Manfred Spitzer, Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm, schreibt dazu in „Vorsicht Bildschirm!” (Ernst Klett Verlag, Stuttgart 2005, S. 80):
Für ein sich entwickelndes Gehirn, das überhaupt erst dabei ist, Objekterfahrungen auszubilden, sind Bildschirme sehr wenig hilfreich. Sie erfüllen - im Gegenteil - dessen Anforderungen an einen regelhaften Input, bei dem das Sehen zum Hören passt, nur sehr schlecht. Bildschirm-Erfahrungen stellen damit eine extreme Verarmung der Erfahrungen des kleinen Kindes dar. Von der Tatsache, dass am Bildschirm die Tiefendimension fehlt, dass man nichts anfassen kann und schon gar nichts riechen oder schmecken, einmal ganz abgesehen.
Statt Eltern auf die Gefahr des Fernsehens für Kleinkinder hinzuweisen, konkurrieren öffentlich-rechtliche und private Sender mit speziellen Programmen um die Gunst von Kindern.
Dass der durchschnittlich mehrstündige tägliche Fernsehkonsum verglichen mit einer körperlich aktiven Freizeitgestaltung negative körperliche Folgen haben muss, dafür braucht es nur den gesunden Menschenverstand. Trotzdem haben Wissenschaftler sich seit Jahrzehnten bemüht, die Zusammenhänge durch Studien nachzuweisen.
Besonders betroffen sind hier wieder Kinder:
Verbringen Vorschulkinder mehr als zwei Stunden vor elektronischen Bildschirmmedien, dann erhöht sich ihr relatives Risiko, übergewichtig zu werden, um 70%.
(Kalies u.a., Übergewicht bei Vorschulkindern, Kinderärztliche Praxis 4:227-234, zitiert nach Manfred Spitzer, a.a.O., S. 25)
Es ist eine perverse Verdrehung von Notwendigkeiten, wenn Schulen und Kindergärten Abgaben an TV-Anstalten zu leisten haben.
In einem Land, in dem Politiker einigermaßen bei Verstand wären, müssten Fernsehanstalten an Schulen und Kindergärten Abgaben zahlen und nicht anders herum.
*Angst beginnt im Kopf. Mut auch.*