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Autor Thema: Auslieferungsverfahren gegen Julian Assange: ARD und ZDF – ein Totalausfall  (Gelesen 1126 mal)

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multipolar, 05.03.2020

Simulierter Journalismus

Von einer umfassenden Berichterstattung waren deutsche Medien in der ersten Woche der Anhörungen zur Auslieferung von Julian Assange weit entfernt. Statt authentischen Schilderungen der Auseinandersetzung im Gerichtssaal präsentierte man eine Fassade von Journalismus – zusammenkopiertes Halbwissen, vorgetragen in selbstbewusstem Tonfall.

Von PAUL SCHREYER

Zitat
Das eigentlich Wesentliche, nicht weniger als ein Skandal, der sich gleich am ersten Tag der Anhörungen vor Gericht ereignete, und über den eine öffentliche Diskussion dringend nötig wäre, wurde von den Vertretern des Mainstreams nicht einmal zur Kenntnis genommen. Berichtet hat davon nicht die BBC, die New York Times oder der Spiegel, sondern ein Privatmann, der ehemalige britische Diplomat Craig Murray, der als unabhängiger Prozessbeobachter das Verfahren um die Auslieferung von Julian Assange begleitet, und dessen Bericht vor wenigen Tagen in deutscher Übersetzung bei Multipolar veröffentlicht wurde.
[…]
ARD und ZDF – ein Totalausfall
Für die ARD Tagesschau berichtete gegen Mittag der Korrespondent Sven Lohmann live, mit Regenschirm, vom Vorplatz des Gerichtsgebäudes. Er schilderte die allgemeinen Umstände des Falles, hatte aber offenbar keinen Schimmer vom aktuellen Geschehen im Gerichtssaal. Seinen Bericht schloss er mit den Worten, viele Journalisten seien „mit großem Interesse bei diesem Prozess, weil es sich am Ende auch gegen sie selbst richten und ihre Arbeit einschränken könnte.“
Doch ganz so groß war das Interesse bei der ARD offenbar nicht, denn es folgte lediglich ein einziger (!) weiterer kurzer Online-Beitrag, der eine halbe Stunde später veröffentlicht wurde, und in dem die Tagesschau einfach die Position der Anklage einkopierte, hingegen kein Wort über die Argumentation der Verteidiger verlor, geschweige denn zu dem sich in Widersprüche verstrickenden Staatsanwalt. Die Tagesschau-Ausgabe um 20 Uhr klammerte den Fall komplett aus, in den später gesendeten Tagesthemen gab es eine 40-sekündige Kurzmeldung. Das war alles, was der Tagesschau-Zuschauer in dieser Woche über den Prozess gegen Assange erfuhr.
Die ZDF-Nachrichten präsentierten den Fall in ähnlicher Weise. Online brachte man am frühen Abend unter der Überschrift „Menschen in Gefahr gebracht – US-Anwalt macht Assange Vorwürfe“ eine Kurzmeldung („Quelle: dpa“), in der lediglich die Anklage und für den Leser anonym bleibende „Unterstützer“ Assanges zitiert wurden, nicht aber die an diesem Tag wesentlichen Stimmen, nämlich die der Anwälte der Verteidigung.
In der heute-Sendung um 19 Uhr präsentierte der Sender – der wie die ARD ein Kamerateam vor das Gerichtsgebäude geschickt hatte – zudem noch eine Falschinformation: Das Gericht habe zunächst nur die Anträge der US-Seite gehört, Assanges Anwälte würden erst am folgenden Tag ihre Argumente vorlegen. Die ZDF-Journalisten hatten offenbar nicht die geringste Ahnung, was drinnen passierte. Claus Klebers später am Abend gesendetes heute-journal verbannte das Thema komplett aus der Sendung. Die gesamte übrige Woche schwieg das ZDF das Thema dann konsequent tot – so dass die Zuschauer von der juristischen Position der Verteidiger, geschweige denn dem weiteren Verlauf des Verfahrens überhaupt nichts erfuhren.

„Direkt aus dem Newskanal“
[…]
Eine branchenumfassende Filterblase
[…]

Weiterlesen auf:
https://multipolar-magazin.de/artikel/simulierter-journalismus

Danke an User drone für den Hinweis.

Anmerkung (user "drone")
(Das "Schlachtschiff" Tagesschau sinkt weiter, und keine/r hat's auf dem Radar - wie auch...?!)

