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Autor Thema: Medien und Überwachung  (Gelesen 4014 mal)

R
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Medien und Überwachung
Autor: 15. März 2013, 21:43
Ich habe heute bei Facebook ein schönes Bildchen gesehen (siehe weiter unten. "Die Menschen warten auf den neuen Papst 2005 und 2013"). Und muss dazu einige Gedanken loswerden.

Eigentlich haben wir mittlerweile so etwas wie einen Überwachungsstaat. Wo ARD und ZDF mit allen Mitteln versuchen, ihre alte gut bezahlte Rolle der Meinungsmacher zu behalten.

Wir werden ja langsam an jeder Ecke überwacht und gefilmt. Unsere Daten werden gespeichert. Unsere Identität wird digitalisiert und kann zu jeder Sekunde schon fast auf dem gesamten Erdball abgerufen werden. Unsere Bewegungen werden von Satelliten kontrolliert. Es scheint, wir leben "im Gefängnis".

Um so mehr erstaunt mich die Tatsache, dass es nicht auffällt, dass "wir" - die Menschen, die wir uns selbst überwachen und uns von Medien sagen lassen, was wir zu tun haben - ebenso die gleichen Mittel haben, um die Überwachung zu überwachen. Und ebenso andere Meinung-Gruppen zu bilden. Ich präzisiere:


 8)

Nach meiner Vorstellung ist ein Überwachungsstaat eine Institution, die das Monopol auf Überwachung hat. Das bedeutet: die Menschen haben keine technische Mittel, die dieselbe überwachende Tätigkeit ausführen können. Sprich: alle bewegen sich unter den Kameras. Aber niemand (oder nur wenige) hat die Möglichkeit, andere auf diese Weise zu kontrollieren.

Unsere Zeitqualität ist sehr kurios: wir haben zwar einen Überwachungsstaat. Aber wir sind im Stande, selbst diese Überwachung zu überwachen. Bzw. wir sind im Stande, heute mit unseren technischen Mitteln sofort alternative Bilder via Internet in Sekundenschnelle um den Globus zu senden.

Ich sehe das am Beispiel des Russischen Meteoriten in Cheljabinsk. Nur innerhalb weniger Stunden wurden auf irgendeiner Seite (welche wohlbemerkt niemand finanziert) von den Enthusiasten die besten Filmmaterialien zusammengesammelt. Und zwar - man staune wie man will - fast lückenlos. Als Tüpfelchen überm "I" hat man sogar auf dieser Seite Vorwarnung gestellt, dass es ein falsches Bild durch Internet kursiert, welches den angeblichen Ort des Meteoriten zeigen soll. Es wurde auch ein Link auf WIKI-Seite gegeben, wo dieser Ort als eine "normale" geographische Sehenswürdigkeit "entlarvt" wurde.

Wohl bemerkt - niemand hat ein Kamerateam schicken müssen. Niemand hat Journalisten bezahlen müssen. Man hat für die beste Berichterstattung keine sauteuere Sendezeit reservieren müssen.

"Das Glück" so einer erstaunlich schnellen, überraschend informativen und an sich gut gelungenen und (ich wiederhole noch einmal) kostenfreien Berichterstattung war, dass die Menschen in Rußland eben mit der modernen s.g. "Überwachungstechnologie" ausgestattet sind.

Man könnte schon fast spöttisch sagen:
das, was uns zum Verhängnis werden sollte, ist paradoxal unsere Chance, Reife zu zeigen.

Statt Überwachung ist es möglich, heute Transparenz in die Berichterstattung zu bringen. Internetseidank.  ;)


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  • IP logged  »Letzte Änderung: 15. März 2013, 22:04 von Roksi«

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  • Beiträge: 19
Re: Medien und Überwachung
#1: 25. März 2013, 11:09
Passt wie Faust aufs Auge.

Zu Diesem Artikel hier...

Wenn ich eine bestimmte Sache sabotieren will, dann muss ich nur geschickt und präzise diese Sache mit Inhalten in Verbindung bringen, welche von der großen Masse der Menschen mit Sicherheit abgelehnt werden.

Also: nehmen wir GEZ-Boykott. Eine gute Sache. Das Dumme daran: mit der Ablehnung dieser Steuer präsentiert das Volk (vielleicht das erste Mal in so einem Ausmaß an Internet-Präsenz?) die Weigerung, immer weiter medial manipuliert zu werden. Nicht vergessen: an dieser Stelle lehnt sich jeder GEZ-Verweigerer gegen den größten Manipulator der letzten Jahrzehnte mit beneidenswerter Erfahrung in dieser Sache: gegen die öffentlich-rechtlichen Medien. Indirekt sehe ich in Verweigerung der Zahlung von 17.98€ u. A. auch die spürbare Ablehnung des herrschenden politischen Systems.

