Hallo Andreas,
wir glauben, dass die komplette Abschaffung des Ö-R Rundfunks negative Folgen für die gesamte Medienlandschaft und vor allem für die "Medien-Konsumenten" (Zuschauer, Zuhörer, Nutzer) hätte. Wir befürchten, dass ohne den Ö-R Rundfunk z.B. die Qualität von Nachrichten- und Informationssendungen leiden würde, denn hier (aber auch sonst) zahlt sich der publizistische Wettbewerb in unseren Augen wirklich aus. Sendungen wie die "Tagesschau" oder "heute" sind ein Maßstab, der auch für die privaten Sender gilt, wenn sie in diesem Bereich überzeugen wollen.
Ob sich die Privaten absolut einseitig ausrichten würden, wenn es den ÖRR nicht mehr gäbe, können wir nicht abschließend bewerten. Schließlich sitzen da auch Leute, die an gutem Programm und Qualitäts-Journalismus interessiert sind und sich nicht ohne weiteres für rein finanzielle Interessen hergeben. Aber man muss vielleicht im Auge behalten, dass die privaten Sender von vorneherein eine ganz andere Ausrichtung verfolgen als der ÖRR. Die dürfen nämlich eindeutiges "Zielgruppen-Programm" anbieten, also z.B. bei Pro 7 andere Menschen mit anderen Interessen im Blick haben als bei RTL oder z.B. bei DMAX. Die ÖRR müssen hingegen versuchen, ein so vielfältiges Programmangebot zusammenzustellen, dass für alle etwas dabei ist - von der Schunkelmusik bis zur Auslandsreportage. Das ist einfach ein ganz anderer Ansatz und es würde den Privaten ggf. gar nicht so leicht fallen, in ihrer internen Sendungsstruktur vielfältiger zu werden, weil das ja auch immer gleich mit Finanzierungsfragen (also Werbeeinnahmen) verknüpft ist. Außerdem sind wir uns ziemlich sicher, dass gerade die regionale Berichterstattung sehr leiden würde, denn damit macht man bekanntlich wenig Quote, ergo wenig Werbeeinnahmen. Klar, viele von Euch in diesem Forum halten gerade die regionale Berichterstattung für "Überversorgung", aber wir können versichern, dass es andere Leute gibt, die es z.B. unheimlich motiviert, wenn der regional zuständige Fernsehsender über den Spendenlauf der örtlichen Grundschule berichtet. Das gehört vielleicht nicht gleich in die "Tagesschau", aber ist der Alltag direkt vor der Haustür, der unser aller Leben vielleicht manchmal mehr prägt, als zunächst abstrakte politische Groß-Entscheidungen.
Soweit unsere Sicht der Dinge. Zum Abschluss noch der Link zu einem Artikel, auf den wir neulich schon mal hingewiesen haben (
http://www.medien-monitor.com/News-Single.20.0.html?&cHash=a8fc82081e&tx_ttnews%5BbackPid%5D=1433&tx_ttnews%5Btt_news%5D=1755). Darin wird die Programmentwicklung bei den Privaten durch den Medienrat der Landesmedienanstalt des Saarlandes (die für die Betreuung der privaten Sender zuständig ist!) kritisiert. Wie gesagt: die Privaten machen sicherlich an vielen Stellen sehr gutes Programm, aber wir finden es schon bedenklich, wenn der Nachrichtenanteil in einem sog. Vollprogramm immer weiter abnimmt . Wir denken, dass solche Entwicklungen bei den Privaten ein ganz klares Zeichen dafür sind, dass der ÖRR noch längst nicht ausgedient hat, sondern dass wir weiterhin einen publizistischen Wettbewerb brauchen!