Wer sich für Journalismus(sic!) und die Berichte von Craig Murray zur Verhandlung von Julian Assange interessiert, wird hier fündig:
The Armoured Glass Box is an Instrument of Torture
von Craig Murray, 02.03.2020
https://www.craigmurray.org.uk/archives/2020/03/the-armoured-glass-box-is-an-instrument-of-torture/

Im Footer der obigen Seite finden sich (aktuell noch) die Einzelberichte zu den 4. Verhandlungstagen:
28.02.2020, Your Man in the Public Gallery – Assange Hearing Day Four
https://www.craigmurray.org.uk/archives/2020/02/your-man-in-the-public-gallery-assange-hearing-day-four/
27.02.2020, Your Man in the Public Gallery – The Assange Hearing Day 3
https://www.craigmurray.org.uk/archives/2020/02/your-man-in-the-public-gallery-the-assange-hearing-day-3/
26.02.2020, Your Man in the Public Gallery – Assange Hearing Day 2
https://www.craigmurray.org.uk/archives/2020/02/your-man-in-the-public-gallery-assange-hearing-day-2/
25.02.2020, Your Man in the Public Gallery – Assange Hearing Day 1
https://www.craigmurray.org.uk/archives/2020/02/your-man-in-the-public-gallery-assange-hearing-day-1/

03.03.2020, Der Prozess gegen Julian Assange – Tag 1
Deutsche Übersetzung des Beitrags von Murray vom 25.02.2020 (Day 1) durch die Redaktion von multipolar
https://multipolar-magazin.de/artikel/der-prozess-gegen-julian-assange-tag-1

Über den Autor: Craig Murray, Jahrgang 1958, ist Autor und Menschenrechtsaktivist. Von 1984 bis 2004 war er britischer Diplomat, zuletzt Botschafter in Usbekistan, sowie von 2007 bis 2010 Rektor der schottischen Universität Dundee.


Siehe zudem:
Frank Castorf und 40331 weitere fordern "JULIAN ASSANGE AUS DER HAFT ENTLASSEN"
Zitat
Am 6. Februar stellten Günter Wallraff (Investigativjournalist), Sigmar Gabriel (Bundesaußenminister a.D.), Gerhart Baum (Bundesinnenminister a.D.) und Sevim Dagdelen (MdB) in der Bundespressekonferenz in Berlin den Appell "Julian Assange aus der Haft entlassen" vor, der von weit mehr als 100 Prominenten aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Medien unterzeichnet wurde.
https://assange-helfen.de/

Weitere Anmerkung:
multipolar-magazin.de ist das neue online-Magazin der Autoren Stefan Korinth, Paul Schreyer und Ulrich Teusch.
Ulrich Tausch beispielsweise ist u.a. Autor der lesenswerten Bücher
"Lückenpresse" und "Der Krieg vor dem Krieg" in denen auch die ör-Anstalten hinsichtlich ihrer journalistischen Qualität nicht gut wegkommen.
Beide Bücher sind erschienen im Westend Verlag
https://www.westendverlag.de/autoren/ulrich_teusch/

Letzte Anmerkung:
Zitat von: Leitsätze aus dem BVerfG-Urteil des Ersten Senats vom 18. Juli 2018, Rn. 80
Dies alles führt zu schwieriger werdender Trennbarkeit zwischen Fakten und Meinung, Inhalt und Werbung sowie zu neuen Unsicherheiten hinsichtlich Glaubwürdigkeit von Quellen und Wertungen. Der einzelne Nutzer muss die Verarbeitung und die massenmediale Bewertung übernehmen, die herkömmlich durch den Filter professioneller Selektionen und durch verantwortliches journalistisches Handeln erfolgt. Angesichts dieser Entwicklung wächst die Bedeutung der dem beitragsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk obliegenden Aufgabe, durch authentische, sorgfältig recherchierte Informationen, die Fakten und Meinungen auseinanderhalten, die Wirklichkeit nicht verzerrt darzustellen und das Sensationelle nicht in den Vordergrund zurücken, vielmehr ein vielfaltssicherndes und Orientierungshilfe bietendes Gegengewicht zu bilden (vgl. dazu Brinkmann, ZUM 2013, S. 193 <195, 198>; Dörr/Holznagel/Picot, ZUM 2016, S. 920 <936 f., 940 f.>; Drexl, ZUM 2017, S. 529 <530 ff.>; Langbauer/Ripel, MMR 2015, S. 572 <573>; Milker, ZUM 2017, S. 216 <221>).
https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2018/07/rs20180718_1bvr167516.html

Diese Pressemeldung dient rein informativen Zwecken und bleibt für die Diskussion geschlossen, da aus Gründen der Übersicht, Thementreue und zielgerichteten Diskussion einer Vielzahl akuter und konkreter Probleme mit dem sog. "Rundfunkbeitrag" das Forum vertiefende Diskussionen zu diesem Thema nicht leisten kann.


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multipolar-magazin.de, 22.01.2020

Der Journalist als Staatsfeind

Von PAUL SCHREYER


Zitat
[…]
Im Oktober hatte der UN-Sonderbeauftragte für Folter, Nils Melzer, von seinem Besuch bei Assange im Londoner Gefängnis berichtet, wo er im Beisein von Ärzten Symptome psychologischer Folter dokumentiert hatte. Dies wurde auch mehrfach in der Bundespressekonferenz thematisiert, allerdings ausschließlich von Florian Warweg, einem Journalisten des deutschen Ablegers des staatlichen russischen Senders RT. Dieser fragte über Wochen hinweg immer wieder nach, wie die Bundesregierung zu den Erkenntnissen des UN-Experten stehe und was sie zu unternehmen gedenke.