Also nehme ich diese gute Boykott-Sache und injiziere ein Paar Spritzer dort und ein Paar Spritzer da an Inhalten, die einen rechtsradikalen Beigeschmack haben. Und - damit haben wir eine neue unvergleichliche Geschmacksmischung: bei einem "normalen Bürger" wird ab jetzt der Protest gegen die TV-Steuer für die nächste Zeit entsprechend negativ im Gehirn abgespeichert.

Ein Mittel dagegen? Gibt es mAn so noch nicht.

Das "Einzige", was bleibt, ist, weiter so zu machen, wie bis jetzt. Und ja, richtig, jeden einzelnen dieser Spritzer sofort mit entsprechenden Kommentaren neutralisieren.

Ich meine, Leute, seien wir ehrlich: da lehnt man sich gegen eine Meinungsmache-Maschinerie des letzten halben Jahrhunderts an. Glaubt ihr, es wird den Verweigerern leicht gemacht?  :laugh:



***
Nächster Abschnitt ist für Film- und Serienfans bestimmt.
Ich mag qualitative Filmwerke. Und darin kann man oft gute Beispiele finden, wie man gegen die "Störenfriede" vorgeht. Nehmen wir "Boston legal". Eine gut gemachte Serie, in welcher geschickt das amerikanische System und vor allem Waffengesetz ständig kritisiert und auf den Arm genommen wurde. Was war mit dieser erfogreichen Serie passiert? Richtig - sie wurde abgesetzt.

Nehmen wir eine der letzten Folgen der Serie "Continuum": dort wurde eine Demo gezeigt. Mit ziemlich friedlichen (und blauäugigen) Demonstranten. Die Bösewichte haben einfach ein Paar Schläger engagiert, welche diese Demo in einem neuen Licht erscheinen ließen. Ab diesem Moment waren diese Protestierenden in Augen des Volkes "böse". Sehr einfach, sehr effektiv und vor allem - billig. Erinnert mich sehr an die Art, wie Online-Boykott in die "rechte" Richtung an einigen Stellen effektiv gedrückt wird.

Oder wer es gerne politisch mag: nehmen wir "House of Cards": dort wird ebenso eine Demonstration (der Lehrer) mit grausamer Geschicklichkeit erfolgreich unterdrückt.

Und natürlich "Mad Men": Bei einer Werbekampagne darf für ein qualitatives Produkt  das Wort "billig" auch nicht einmal mit Verneinung erwähnt werden. Denn ab diesem Moment wird dieses Produkt in den Köpfen der Kunden nicht mit Qualität, sondern eben mit "billig" assoziiert.

***

Ich meine:
Jeder, der in Deutschland nicht PK lebt, ist durch die Nazikeule jederzeit erpressbar. Ein Obst-Gleichnis: die Amis waren davon schon immer begeistert und neidisch und dachten sich: "Cool! So was brauchen wir aber auch!" ...und erfanden den Patriot Act.

Und wiederum stellt sich die Frage: was tun dagegen?
Wieder die Antwort: da gibt es kein "Mittel", außer einfach weiter ehrlich auf eigener Sache zu bleiben und sich weder auf Provokationen noch auf die mediale Erpressung einzulassen. Durchhalten und man muss schnellstens die Fähigkeit erlangen, nicht nur die Manipulation zu erkennen, sondern diese auch noch zu entwaffnen.

Jeder GEZ-Verweigerer muss besser und schneller denken, als GEZ.

Weiter, was mir noch dazu einfällt:
Es gibt sogar einen Vorteil: der "durchschnittliche Greis-Alter" der GEZ-Zuschauer ist eine Art Sicherheitslücke (meine persönliche Meinung). Genau diese Sicherheitslücke muss ausgenutzt werden. Aber: GEZ hat die Regierung im Rücken (schließlich hat ja diese Regierung den s.g. "Beitrag" durchgedrückt.) Wie man diese Sicherheitslücke gegen die Regierung ausspielt, kann ich mir allerdings noch nicht so richtig vorstellen. Aber es ist denkbar.

Fakt ist, dass zu jeder Demonstration oder zu jedem Internet-Beitrag  eines Protestierenden zeitgleich eine geschickte Verleumdungs-Kampagne gestartet werden kann und wird. Da muss man durch. (Dass man zeitgleich die Zahlungen mit korrektem Widerspruchsverfahren verweigern soll, versteht sich von selbst.)


