Dieser Gastbeitrag benötigt schon selbst elementare Korrekturen. So ist die KEF keine "Gebührenkommission", sondern ermittelt den Finanzbedarf der ör Rundfunkanstalten; letztere melden ihre Bedarfe an. Die "kommunizierenden Röhren" und diese "zwei Säulen" sind blumig geschrieben mit absolutsetzendem Unterton, aber bedeutungsarm.
Und das Framing Manual der ARD hat wohl Wirkung gezeitigt: Ist Herrn Grewenig doch tatsächlich gleich in der Überschrift ein "Unser Rundfunksystem" herausgerutscht?
Das Wesentliche blieb ungeschrieben: Herrn Grewenig ficht die verfassungsrechtliche Dimension des Rundfunkbeitrags in seiner gegenwärtigen Form ja nun überhaupt gar nicht an. Im gesamten Text kommt das zahlende Beitragsvolk erst in den letzten beiden Absätzen vor: Hörerbindung und Millionen Zuschauern und Zuhörern - passive Rollen.
Hier zeigt sich also auch nur ein massives paternalistisches Verständnis von Medienpolitik.
Die Zahlschafe sollen zwar weiterhin am Rundfunkbeitrag bluten, aber bittebitte doch auch einmal einen Privatsender einschalten.
Die privaten Medien möchten auch mal Kirche spielen. Sozusagen Freikirchen neben den beiden Amtskirchen.
Herr Grewenig könnte mal konkrete Vorschläge machen. Da steht nicht viel... die Politik soll irgendwas machen...
Aber wenn er bei der Problematik, die er aus Sicht der privaten Medienhäuser sicherlich zutreffend beschreibt, nicht auf das Grundübel kommt, nämlich auf die im Übermaß üppige Rundfunkfinanzierung vermittels einer öffentlichen Abgabe, die unter Androhung von Entzug von Bürger-, Grund- und Menschenrechten (darunter hat es Herr E. wirklich nicht gemacht) beigetrieben wird,...
wenn er also nicht von selbst darauf kommt, dann ist ihm nicht viel zu helfen.
Der tiefenpsychologische Effekt einer Zwangsabgabe, besonders in dieser relevanten Höhe von knapp 20 Euro monatlich (wofür man schon auf eine Wochenzeitschrift verzichten müsste), wird immer noch ignoriert. Dieser Effekt ist subkutan - es brodelt die Wut unter der Oberfläche. Die Verwerfungen werden immer sichtbarer, gleichsam wie Wellen auf einem nicht mehr richtig befestigten Teppich. Verwerfungen wie jener irre Beschluss des Bundesverfassungsgerichts, der die Landesparlamente in Sachen Rundfunkfinanzierung entmachtet hat.
Ich verstehe nicht, wie politische Entscheider - auch Herr Grewenig - denken können, dass es so weiterhin gutgehen kann. Es ist doch nicht bloß dieses kleine Forum hier, auch wenn es sicher recht bekannt ist. Da läuft doch schon richtig viel, was nicht im Mainstream gesagt wird bis auf diesen und jenen spektakulären Haftfall.
Und wenn das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem in Deutschland kollabiert, müssen wieder die armen Schweine leiden. Warmen Rehrücken wird es für die hohen(?) Tiere aber weiterhin geben - die helfen sich schon gegenseitig.
Manchmal denke ich mir, ich bin im finsteren Mittelalter - im geistigen Dunkel vor Reformation (Auflösung des Klerikalismus) und Aufklärung (Mündigwerden des Menschen).