Die Fragestellung lautet - Leserkommentar in WELT:
Ein anderer Skandal ist, wenn ich als Fernsehzuschauer vom Sprecher einer Nachrichtensendung im öffentlich rechtlichen Rundfunk dazu aufgefordert werde, dem Sender auf FB und Twitter zu folgen.Soweit ich weiß, sind das immer noch Privatunternehmen und meine Gebühren sollen nicht zweckentfremdet werden
Quelle 2021-04-10, Welt, Facebook muss die harte Hand des Gesetzes spüren
https://www.welt.de/debatte/kommentare/article230109661/Datenskandal-Facebook-muss-die-harte-Hand-des-Gesetzes-spueren.html#/comment/6071ffcd78925700013b9fedWo liegt das Problem?
-------------------------------------
Wenn ein Unternehmen Kundenzuführung als Marketing abonniert, so kostet jeder erfolgter "gekaufter" Klick für effiziente Keywords bei GOOGLE ADWORDS mindestens etwa 0,30 Euro. Das also ist der Marktwert pro Klick.
Durch die "Like"-Links und Verweise nehmen "ARD, ZDF etc." eine "Schenkung" im entsprechenden Gegenwert vor: Sie "schenken" pro Jahr viel - jedenfalls mehr als 10 Millionen Euro - von "Benutzerkapital" an die genannten Unternehmen. Vermutlich ist es als ein Vielfaches dieses Betrages zu schätzen.
Das Allerblödeste, was ein Unternehmen für viele Verbraucher tun kann,
--------------------------------------------------------------
ist, seine Nutzer zur Konkurrenz zu verweisen, also wegzuloben. Das ist wie ein Schuhgeschäft, das im Innern ein Großplakat mit den Adressen seiner nächstgelegenen Konkurrenzgeschäfte aushängt und vorschlägt, dorthin zu gehen statt im Laden zu bleiben. Total irre.
Gibt es eine Alternative? Aber ja. "Likes" zu Facebook etc. nur gegen marktüblichen Bezahlung.
-----------------------------------------------------------------------------
Auf von hier koordinierten Websites steht es etwa wie folgt: "Like"-Buttons für Facebook etc. nur, sofern diese den üblichen Tarif pro Klick zahlen - 0,50 €." - Übrigens, Angebote durch das Unternehmen Facebook waren bisher nicht feststellbar.
Wer seine mühsam gewonnenen Zuschauer kostenlos zur Konkurrenz schickt, ist ganz einfach blöd.
Die mit der Rundfunkabgabe zwangsgewonnenen Zuschauer-Aufmerksamkeit dann auch noch an die Privatwirtschaft zu "verschenken", da stellt sich auch die Rechtsfrage: Dürfen die das?
Und nun der Sonderfall YOUTUBE.
----------------------------------------------------
Die Sender werden finanziert für "audio-visuelle Dienste". Sie haben bei weitem ausreichend viel Zwangsinkasso.Geld für die Server-Kapazität, Videos auf eigenen Websites abrufbar zu machen.
Der Medien-Kleinunternehmer kann Video-Abrufe auf gemieteten Servern nicht finanzieren wegen der zu buchenden Maximal-Abruf-Kapazität auf teuren Mietservern, muss also die kostenlosen Plattformdienste von Google, also Youtube, nutzen.
Die Sender könnten das selber finanzieren. Durch die Benutzung von Youtube erzeugen die zwangsfinanzierten Sender bei der Firma Google Werbeeinnahmen, statt diese selber auf einer eigenen Plattform zu erzielen. Schon wieder ist die Frage der "unterlaubten Schenkung" zu analysieren.
Ferner senden sie ihre Kunden zur Konkurrenz; denn Youtube hat dann ja das viele sonstige Angebot.
Die Sender werden Entschuldigungen plappern: Wir planen Plattform X-Y-Z!
----------------------------------------------------------------
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann planen sie in 20 Jahren immer noch. Die große "EU-Plattform" oder "gemeinsame ARD, ZDF-Plattform" oder "die europäische Lösung" oder "alle öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten der EU"...
All das ist nur ein Fluchtmanöver zur Tarnung der eigenen IT-fachlichen und Internet-fachlichen Inkompetenz. Wer dann auch noch Bündnisse mit SAP und T-Systems und Microsoft und Google und Amazon ins Gespräch bringt... Wer die Teuren und ferner seine Konkurrenten ins Rettungsboot einlädt, der darf sich über ein Kentern nicht wundern.
Wie macht man die Technik für Youtube, Cloud etc., wenn Geld im Überfluss vorliegt?
--------------------------------------------------------------
Dieses ewige "wir sind zu klein für" ist Tarnung der Inkompetenz der jeweils Leitenden; was zu erläutern ist. - Also wie? - Beispielsweise im Startup-Modus: Man bildet umgehend ein kostengünstiges IT-Team beispielsweise aus der Open-Source-Szene, startet es umgehend, macht es skalierbar für alle in Betracht kommenden Dienste.
Zurück zum Anfang: Es gibt also keine Entschuldigung für die Schenkung
--------------------------------------------------------
von Rundfunkabgabe-Geld an US-Konzerne über Likes und Marketingausgaben und Youtube für funk.net und was auch immer. Die staatsnahen Sender müssen ihre Benutzerbasis im eigenen Biotop erhalten und betreuen.
Schenkung führt zur Frage, ob § 266 StGB (Veruntreuung) in Betracht gezogen werden kann. Das ist heikel, man werfe derartiges nicht einfach vor.
Der Vorwurf muss sein, dass die Sender mit dem Anbiedern an den Massenmarkt und die Zweckenfremdung von Einnahmen ihre Finanzprivilegien verlieren, so dass man dem Zwangscharakter der Rundfunkabgabe widersprechen kann auch unter Hinweis hierauf.
Weiterer rechtlicher Hebel: Datenschutz.
--------------------------------------------------------------
Dieser ist bei Facebook zu niedrig. Wenn es möglich ist, durch sukzessive Abrufe 500 Millionen Benutzerdaten bei Facebook ganz ohne Eindringen in die Datenbank zu extrahieren (Schön-Bezeichnung: "scraping"), so ist dies Beleg einer beispiellosen sicherheitstechnischen Inkompetenz. Wer seine Benutzer - Fernsehen, Radio - diesen gravierenden Verletzungen von deutschem Datenschutzrecht durch Empfehlung aussetzt, da ist die Frage der rechtlichen Mitverantwortung zu analysieren.
Sofern andere diesbezügliche Threads bereits bestehen, könnten Links dorthin hier eingebracht werden.