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Autor Thema: Es begann mit einer Lüge  (Gelesen 912 mal)

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Es begann mit einer Lüge
Autor: 16. März 2019, 10:17

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Nachdenkseiten, 26.04.2016

Es begann mit einer Lüge

Dass das erste Opfer des Krieges stets die Wahrheit ist – diese Weisheit firmiert seit Langem als geflügeltes Wort im deutschsprachigen Raum und ist durch vielerlei vortreffliche Recherchen, die ein trauriges Bild der Funktion unserer Massenmedien zu Kriegs- und Krisenzeiten zeichnen, belegt. Der Zeithistoriker und Konfliktforscher Kurt Gritsch bereichert Analyse sowie Kritik nun mit einem soeben erschienenen Buch, in dem er die Lügen des Westens sowie deren Wege durch die Medien aufdeckt. Jens Wernicke sprach mit ihm zu Kriegen, Kriegslügen, massenmedial verbreiteter Propaganda sowie zur Frage, wer uns zu Kriegszeiten wie und aus welchen Gründen belügt.

Interview mit Kurt Gritsch** von Jens Wernicke

Zitat
[…]
Hätten Sie denn vielleicht zwei, drei konkrete Beispiele parat: Aus welcher Wirklichkeit wurde im Rahmen dieser Meinungsmanipulationen schließlich ein Propagandaprodukt? Welche Lügen wurden wie und von wem verbreitet? Und wozu?
Es gibt zahlreiche Beispiele in meinem Buch. Ich möchte hier nur mal drei davon nennen: Erstens das angebliche serbische Massaker in Orahovac Anfang August 1998, dann die einseitige Berichterstattung zum mutmaßlichen Massaker in Ra?ak Mitte Januar 1999 und schließlich der sogenannte Hufeisen-Plan zur angeblich systematischen Vertreibung aller Kosovo-Albaner während des Luftkriegs 1999.
[…]

Haben deutsche Medien nach Kriegsende denn jemals auf diese Einseitigkeit reagiert? Oder ging man einfach zur Tagesordnung über? Es handelt sich ja um teilweise schwere Verstöße gegen die journalistische Sorgfaltspflicht…
Es gab einiges an Reflexion auf Journalistentagungen und vereinzelt wurde darüber auch berichtet. Aber eine weitreichende Aufarbeitung der teilweise strukturell und ideologisch bedingten Mängel in der Kosovo-Berichterstattung fehlt bis heute.

Zahlreiche Journalisten haben aber nach dem Kosovo-Krieg eingeräumt, dass es NATO-freundliche Berichte gegeben hat, darunter etwa Andreas Pawlouschek von der ARD, der verlauten ließ: „Ich bin immer wieder sehr überrascht, wie sehr wir uns haben missbrauchen lassen“. Ähnlich äußerten sich auch der Auslandschef beim Bayerischen Fernsehen, Peter Mezger, und Thomas von Mouillard, stellvertretender Chefredakteur der dpa. Mouillard etwa gab zu, durchaus manche Falschmeldung der Militärs übernommen zu haben. Man habe sich aber bereits nach wenigen Tagen von der Wortwahl distanziert – vom Inhalt sagte Mouillard jedoch nichts.

Bei diesen dreien handelt es sich aber doch um Einzelfälle – oder täuscht dieser Eindruck?
Er täuscht, das sind keineswegs Einzelfälle. Kritik an der journalistischen Arbeitsweise kam von vielen Seiten, zum Beispiel auch von Hermann Meyn, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalistenverbandes. Er hat schon wenige Tage nach Beginn der Bombardements die „Hetzsprache“ deutscher Zeitungen und fehlende Zurückhaltung in Bezug auf die Unsicherheit der Quellen kritisiert.

Und Franziska Hundseder, Bundesvorsitzende der Fachgruppe Journalismus der IG Medien, warf insbesondere den audiovisuellen Massenmedien schlampigen und unseriösen Journalismus vor. Völlig zu Recht wies sie darauf hin, dass während des Luftkrieges Aussagen von Flüchtlingen vielfach wie Tatsachen behandelt worden seien und erinnerte daran, dass jede Information mindestens zwei unterschiedliche Quellen haben muss.

Aber auch Ingolf-Wolfram Erler, Leiter der Auslandredaktion beim Südwestfunk, räumte Versäumnisse in der Kosovo-Berichterstattung ein, indem er auf die verschärften Arbeitsbedingungen des Journalismus hinwies, unter denen die Qualität leide.

Kuno Haberbusch, Redaktionsleiter des NDR-Magazins „Panorama“, hat dies ganz ähnlich gesehen und gefordert, weniger „Sprechblasen“ zu produzieren und stattdessen mehr Wert auf „sauberes Handwerk“ zu legen.  […]

Weiterlesen auf:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=33128

** Kurt Gritsch
Zitat von: Nachdenkseiten
Kurt Gritsch, geboren 1976, lebt im Engadin (Schweiz). Der promovierte Zeithistoriker und Konfliktforscher bietet in seinem Buch „Krieg um Kosovo: Geschichte, Hintergründe, Folgen“ (Innsbruck University Press 2016, 296 Seiten) eine kritische Gesamtdarstellung der Geschichte des Kosovo-Krieges und beleuchtet dabei insbesondere den bundesdeutschen Diskurs und die Rolle der Medien bei der Rechtfertigung der NATO-Intervention von 1999. Gritsch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck sowie Lehrbeauftragter an der Academia Engiadina in Samedan.

Anmerkung:
Zitat von: Leitsätze zum Urteil des Ersten Senats vom 18. Juli 2018, Rn. 80
Angesichts dieser Entwicklung wächst die Bedeutung der dem beitragsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk obliegenden Aufgabe, durch authentische, sorgfältig recherchierte Informationen, die Fakten und Meinungen auseinanderhalten, die Wirklichkeit nicht verzerrt darzustellen und das Sensationelle nicht in den Vordergrund zurücken, vielmehr ein vielfaltssicherndes und Orientierungshilfe bietendes Gegengewicht zu bilden (vgl. dazu Brinkmann, ZUM 2013, S. 193 <195, 198>; Dörr/Holznagel/Picot, ZUM 2016, S. 920 <936 f., 940 f.>; Drexl, ZUM 2017, S. 529 <530 ff.>; Langbauer/Ripel, MMR 2015, S. 572 <573>; Milker, ZUM 2017, S. 216 <221>).
https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2018/07/rs20180718_1bvr167516.html

siehe auch:
Bieten ARD und ZDF Orientierung?
https://gez-boykott.de/Forum/index.php/topic,28149.0


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