(Meinen link zu dem lesenswerten Artikel von Bettina Röhl bei WirtschaftsWoche-Online habe ich leider falsch gesetzt)
Hallo syna,
ich stimme dem weitgehend zu was Du geschrieben hast, mit folgenden Anmerkungen:
„Ohne es zu beabsichtigen trägst Du das schwerwiegendste Argument für einen ÖRR vor“.
Ja, richtig, die Argumentation des ÖRR, einen staatsunabhängigen Rundfunk zu etablieren, leuchtet mir grundsätzlich ein.
Der Threat-opener „antilinker“ streift nicht nur die Frage, wer Einfluß nehmen soll, sondern er stellt sie. Die zu beantworten, sehe ich mich – momentan und aus mangelnder Sachkenntnis - nicht in der Lage.
Von der Strategie der ÖRR, seine Kritiker in die rechte Ecke zu drängen, habe ich als Neuling in der Thematik noch nichts mitbekommen. Persönlich war ich bisher ja auch nur Kritiker im stillen Kämmerlein. Wenn die Gegner Rechte sein sollen, spricht das nach meiner Logik für ein Selbstverständnis der Medienleute als Linke.
Es ist bekannt, die privaten Sender werden von reinen Profitinteressen ihrer Eigner gesteuert.
Sie sind so ausgerichtet, dass die ökonomischen Verhältnisse in diesem Land so bleiben, wie sie sind, also die Reichen reich bleiben und die Armen arm.
Durch die massenhafte Darbietung von im Grunde überflüssigen, inhaltsleeren Sendungen betreiben die ÖRR-Sender das aber auch. Sie informieren, belehren, wissen alles besser, suggerieren grundsätzlich eine höhere Kompetenz in allen Fragen als die Zuschauer, denen immer nur die Rolle von passiven Konsumenten zukommt. Ihr Bildungsanspruch ist häufig nur vorgeschoben. Auch sie stehlen Zeit.
Wenn die Privaten ihre Wirtschaftsmacht einsetzen um die Meinung der Bevölkerung zu manipulieren, wäre dies, neben der Freistellung von staatlicher Einflussnahme, ein weiterer Grund für die Einrichtung eines von der Allgemeinheit - freiwillig?- getragenen ÖRR.
Der ÖRR sollte jedenfalls „objektiv“ über die Welt zu berichten.
Was objektiv bedeutet, fühle ich mich jetzt hier überfordert zu sagen. Vielleicht lässt sich das auch immer erst im Nachhinein bewerten und auch wieder nur subjektiv? Die Informationen auszuwählen, welche eine Lage (beispielsweise in einem Krisenland wie Deutschland) beschreiben, die Akzentuierung vorzunehmen ist eine Machtposition, die m.E. irgendwie demokratisch von allen Rundfunkteilnehmern beeinflusst werden sollte. Und da sind wir wieder bei „links“ und „rechts“ (und auch bei anspruchsvoll und trivial).
Ich würde sagen, das Eintreten für die Interessen der gesellschaftlich Benachteiligten ist die traditionelle Domäne der Linken, und deshalb sind sie bei den ÖR-Medien gehäuft vertreten. Das jedenfalls wäre kein Grund daran Anstoß zu nehmen.
Die Aussage, „dass überwiegend gebildete Menschen eher im linken Spektrum gefunden werden“, ist möglicherweise richtig.
Wenn man daraus ableiten möchte, dass die Linken prädestiniert sind, Bildungsaufgaben zu übernehmen und natürlicherweise bevorzugt einen Job im ÖRR finden, könnte ich auch zustimmen.
„Antilinker“ hat einen Aspekt (Linkslastigkeit, Bevorzugung linker Anliegen, so interpretiere ich das) aus einer Reihe von Missständen beim ÖRR herausgegriffen, den ich bisher eher als nachrangig betrachtet habe, der sich m.E. mittlerweile als folgenschwer herausgestellt hat.
Die unmoralische Verschwendung zwangseingetriebener Gelder, der Filz, die aufgeblähten Strukturen, die Selbstbezogenheit, der pseudoreligiöse Anspruch u.a. waren für mich bisher die größeren Ärgernisse.
Und z.Z. versetzt mich natürlich sehr in Rage die Gebührenfestsetzung auch für Leute, die gar kein Fernsehen konsumieren wollen
und die Überheblichkeit der Politiker vom Schlage eines Herrn Beck, der seinen Hofmusikanten vom ZDF, die ihm immer wieder die Bühne zur Selbstdarstellung bereiten, noch mehr ungerechtfertigte Taler zuschanzen möchte.
Aber was mich angeregt hat hier zu posten ist:
Das vollständige Versagen der elektronischen Medien im Zusammenhang mit der EURO-Krise.
Der mit Mrd. Euro gesponserte ÖRR ist dem selbstgesetzten Auftrag einer kritischen Berichterstattung mit relevanten Hintergrundinformationen nicht nachgekommen!
