1. Gegenwart: Du liebst deine Heimat und die Region in der du aufgewachsen bist. Leider gehen Tradition und Brauchtum immer mehr verloren. Also schreibst du dem kalifornischen Headquarter eines US-Streaminganbieters, dass er bitte eine Doku-Reihe über deine geliebte Heimat produzieren soll. Wie wird seine Antwort darauf lauten?
Als ob, wenn ich der ARD schreibe, hey dreht mal was über meine Heimat, die aufspringen würden und einen Film dafür machen. Das ist ja völlig Banane. Abgesehen davon fände ich es schon ziemlich erbärmlich, wenn man es in die Aufgabe einer Medienanstalt legen würde, Traditionen und Brauchtum zu verbreiten.
2. Gegenwart: Du bist der PR-Manager eines Chemiekonzerns, der von dir erwartet, einen aktuellen Lebensmittelskandal zu vertuschen. Nun suchst du eine Redaktion, die gegen eine nette Summe Geld einen beschönigenden TV-Beitrag für dich dreht: Bei welchem Fernsehsender hättest du damit die besten Aussichten? Begründe deine Entscheidung gegenüber deinem Auftraggeber.
Im Prinzip hätte man damit bei jedem Fernsehsender gleich gute oder gleich schlechte Chancen. Denn allein der Versuch so eine Kampagne aufzuziehen hätte den Nachteil, dass mindestens jeder andere Medienanstalt darüber berichten würde, dass die eine Medienanstalt Firmenpropaganda verbreitet, was massiven Schaden bei beiden Partizipanten auf sich ziehen würde. Und damit ist noch nicht mal gesagt, dass nicht der erste Sender, den man damit angeht, nicht gleich damit an die Öffentlichkeit geht, denn auch der Versuch der Bestechung ist ne gute Story, die sich astrein verkaufen lässt.
3. Zukunft: Noch bist du vielleicht jung und gesund – aber irgendwann kommt das Alter und wirst schwerhörig: Welcher Medienkonzern lässt dich jetzt nicht eiskalt links liegen und bietet ein umfassendes Programm mit Untertiteln für Hörgeschädigte an, obwohl sich das betriebswirtschaftlich absolut nicht rechnet?
Also selbst bei Netflix kann man bei vielen Sendungen Untertitel einblenden lassen. WTF? Erst mal informieren, bevor man so einen Stuss erzählt. Und selbst wenn das nicht so wäre, braucht man für ein Programm für Behinderte keine 8 Milliarden Euro im Jahr.
4. Zukunft: Mal angenommen, der Rundfunkbeitrag wäre wie vieles andere auch eine (einkommensabhängige) Steuer, die direkt in die Staatskasse fließt. Dann hätten wir endlich ein echtes Staatsfernsehen, bei dem die Regierung das komplette Geld und damit das Sagen hat (Vorbild: Nordkorea). Glaubst du, wir kämen dann noch mit 17,50 Euro monatlich davon?
Ja, spätestens nach der nächsten Wahl auf jeden Fall
Aber das Szenario, legt es auf eine Steuer um, wäre sowieso nicht mal die beliebteste Variante. Die wäre die nutzerbezogene Finanzierung. Bei der Steuer hätte man aber immerhin den kleinen Vorteil, dass sie sich besser am Einkommen orientiert.
Also fasse ich das mal so zusammen. Die "Jünger" des ÖRR sind offenbar so blöde, dass das wohl erst recht als Argument dienen müsste, den Laden zu reformieren.