Der Zweiteiler „Gladbeck“ schildert ein Verbrechen, das sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt hat, und geht der Frage nach, welche Mechanismen wirken müssen, damit Menschen das Empfinden für moralische Integrität, Recht und Gesetz verlieren.
Wenn man denkt, daß es doch bald nicht mehr schlimmer kommen kann, wird immer noch einer draufgesetzt. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man fast schon wieder darüber lachen.
Die zitierte Frage ist eine Frage, die sich die Verantwortlichen - und nicht nur von damals - jeden Tag aufs neue stellen sollten, denn gelernt hat anscheinend niemand daraus.
Stattdessen wird munter ein weiteres Filmchen gemacht, welchen sich der deutsche Fernsehnarr dann bei Chips und Cola gemütlich auf seinem Sofa im eigenen Heimkino und wahrscheinlich auch noch in Dolby Surround Sound reinziehen kann.
Die Ereignisse liegen jetzt 28 Jahre zurück und ich habe die Bilder immer noch im Kopf, als wäre es erst gestern gewesen. Und bereits damals, relativ kurze Zeit nach diesen Ereignissen, gab es auch schon die erste Verfilmung für das gemütliche Heimkino.
Sind unsere viel gerühmten und von allen Seiten gelobten Medien damals nicht schon tief genug gesunken? Und ja, auch die achso seriösen öffentlich-rechtlichen können sich da nicht ausnehmen.
Am Freitag, den 2.9.16 möchten wir tagsüber sehr aufwendige Fahr- und Stuntszenen mit historischen Fahrzeugen aus dem Jahr 1988 im Bereich der o.g. Strassen (vor allem an der Kreuzung Steffensweg/Elisabethstrasse und Gutenbergstrasse, Barnstorfer Platz) drehen.
Es bedarf keines weiteren Filmchens mit achso aufwendigen Stuntzenen. Eine solide Dokumentation, in der die Ereignisse von damals zwar geschildert werden, aber der Schwerpunkt eben auf der oben zitierten Frage liegen sollte. Die Rolle der Medien, allen voran des Fernsehens, in jenem Sommer des Jahres 1988.
Und warum bedarf es dafür überhaupt neuer und aufwendiger Szenen? Ich bin sicher, in den Archiven der Sender schlummert immer noch genug authentisches Filmmaterial.
Es bleibt nur zu wünschen, daß dieses Machwerk am 03.10.2016 in Karlsruhe mit auf der Tagesordnung steht und die Menschen darüber aufgeklärt werden, was sie da erwartet. Und wenn der Zeitpunkt der Austrahlung gekommen ist, kann man nur hoffen, daß die Menschen noch soviel Anstand besitzen und wissen was sie zu drücken haben, nämlich den Aus-Knopf.
"Wenn so eine Welle des Aufruhrs durch das Land geht, wenn "es in der Luft liegt", wenn viele mitmachen, dann kann in einer letzten, gewaltigen Anstrengung dieses System abgeschüttelt werden."
(II. Flugblatt der Weißen Rose)
"Fear. It's the oldest tool of power. If you're distracted by fear of those around you, it keeps you from seeing the actions of those above."
(Mulder)
"Die Meinungsbildung muß aber absolut frei sein; sie findet keine Grenze."
(Dr. H. v. Mangoldt - am 11. Januar 1949)