe Stufe wie die Asylbewerber gestellt, die sich auch nicht aus dem ihnen zugewiesenen Bezirk entfernen dürfen. Und das alles wegen dem Zwangsbeitrag. Das wird in dem Kommentar der Süddeutschen Zeitung vom letzten Wochenende nicht reflektiert - aus Gründen des Schutzes für die Kollegen.