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Re: Medien und Überwachung
#2: 26. Juni 2013, 16:51
Über folgende Sachen musste ich heute nachdenken, als ich einer schönen (und unbekannten) Stimme eines jungen Mannes auf youtube lauschte:

Vorerst zum Video selbst:
der junge Mann hat eine Hammer-Stimme und kann auch recht passabel Gitarre spielen. Beides Zusammen ergibt wunderschöne Musik, welcher man einfach zuhören möchte. Wen das interessiert, hier sein Video: http://www.youtube.com/watch?v=wRCPCNtViGA&list=RD026tDQXqXnAV4

Ich dachte nämlich darüber nach, dass wir heute ebenso eine Revolution in der Musik haben, wie auch beim leidigen GEZ-Thema. Die Menschen stellen heute selbst produzierten Musik-Videos ins Internet rein. Und die Anzahl der "Klicks" entscheidet darüber, ob das entsprechende Video talentiert gemacht worden ist. Es ist schon Wahnsinn: heute ist Aufnahmetechnik bezahlbar und die Musiker brauchen keine Knebelverträge, um eigene Sachen produzieren zu können. Um so mehr versucht die Musikindustrie, diesen Trend zu stoppen. GEMA-Rechte und so ein Zeugs lässt grüßen. Nunja, nicht zufällig heißt die Musikindustrie eben Musik-INDUSTRIE: denn sie muss PRODUZIEREN, um zu überleben. Nur eins kann sie nicht machen: sie kann keine Talente produzieren. Deswegen ist es "normal", dass die Talente irgendwie durch Geld an Produktion gefesselt werden müssen. Durch erwähnte Knebelverträge - und früher auch - durch Geldinvestition in Form von Technik, Produzenten-Firmen, Werbung, Vermarktung. Heute ist das Letztere nicht mehr notwendig, wenn auch nützlich, wenn man selbst kein Schimmer von solchen Sachen hat.  Wenn der Künstler durch INet feststellen kann, dass seine Musik ankommt, kann er sogar selbst seine Musik "für die Masse" anzufertigen anfangen.

Früher waren Künstler sogar von ÖRR abhängig: Die Auftritte im Fernsehen waren enorm wichtig für Bekannt-Werden, Werbung und Vermarktung. ANDERE wählten FÜR UNS, welcher Künstler "das Recht" hatte, im Fernsehen aufzutreten. Heute ist es anders: WIR wählen im INet aus, was wir hören/sehen wollen. Damit entgleitet der Musikindustrie die Möglichkeit, eigene Standards durchzusetzen. Wieso es für die Musikindustrie wichtig ist, uns mit billigem Zeug zu füttern? Aus einfachen Gründen: GELD. Eine geschminkte Puppe mit schlanker Figur ist es einfach zu produzieren. Und vor allem - in massenhafter Herstellung. Aber: ein Talent lässt sich nicht produzieren. Ich gehe an dieser Stelle so weit und behaupte, der Musikindustrie es es sogar wichtig, KEINE ECHTEN TALENTE bekannt zu machen. Denn das erschwert ihre Funktionsweise enorm: wenn sich die Masse an gute Musik gewöhnt, stellt sie erhöhte Ansprüche. Und diese können dann in Produktion nicht mehr erfüllt werden.

Das System stürzt ein - könnte man an dieser Stelle mit Freude aufschreien. (#)

Jeder Industrie ist es wichtig, die Kontrolle über Markt zu behalten.
Schön, dass die Druckmedien-Industrie ohne sonderlichen Aufwand ihre Posiion "aufgegeben" (und mutiert) hat und langsam werden häufiger die Nachrichten von der Bevölkerung im INet gelesen. (Ist auch umweltfreundlicher - wenn man schon bedenkt, wie viel Zeitungspapier dabei gespart wird. ;D)
--Die ÖRR wehren sich noch.
--Die Musikindustrie versucht es auch mit Verträgen und Rechten-Sicherungen.
--Die Agrarindustrie macht dasselbe: nachdem der Versand der Samen durch INet durch verschiedene Verkaufsplattformen erleichtert wurde, wird mit allen Mitteln versucht, die Patentrechte an diesen zu sichern.

Es geht schlicht und einfach ums Geld.

Heute lässt es sich nicht an einem Musiker verdienen, der einen Teil seiner Videos der Allgemeinheit konstenfrei zur Verfügung stellt und anderen Teil durch viel geringere Gebühr als durch "herkömmlichen Herstellungsweg" zum Runterladen im INet anbietet.

Es lässt sich nicht an Samen Geld verdienen, wenn die Gärtner durch EBay ständig Austausch durchführen. Die Lebensmittelindustrie will uns mit billigen Fastfoodprodukten zumüllen, weil es leicht und billig in der Herstellung ist (nicht weil böse Regierungen uns krank machen wollen |-). Die Popularität der hochwertigen Lebensmittel aus kleineren landwirtschaftlichen Betrieben und kleinen Gärten wäre auf lange Sicht eine Gefahr für Bestehen dieses Industriezweiges.

Es lässt sich kein Geld mehr mit dicker Zeitung mit vielen-vielen Seiten verdienen, wenn die Menschen die Nachrichten selbst aufschreiben, durch verschiedene Plattformen im INet miteinander teilen und diese sogar mit selbstgedrehten Videos unterstützen.

Überwachung hin oder her - ich denke, es geht wirklich in erster Linie ums Geld. Überwachung ist nur ein Mittel dazu, um weiterhin ans Geld durch Erschaffen der Monopole in allen möglichen Bereichen zu kommen.


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  • IP logged  »Letzte Änderung: 26. Juni 2013, 16:54 von Roksi«

 
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