Jeder Haushalt?
Du bist also der Meinung, das eine Harz IV Familie dasselbe bezahlen soll,
wie ein Herr Ackermann, der mehr als eine Million im Monat verdient?
In der Tat ein sehr schwieriges Thema. Wo zieht man den Schlussstrich? Was ist gerecht und was nicht? Ich selbst möchte das nicht definieren müssen, könnte jedoch einige Denkanstöße geben.
In was für einen Staat leben wir? Was für ein System herrscht in diesem Staat?
Wir haben eine Sozialmarktwirtschaft und viele beneiden uns darum. Aber was ist das? Nach unserem Verständnis müssen breite Schultern mehr als schmale tragen. Aber was und wie viel tragen? Und hier wird es interessant und gleichzeitig sehr schwierig. Für mein Verständnis sollte der Staat folgende soziale Aufgaben unbedingt wahrnehmen:
- bezahlbare Gesundheit für alle
- bezahlbare Bildung und Ausbildung für alle
- Grundversorgung für die sozial Schwachen
Und hier sieht man wieder, dass jeder dieser Punkte mit viel Sprengkraft geladen ist. Wie teuer darf oder kann die Gesundheit für den einzelnen werden? Was übernimmt der Staat und was der Betroffene selbst. Gleiches gilt für die Bildung und die Unterstützung der sozial Schwachen.
Was auf keinen Fall passieren darf – und wir sind leider auf dem Weg dahin –, ist dass vor lauter Hilfe und immer höhere Ansprüche die Schicht der Leistungsträger zusammenbricht. Spätestens dann gäbe es nichts mehr zu verteilen.
Wenn ich ein Beispiel schieben darf: Rettungsboote. Stelle dir vor, man baut immer bequemere Rettungsboote mit immer größeren Sitzen. Dadurch kann jedes Rettungsboot zwar sehr bequem retten und der gerettete ist zufrieden, das Boot selber wird teurer und immer schwerer und kann immer weniger Leute retten. Irgendwann kann man nicht mehr alle retten.
Genau in dieser Phase befinden wir uns. Die Politiker beginnen zu verstehen, dass Boote mit Sitzen aus einfachen Holzbrettern – wenn auch nicht so bequem – viel mehr Leute retten können.
Und jetzt zurück zu deiner Frage, die ich mit weiteren, etwas polemischeren Fragen zu beantworten versuche:
Sollen Nahrungsmittelpreise unterschiedlich sein, je nachdem wie viel man verdient?
Sollen Konsumgüter ebenfalls gestaffelt sein? Soll ein Harz-IV-Empfänger für einen Flachbildschirm-Fernseher 800 EUR und jemand der 5.000 EUR im Monat verdient dagegen 1.200 EUR bezahlen? Ist das gerecht?
Oder die Gesundheit: Soll eine Gallenoperation bei einem Harz-IV-Empfänger billiger als bei einem Manager sein? Die Arbeit ist eben die gleiche.
Dabei sollte man nicht vergessen, dass die breiteren Schultern bereits mehr tragen, wenn man sich die steuerliche Last anschaut. Allerdings wäre ich dafür, dass die Progressionskurve später beginnt, flacher verläuft und nach hinten ruhig etwas höher geht. Damit würde man kleinere Betriebe, Selbstständige, Handwerker usw. entlasten und die wirklich besser Verdienenden etwas mehr belasten. Das wäre sicher gerecht.
Alle diese Überlegungen dürfen erlaubt sein. Deswegen bin ich prinzipiell nicht gegen Pauschalen, wenn diese gerecht sind und der Staat für einen angemessenen Ausgleich bei den sozial schwächeren sorgt. Dabei sollte man aber nie den Leistungsanspruch aus dem Auge verlieren. Wir dürfen auf keinen Fall die Kuh schlachten, die wir melken! Und das ist der Mittelstand, der seit Jahren es sehr schwer hat.
Zurück zu deiner Eingangsfrage: Das war lediglich ein Rechenbeispiel, um die Dimensionen zu verdeutlichen, um die es eigentlich geht. Ich selbst bin gegen einen großen und demnach teuren Apparat wie der heutige und lehne deswegen jegliche Finanzierung eines so großen Riesen entschieden ab.