Die Geisteshaltung der Verantwortlichen würde ich als dienstbeflissen, opportunistisch beschreiben oder als grenzenlose Traumtänzerei. Es muß die Parole durch die Flure der Anstalten gewabert sein, “Keinen Zweifel am Gelingen des Euro-Projekts aufkommen lassen“.
Die ö.r. Medien haben sich bei den Menschen ein Vertrauensverhältnis erworben, aber letztlich haben sie ihre Gebührenzahler verraten, indem sie ihnen relevante Informationen vorenthalten haben und ausschließlich im Sinne der Politik agiert (agitiert?) haben.
Die anstaltseigene Ideologie würde ich als „links“ bezeichnen, nicht als dogmatisch, eher im Sinne von gutmütig, linkspragmatisch, alle-Welt-umarmend und politisch immer äußerst korrekt.
Es ist nicht im nationalen Interesse (und war nach dem Maastricht-Vertrag „untersagt“) für Fehler oder Vertragsbrüche anderer einzustehen oder deren Schulden zu übernehmen.
Jahrzehntelang wurde der Konsum in den mediterranen Staaten auf Pump gesteigert, angeblich um deren Wettbewerbsfähigkeit anzuheben. Dies ist nachweißlich nicht gelungen, die Lage hat sich verschlechtert und jedermann ist klar, die Schulden können niemals beglichen werden.
Warum sind eigentlich Dänemark, Norwegen, England, Polen nicht in der Eurozone?
Warum sind die EZB Banker Weber und Stark, die Vertreter deutscher Interessen, ausgestiegen? Warum sollen die wertlosen Staatsanleihen in französischen Tresoren von allen Euro-Staaten aufgekauft werden? Welche Kreditforderungen Deutschlands an klamme Staaten müssen abgeschrieben werden, mit welchen Folgen?
Mir würden Duzende weiterer Fragen einfallen!
Die naheliegenden Antworten machen mich (nicht nur als Kleinsparer) hochnervös!
Bei ihrer Neujahrsansprache befand Frau Merkel: „Europa befindet sich in seiner schwersten Bewährungsprobe seit Jahrzehnten“ Warum? Wer ist Verantwortlich?
Die Missstände müssen offengelegt und ausgesprochen werden! Es müssen Konsequenzen gezogen werden.
Für die jetzige Misere im EURO-Raum sind die gierigen Banker, die expansionslüsternen Konzerne, die amerikanische Hypothekenblase, die unfähigen deutschen Politiker, die ausgebufften Griechen, und wer sonst noch verantwortlich, - aber vor allem auch der ÖRR!
Der hat die Euro-Einführung enthusiastisch als Heilsgeschehen gefeiert, massiv Propaganda gemacht, statt zu warnen und die Risiken und Gefahren zu benennen. Gleich zu Anfang sich abzeichnende Fehlentwicklungen wurden nicht thematisiert oder nur als Randnotiz vermerkt. Das hat enormen Schaden für die Menschen in unserem Land verursacht. Der Schaden besteht in Bill. Euro an Schulden, leichtfertig vergebenen Krediten, die Deutschland demnächst abschreiben darf., an wertlosen Verechnungseinheiten usw..
Der ÖRR hat grundsätzlich nur Eurobefürworter zu Wort kommen lassen.
Permanent durften im ÖRR ein Herr Juncker, ein Herr Barroso, jetzt ein Herr Draghi die überschwenglichen Bekenntnisse zu einem geeinten Europa und für ein Weiter so im deutschen Fernsehen und Radio vortragen. Gleichzeitig waren sie immer bemüht die Interessen ihrer eigenen Länder durchzusetzen.
Euroskeptiker wurden ignoriert, systematisch ferngehalten und ihre Argumente als die von Ewiggestrigen, üblen Nationalisten, eben „Rechten“, abgetan, die einem friedlich vereinten Europa entgegenstanden.
Ein Herr Gauweiler war mir früher als Kofferträger von Herrn Strauß herzlich unsympathisch, jetzt habe ich es sehr bedauert, als seine Klage beim Bfg gegen die Abgabe von Souveränitätsrechten (im Rahmen irgendeines Euro-Rettungsschirmes) abgewiesen wurde.
Die komplementären Kräfte, eben die „linken“ haben sich beim ÖRR eindeutig durchgesetzt.
Ich weiß, dass ist sozusagen „offtopic“ .
Als der Forenteilnehmer „antilinker“ mangelnde Pluralität beim ÖRR ansprach, drängten sich mir die Begriffe „Zwangsgebühren“ und „Zwangswährung“ förmlich auf.
In beiden Fällen sind die Betroffenen nicht gefragt worden.
Ich möchte – meine persönliche Einschätzung - noch einmal wiederholen:
Der ÖRR hat die Misere rund um den Euro wesentlich mitverschuldet!
Und ob eine Dominanz einer irgendwie linken (und meinetwegen von Soziologen näher zu untersuchenden) Glaubensrichtung im Apparat vorhanden ist und die Meinungsbildung in der Öffentlichkeit beeinflusst hat, kann jeder Rundfunkkonsument für sich selber überprüfen.