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Autor Thema: Verlage: „Die Entwicklung der Auflagen ist katastrophal“  (Gelesen 1164 mal)

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medienpolitik.net, .09.2017

Verlage:
„Die Entwicklung der Auflagen ist katastrophal“

Interview mit Horst Röper, Medienwissenschaftler und Geschäftsführer des Medienforschungsinstituts FORMATT

Zitat
Das wissenschaftliche Gutachten zum Medien- und Kommunikationsbericht der Bundesregierung zur Entwicklung der Medien in Deutschland zwischen 2013 und 2016 medienpolitik.net befasst sich auch mit der Situation der Printmedien. Darin heißt es u.a.: „Im August 2016 sind in Deutschland 333 Tageszeitungen mit einer verkauften Auflage von 15,3 Mio. Exemplaren erschienen. Dies waren 318 lokale und regionale Abonnementzeitungen, sieben überregionale Abonnementzeitungen und acht Straßenverkaufszeitungen. Das Zeitungsangebot ist einerseits sehr vielgestaltig: 2016 gab es insgesamt 1.496 Ausgaben von Tageszeitungen in Deutschland. Andererseits hat bei weitem nicht jede Zeitung einen eigenen Mantelteil mit eigener überregionaler Berichterstattung. Die Zahl der Abonnementtageszeitungen ist seit 2010 um 23 zurückgegangen, und auch die Anzahl der Ausgaben von Tageszeitungen sank in den vergangenen zehn Jahren. Aus der Sicht des Publikums bietet das Angebot an Regionalzeitungen nur geringe Auswahl. In 32 der 77 deutschen Großstädte mit über 100.000 Einwohnern erscheint nur eine einzige Abonnementzeitung mit Lokalteil“. Fragen zu diesen Fakten an den Medienwissenschaftler Horst Röper.

[..]
medienpolitik.net: Herr Röper, die Auflage der Tageszeitungen hat sich innerhalb von 25 Jahren fast halbiert, innerhalb von zehn Jahren ist die jährliche verkaufte Auflage von 21 Mio. Exemplaren auf 15,3 Mio. Exemplaren gesunken. Was ist angesichts dieser Zahlen für die Tageszeitungsverlage die größte Herausforderung?

Horst Röper: Die Auflagenentwicklung im Markt der Tagespresse ist tatsächlich katastrophal. Und dieser Auflagenverlust bei den Printausgaben hält ungebrochen an. Die Folgen für die Verlage sind gravierend. Sie betreffen aber weniger die Vertriebseinnahmen, weil die Verlage seit Jahren anhaltend und zwar in rascher Folge Preiserhöhungen für das Abonnement und den Einzelverkauf durchgesetzt haben. So konnten die Vertriebserlöse auch in den letzten 10 Jahren trotz der Auflagenverluste fast kontinuierlich gesteigert werden – wenn auch nur marginal. Diese Vertriebserlöse liegen inzwischen bei knapp 5 Mrd. Euro jährlich und machen deutlich über 60 Prozent der Verlagseinnahmen aus. Solche Preiserhöhungen verringern allerdings auch die Nachfrage, führen beispielsweise zur Abbestellung von Abonnements.
Bis zur Jahrtausendwende hatten die Vertriebseinnahmen über Jahrzehnte nur einen Anteil von rund einem Drittel an den Verlagsumsätzen. Zwei Drittel stammten aus der Werbung. Der Rückgang dieser Werbeeinnahmen von gut 6 Mrd.€ im Jahr 2000 auf 2,5 Mrd. € im Jahr 2016 ist das zentrale Einnahmeproblem der Verlage von Tageszeitungen. In Zeiten crossmedialer Aktivitäten, in denen Zeitungsunternehmen längst nicht mehr monomedial agieren, sondern sich breit im Medienmarkt und häufig darüber hinaus aufgestellt haben, konnten Einnahmeausfälle in Teilen durch diese Aktivitäten aufgefangen werden. Anzeigenblätter beispielsweise, die weit überwiegend von Zeitungsunternehmen verlegt werden, haben sich im Werbemarkt viel besser geschlagen als Zeitungen, und mit anhaltend hohen Renditen manches Loch in der Bilanz gefüllt. Gerade bei den Unternehmen der in Deutschland dominierenden Lokal- und Regionalzeitungen ist die Diversifikation aber (noch) nicht so weit fortgeschritten, dass die Einnahmeverluste bei den Zeitungen durch andere Aktivitäten aufgefangen werden können. Das ist anders als beim Springer-Konzern, der nicht nur in dieser Hinsicht der Musterknabe einer Branche ist, zu der er – gemessen am Umsatz – schon lange nicht mehr gehört.
Die größte Herausforderung der Verlage ist entsprechend, die Unternehmen auf die gesunkenen Einnahmen einzustellen und jenseits des Printmarktes neue Einnahmen zu erschließen. [..]

Weiterlesen auf:
http://www.medienpolitik.net/2017/09/verlage-die-entwicklung-der-auflagen-ist-katastrophal/


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