Autor: 21. August 2019, 18:36
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Zerschlagung von hr2 :
Ist das Kulturfunk, oder kann das immer noch weg?Der Hessische Rundfunk „reformiert“ seine Radiokulturwelle hr2. Aus einem kulturellen Vollprogramm wird eine Abspielstation für klassische Musik. Was halten Kulturschaffende davon? Von Andreas Maier
[…]Man muss Kultursender nicht unter Artenschutz stellen. Man muss aber fragen, wie eine öffentlich-rechtliche Sendeanstalt ernsthaft glauben kann, sich durch die Verabschiedung von einem ihrer markantesten Merkmale „zukunftsfähig“ zu machen.
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Sehr ärgerlich finde ich außerdem, dass ich diese Veränderungen mit der Zwangssteuer Rundfunkabgabe unterstützen muss. Meiner Meinung nach ist der Auftrag eines öffentlich-rechtlichen Senders, nicht nur trivialen Mainstream zu produzieren, sondern der Kultur ein Podium zu geben. Dann sehe ich auch ein, dafür zu bezahlen.
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Wofür bezahle ich meine Rundfunkgebühren eigentlich? Sicher nicht, dass irgendwer Vivaldi und Haydn für mich auflegt. Das kann ich auch selbst.
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Wäre man bösartig, würde man meinen, dass es darum eigentlich geht: versteckte Sterbehilfe. Im HR selbst und seinem Umfeld gibt es doch genug Kreative, die sollte man nicht mit externen Beratungsfirmen quälen, sondern ihnen eher neue Bewegungsräume schaffen. Mal Kante zeigen, anstatt sich abzuschleifen. Schön wär’s.
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Ich finde es in fast schon grotesker Weise unverständlich, dass dieses hervorragende Programm eines öffentlich-rechtlichen Senders aus Wirtschaftlichkeits- und Quotenerwägungen eingestellt werden soll.
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Die Abwicklung eines anspruchsvollen eigenständigen Kulturprogramms durch einen öffentlich-rechtlichen Sender ist ein verheerendes Zeichen. Kulturelle Themen im weitesten Sinn, auch und gerade in ihrer politischen und sozialen Relevanz, werden zum Lückenfüller und Lückenbüßer in anderen Sparten oder in ein starres Netzmenü verbannt.
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Bin fassungslos, wie Herr Krupp das angestrebte Verschwinden der Wortbeiträge im Hessischen Rundfunk kleinredet.
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Auch die Berufung auf gesunkene Hörerzahlen hat in der Logik unseres öffentlich finanzierten Rundfunksystems nichts zu suchen. Denn ein öffentlich-rechtlicher Sender wie der Hessische Rundfunk steht nicht im Wettbewerb um Marktanteile, sein Gebührenprivileg dient vielmehr der Abbildung und Sicherung inhaltlicher, thematischer und künstlerischer Vielfalt. Dass diese Vielfalt immer mehr durch Einfalt verdrängt wird, sollten wir, die Beitragszahler, nicht hinnehmen – und die Rundfunkräte, die unsere Interessen gegenüber dem Sender vertreten sollen, hoffentlich auch nicht!
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