==== "Krisensitzung", eine Kurzgeschichte ======
Eine kleine, unterhaltsame Kurzgeschichte. Anmerkung: Namen und Inhalt
sind frei erfunden - also reine Fiktion - allerdings eine Realfiktion - sie
könnte so oder so ähnlich stattgefunden haben:
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Herr M**m**: "Sie haben sich ja wie verabredet vorbereitet. Herr B, geben
Sie uns doch kurz einen Lagebericht."
Herr B räuspert sich und zerknautscht vor Aufregung mit fahriger Bewegung
einige seiner vielen Zettel: "Ähem ... also" fängt er an. Etwa 20 Leute haben sich
um den runden Tisch des **R-Studiogebäudes heute morgen zusammengefunden.
B: "Die ABXYZ hat im ersten Quartal einen Minderbetrag von 50 Mio. Euro
zu verzeichnen. Das entspricht einem Einnahmerückgang von 25%. Die Gründe
sind Zahlungsverweigerungen aus unterschiedlichen Gründen. Die ABXYZ
verzeichnet einen Anstieg der Briefpostkommunikation - meistens
Verweigerungsbegründungen und Vorbehaltserklärungen - von 470% - und einen
Bearbeitungsrückstand von durchschnittlich 102 Tagen."
Herr C wirft ein: "Gibt es Erkenntnisse über die Ursachen dafür?"
B: "Die sind vielfältig. Die meisten Probleme gibt es mit denjenigen, die bisher nur
Radiogebühren zahlen sollten. Deren Einsicht und Zahlungsmoral liegt bei ca.
68% nur. Dazu kommen aber noch ganz neue Totalverweigerer, deren
Beweggründe sich uns nicht erschließen. Dazu kommen ungewöhnlich viele
WGs, in welchen kein Beitragsschuldner ermittelbar ist. Deren Ausfall liegt bei
3% - eine ziemlich hohe Ausfallrate."
Herr D unterbricht: "Anscheinend gibt es ja mediale Strömungen, die eine
Anti-Stimmung verbreiten, und die so zu dieser hohen Ausfallrate führen. Ich
denke da an einige Printmedien und einige Internetcommunities. Was wissen
wir über die?"
B: "Die betroffenen Printmedien habe ich hier aufgelistet". B reicht ein
DIN-A4-Sheet herum. "Im Internet sind es 3 Plattformen, die besonders viel
Aufmerksamkeit und Einfluss haben."
Herr M**m**: "Danke, Herr B.! Ich bat sie alle, Vorschläge zu machen, wie wir
vorgehen könnten. Mit den Printmedien werden wir den öffentlichen Diskurs - dort,
wo jeweils sinnvoll - führen. Das soll hier deshalb nicht das Thema sein. Aber die
Internetplattformen, die offenbar individuell großen Einfluss ausüben, die müssen
wir in den Fokus nehmen. Wie können wir mit denen am besten umgehen?"
Frau E: "Wie muss man sich den Einfluss der Internetplattformen vorstellen?"
B: "Nun ja - viele Leute sind heute im Internet unterwegs. Statt also TV zu
gucken oder Zeitung zu lesen sitzen immer mehr Leute - nicht nur junge Leute -
am Computer und surfen im Internet. Das besondere im Internet: Durch
Suchfunktionen kann man zielgerichteter Informationen finden. Und eine zweite
Besonderheit ist auch: Das Internet ist interaktiv - d.h. man kann - etwa in Foren -
selbst Fragen stellen und bekommt dazu antworten. Diese sogenannenten
"Communities" bilden dadurch eine neue Art von Gemeinschaft - das ist eine
neue Qualität, mit der wir es hier zu tun haben."
Herr M**m**: "Leute, welche Vorschläge habt' ihr? Was können wir also tun?"
Frau F saß bisher still am Ende des runden Tisches. Jetzt erhebt sie die Sitmme
zum Monolog: "Das Internet und seine Communities bringt eine neue,
unberechenbare Qualität in die mediale Landschaft. Und ..."
Herr M**m**: "Und?"
Frau F fährt fort: "Und wir müssen natürlich die Internetplattformen mit den Mitteln
des Internets - ich sag' mal - bearbeiten. D.h. wir müssen zu denselben Mitteln
greifen: Infiltration von uns als Usern, Aktivität in Foren und in Blogs usw."
Herr D ergänzt: "Wir könnten eine eigene Gruppe 'Internet-Meinung" gründen, die
schlagkräftig und juristisch begleitet, die mediale Schieflage im Internet aktiv
bekämpft."
Die Diskussion läuft lebhaft und konstruktiv etwa 2 Stunden weiter. Denn
schließlich geht es darum, den bösen extremistischen Einfluss, den
offensichtlich einige wenige "Beeinflusser" im Internet ausüben, wieder
zurückzudrängen, und damit die Verweigerungshaltung Gebühren zu zahlen
wieder auf Null Prozent zurückzuführen.
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Zum Abschluss wird das Ergebnis des Meetings in 5 Punkten
protokolliert und zusammengefasst:
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1. Infiltration: Analyse des soziokulturelleren Hintergrunds
der Community der Internetplattformen. Welche demografischen Eigenschaften
(Schicht, sozialer Hintergrund, ökonomischer Hintergrund, typ. politische
Ausrichtung, Heterogenität usw.) lassen sich zuordnen. Ziel: Schwachpunkte
finden, Ansatzpunkte eruieren, Aufstellung einer Strategie zur Zerschlagung.
2. Infiltration: Analyse des soziokulturelleren Hintergrunds
der Opinion-Leader der Internetplattformen --> Psychololgisches Profil der
Opinion-Leader. Ziel: Ansätze für Argumentation, persönliche Schwachpunkt-
analyse psychoanalytisch, Aufstellung einer Strategie. Oft reicht es aus, die
Opinion-Leader "zu bearbeiten".
3. Infiltration: Einsatz von Stör-Usern, welche die Energie
und die Zeit der Diskutanten binden, und welche jegliche Diskussion schließlich
ad absurdum führen --> Destruktion der Inhalte der Plattform --> medialen
Einfluss der Plattform graduell auf Null reduzieren.
4. Juristischer Ansatz: Scannen der Internetplattformen und
Foren nach irgendwelchen juristischen Verstößen: Abmahnungen + Drohpotenzial
aufbauen --> (je nach psych. Profil) Verunsicherung des Betreibers --> freiwillige
Einschränkung und iterative Zwangsreglementierung des Forums -->
Forendiskussionen werden eingestellt.
5. Juristischer Ansatz: Scannen der Internetplattformen und
Foren nach irgendmöglichen juristischen Verstößen: Impressumspflicht, verleumderische
oder unwahre Inhalte, andere Verstöße (juristischen Beistand, auch absurde und
'potenzielle' Verstöße) usw. --> juristische Maschinerie starten: Regelmäßige
Abmahnungen + Anzeigen --> Taktik der permanenten Nadelstiche, Abnutzung
und Verschleiß der Betreiber --> Einstellung der Plattform.
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Herr M**m** weist einige Tage später an, die Task-Force Gruppe
"Internet-Meinung" zu bilden, die tatkräftig obige 5 Punkte verfolgt.