Der durch und durch konservative "Grüne" Kretschmann schwärmt von einer Zeit, die gar nicht so heimelig und übersichtlich war, wie er sie beschreibt.
Früher haben Zeitungen und Fernsehen im Alleingang die Stücke vorgegeben, die im öffentlichen Raum gespielt wurden: die Melodie, den Ton, den Rhythmus und die Lautstärke. Auf diese Weise haben sie den öffentlichen Raum formatiert, verbunden und vernetzt.
Was Kretschmann offenbar restaurieren möchte ist eine Zeit, in der die Wenigsten an der politischen, wirtschaftlichen und persönlichen Entwicklung zweifelten, die Mehrzahl sich in der Gewißheit wiegte, dass es voran gehen würde, wohin immer die Regierungen, zumeist konservative, das Land trieben. Es war die Zeit der Fresswellen, der Spiegel Affären, der "Strassenfeger" im Fernsehen, der siegreichen Ballkicker und des erstarkenden Selbstbewusstseins der Deutschen. Es war aber keine "gute alte Zeit", vielmehr eine, die gute wie schlechte Seiten hatte, wie das im Grunde zu jeder Zeit der Fall ist. Die Vergangenheit wollte man vergessen, alte Nazis arbeiteten in höchsten Positionen, man lebte auf dem Glacis möglicher, künftiger Kriege, es war Zeit der Teilung des Landes. Es gibt also keinen wirklichen Grund sich diese Zeit zurück zu wünschen, nicht einmal den, dass man damals ja jünger war - nur leider auch uninformierter, vulgo "dümmer". Denn dass man mit dem Volk disputieren wollte, das hat W. Kretschmann erfunden.
Es war aus Sicht der Politiker vermutlich eine Zeit, in der es für Politiker einfacher gewesen ist die Massen hinter sich zu bringen. Aber wer hat den Damen und Herren versprochen, dass sie sich um einen einfachen Job bewerben? Vielleicht sollte Herr K. nicht so sehr auf früher schauen und das Alte, das dem Untergang geweiht ist, mit aller Kraft erhalten wollen, sondern sich dafür einsetzen, dass wir die Zukunft meistern, neues erschaffen. Eigentlich ist das nämlich genau sein Job. Alles andere hätte er halt früher erledigen müssen, als die Welt für ihn noch übersichtlicher und einfacher war. Wenn er das nicht kann: niemand ist gezwungen Ministerpräsident zu sein oder zu bleiben.
M. Boettcher
Ken Je(b)sen, Betreiber von KenFM, soll "politische Entfremdung" betreiben und "unwahre Verschwörungstheorien" verbreiten. Daher beobachtet ihn der sogn. Verfassungsschutz. Würden die "Verschwörungspraktiker" dieses Dienstes ihren Maßstab an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Publikationen von der BILD-Zeitung bis zum Magazin SPIEGEL anlegen, in Deutschland bliebe kein Medium unbeobachtet. So schnell wird in Deutschland zum Staatsfeind, der nicht mit dem Strom schwimmt.