Die Regierungssprecher versuchten das Thema so gut wie möglich zu umschiffen. Am 16.10. hieß es in einer Antwort, man habe dazu „keine eigenen Erkenntnisse“, am 21.10., man werde sich das „anschauen“, am 15.11., man „kenne den Bericht leider nicht“, am 25.11. man habe „vollstes Vertrauen in die britische Justiz“, am 2.12. schließlich, es gebe gar keinen Bericht, sondern bloß Pressemitteilungen des UN-Beauftragten, am 23.12. wiederum, man habe sich zum Fall bereits „ausführlich geäußert“.

Bei keiner dieser Gelegenheiten gab es laut der Protokolle der Bundespressekonferenz irgendeine Nachfrage von Vertretern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks oder anderer Journalisten der Leitmedien. Sie waren zwar anwesend, aber niemand meldete sich, um die Phrasen der Regierung, abwechselnd vorgetragen von deren Sprechern Steffen Seibert, Maria Adebahr, Christofer Burger und Rainer Breul, kritisch zu hinterfragen. Die zuhörenden Journalisten blieben passiv – und gingen geräuschlos zur Tagesordnung über.

Ich wandte mich an mehrere Reporter von den Hauptstadtstudios der ARD und des ZDF, die an einigen der Pressekonferenzen teilgenommen hatten, und fragte, wie sie die Inhaftierung von Julian Assange mit Blick auf die Pressefreiheit bewerten würden. Die Korrespondenten der ARD reagierten mit Schweigen. Nick Leifert vom ZDF antwortete, zwar am 15. November dabei gewesen zu sein, als die UN-Foltervorwürfe im Fall Assange angesprochen worden waren, dazu aber keine Nachfragen gehabt zu haben. Das Thema wäre zu diesem Zeitpunkt auch schon vier Wochen alt gewesen.

Zur Frage, wie er die Inhaftierung von Assange insgesamt bewerte, meinte Leifert, er kenne sich mit dem Fall nicht aus, der gehöre auch nicht in sein Ressort. In gewisser Weise spiegelte der ZDF-Hauptstadtkorrespondent damit die Reaktion der Bundesregierung: Wir sind nicht zuständig. Leifert, selbst viele Jahre im Vorstand der Bundespressekonferenz tätig, betonte, man solle den realen Medienalltag nicht unterschätzen:

„Wenn die anwesenden Redakteure mit Kenntnis ihrer Redaktionssitzungen wissen, dass das an dem Tag kein Thema in ihren jeweiligen Sendungen/Printmedien sein wird, dann haben sie auch keinen zwingenden Grund, dazu Fragen zu stellen.“

Das trifft wohl zu. Allerdings verschiebt diese Beobachtung das Problem nur auf die nächsthöhere Ebene:
Warum machen denn die Redaktionen und ihre Leitungen Assange nicht zum Thema?
[…]

Weiterlesen auf:
https://multipolar-magazin.de/artikel/der-journalist-als-staatsfeind

Zum Thema siehe Des Weiteren auch:
Fall Assange: „Von Pressefreiheit kann dann nirgendwo mehr die Rede sein" vom 13. Dezember 2019
https://gez-boykott.de/Forum/index.php/topic,32766

«Vor unseren Augen kreiert sich ein mörderisches System» vom 01. Februar 2020
https://gez-boykott.de/Forum/index.php/topic,32766.msg203178.html#msg203178

Auch die Tagesschau beteiligt sich an der Hexenjagd auf Julian Assange ... vom 26. Juli 2019
https://gez-boykott.de/Forum/index.php/topic,31755

Assange wird vergessen gemacht vom 27. April 2019
https://gez-boykott.de/Forum/index.php/topic,30854

Das Feilen an der Iran-Matrix - Ein Paradebeispiel der Meinungsmanipulation
Zitat
Für die Mehrheit der Bevölkerung gibt es also Julian Assange gar nicht, weil es nicht in ihr Unterbewusstes und somit auch nicht in ihr Bewusstsein gefunden hat. Die gleiche Mehrheit lebt in der Matrix, dass die Führung des Iran aus einem klerikalen Regime mit Revolutionsgarden besteht, gegen die ein ganzes Volk aufbegehrt.

[…] Über eine geschickt gesteuerte, wie konzertierte Berichterstattung kann man innerhalb kürzester Zeit ein relevantes Thema von der medialen Bildfläche verschwinden lassen. […]
https://gez-boykott.de/Forum/index.php/topic,33103

Heise.de u.a.
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Auslieferung-von-Julian-Assange-an-die-USA-Der-Prozessauftakt-4668196.html

rubikon.news u.a.
https://www.rubikon.news/artikel/endlich-widerstand-3
https://www.rubikon.news/artikel/eine-frage-der-humanitat

Danke an User "drboe" für den Hinweis

Diese Pressemeldung dient rein informativen Zwecken und bleibt für die Diskussion geschlossen, da aus Gründen der Übersicht, Thementreue und zielgerichteten Diskussion einer Vielzahl akuter und konkreter Probleme mit dem sog. "Rundfunkbeitrag" das Forum vertiefende Diskussionen zu diesem Thema nicht leisten kann.


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