Also ehrlich gesagt, ich habe lange überlegt, ob ich hierzu einen Kommentar schreiben soll oder nicht. Aber angesichts dieser schamlosen Verbreitung von so einer dreisten Lüge, oder man könnte es auch in Neusprech "Fake News" nennen, mache ich es doch.
Wohlbemerkt, dieses Streitgespräch fand ja anscheinend zwischen zwei Wissenschaftlern statt, zumindest, wenn man den Angaben glauben schenken kann.
Der Herr Hömberg behauptet allen Ernstes durch die Bank weg, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk durch eine Gebühr finanziert wird. Er benutzte nur an einer einzigen Stelle einmal das Wort "Rundfunkbeitrag".
Und wenn er das auch tausendmal behauptet, deshalb wird aus dieser Lüge noch lange keine Wahrheit.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wird nicht durch eine Gebühr finanziert. Und das schon seit spätestens 2013 nicht mehr. Er wird durch eine Zwangsabgabe finanziert, welcher das Etikett Beitrag verpasst wurde.
Und wenn jemand meint, dass dem nicht so ist, dann soll er das Gegenteil beweisen, aber mit klaren sachlichen Fakten. Nur, das wird niemand können, weil man die Realität vielleicht verleugnen, aber nicht ändern kann.
Also am besten finde ich ja diesen Satz:
"Das jetzige System der Finanzierung durch Gebühren hat sich insgesamt bewährt."
Ein System, welches Menschen sogar ins Gefängnis bringt, und das in einer angeblichen Demokratie, hat sich also bewährt?
Ein System, welches Menschen zu reinen Objekten, nämlich Zahlobjekten, degradiert, hat sich also bewährt?
Ein System, welches den angeblich höchsten Wert unserer Verfassung, die Menschenwürde, praktisch mit Füßen tritt, hat sich also bewährt?
Ein System, welches eines der wichtigsten Grundrechte in einer Demokratie, die Informationsfreiheit, verankert in Artikel 5 des Grundgesetzes, praktisch aushebelt, hat sich also bewährt?
Ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk, welcher zu einem totalitären System entartet ist, und welcher mit den ursprünglichen Idealen seiner Gründung praktisch nichts mehr gemeinsam hat, hat sich also bewährt?
Ganz niedlich finde ich auch eine Stelle, wo Herr Hömberg schwärmt, wie günstig doch all das ist, was man für 220 Euro im Jahr bekommen würde, und dass das ja nicht teuer sei.
Darf ich hier einmal kurz lachen? ...
Für mich bedeuten 220 Euro im Jahr Essen und Kleidung. Und zwar reales Essen und reale Kleidung. Wenn ich 220 Euro im Jahr für etwas ausgeben müßte, wovon ich überhaupt nichts brauche, dann ist das durchaus teuer für mich. Denn es wäre genau so, als wenn ich 220 Euro im Jahr einfach in den Mülleimer oder zu einem Fenster hinauswerfen würde.
Aber ein Herr Hömberg, für den 220 Euro im Jahr höchstwahrscheinlich nicht mehr als ein Trinkgeld darstellt, kann davon überhaupt keine Vorstellung haben.
Herr Haucap führt zwar schon einige gute Punkte an, aber auch er spricht durchweg von einer Gebühr.
Wo ist bloß die Bildung in diesem Land geblieben? Sie kann doch nicht vollends verschwunden sein.
Um auf die Frage in der Artikelüberschrift zurückzukommen:
Ja, Deutschland braucht eine Rundfunkgebühr. Und zwar so, wie es bei Gründung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auch vorgesehen war und wie es auch über Jahrzehnte praktiziert wurde. Denn eine Zwangsabgabe auf das Wohnen lag bestimmt außerhalb der Vorstellung der Gründungsväter unseres Grundgesetzes.
"Wenn so eine Welle des Aufruhrs durch das Land geht, wenn "es in der Luft liegt", wenn viele mitmachen, dann kann in einer letzten, gewaltigen Anstrengung dieses System abgeschüttelt werden."
(II. Flugblatt der Weißen Rose)
"Fear. It's the oldest tool of power. If you're distracted by fear of those around you, it keeps you from seeing the actions of those above."
(Mulder)
"Die Meinungsbildung muß aber absolut frei sein; sie findet keine Grenze."
(Dr. H. v. Mangoldt - am 11. Januar 1949)