Autor: 19. August 2020, 22:12
DWDL, 18.08.2020
Jan Schulte-Kellinghaus: "Unser linearer Erfolg ist ein Problem"[…]
Im Juli war der RBB mit fast sieben Prozent Marktanteil so erfolgreich wie lange nicht. Was lief denn eigentlich besonders gut?
Ich sehe die steigenden Quoten als Resultat unserer intensiven Corona-Berichterstattung. Anders als andere Sender haben wir ganz konsequent insgesamt 80 Spezial-Sendungen gemacht. Als erste Anstalt haben wir außerdem damit begonnen, zusätzliche Kultur-Events ins Fernsehen zu holen. Das ist den Berlinern und Brandenburgern aufgefallen und dadurch ist der RBB eine Adresse geworden, bei der man sich heute vielleicht etwas häufiger umschaut als noch vor einiger Zeit. Nehmen Sie die "Abendschau", die vor wenigen Wochen 45 Prozent Marktanteil erzielt hat. Das gab es noch nie.
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Ich glaube nicht, dass das ein spezielles RBB-Phänomen ist. Der Kern des Problems liegt in unserer polarisierten Gesellschaft, die immer weiter auseinanderdriftet. Man kann doch aus der Mischung der Menschen, die kürzlich gegen die Corona-Regeln demonstriert haben, kaum auseinanderhalten, ob das nun rechtsschaffende Clubbesitzer waren, die um ihre Existenz bangen, oder um Verschwörungstheoretiker. Genau das macht die ganze Sache auch für die Berichterstattung so schwierig. Am Ende haben wir es vor allemmit einem Problem der sozialen Netzwerke zu tun, weil zunehmend Algorithmen darüber bestimmen, welche Informationen die Menschen erhalten – und das sind oft die Beiträge, die besonders polarisieren und viel Reaktionen auslösen. Da wird nach kommerziellen Kriterien eine demokratische Auseinandersetzung katalysiert. Ein echtes Problem. […]
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