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Dies alles führt zu schwieriger werdender Trennbarkeit zwischen Fakten und Meinung, Inhalt und Werbung sowie zu neuen Unsicherheiten hinsichtlich Glaubwürdigkeit von Quellen und Wertungen. Der einzelne Nutzer muss die Verarbeitung und die massenmediale Bewertung übernehmen, die herkömmlich durch den Filter professioneller Selektionen und durch verantwortliches journalistisches Handeln erfolgt. Angesichts dieser Entwicklung wächst die Bedeutung der dem beitragsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk obliegenden Aufgabe, durch authentische, sorgfältig recherchierte Informationen, die Fakten und Meinungen auseinanderhalten, die Wirklichkeit nicht verzerrt darzustellen und das Sensationelle nicht in den Vordergrund zu rücken, vielmehr ein vielfaltssicherndes und Orientierungshilfe bietendes Gegengewicht zu bilden (vgl. dazu Brinkmann, ZUM 2013, S. 193 <195, 198>; Dörr/Holznagel/Picot, ZUM 2016, S. 920 <936 f., 940 f.>; Drexl, ZUM 2017, S. 529 <530 ff.>; Langbauer/Ripel, MMR 2015, S. 572 <573>; Milker, ZUM 2017, S. 216 <221>).
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(2) In der Möglichkeit, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in dieser Funktion zu nutzen, liegt der die Erhebung des Rundfunkbeitrags rechtfertigende individuelle Vorteil (vgl. zur Rundfunkgebühr BVerfGE
90, 60 <106>; BVerfGK 20, 37 <41>).
Da der örR diese Aufgabe offensichtlich nicht erfüllt, fehlt es auch an dem rechtfertigenden individuellen Vorteil.
Lesetipp: Jens Wernickes Buch „Lügen die Medien?“, aus dem das obige Kapitel entnommen wurde.
Der Inhalt:
Vorwort
Einleitung
Kapitel 1: Die Macher
Walter van Rossum: Ja, lügen die Medien denn nun oder nicht?
David Goeßmann: Wenn Regierungen lügen und Medien mitmachen
Ulrich Teusch: Das Ende des Journalismus, wie wir ihn kannten
Volker Bräutigam: Öffentlich-rechtlicher Gesinnungsjournalismus
Ulrich Tilgner: Viele Wahrheiten sind zu unangenehm
Stephan Hebel: Politische Propaganda und wie wir sie durchschauen
Werner Rügemer: "Wir dürfen uns den Begriff »Lügenpresse« nicht von den Rechten aus der Hand schlagen lassen"
Eckart Spoo: Keine Demokratie ohne Demokratisierung der Medien!
Kapitel 2: Die Denker
Noam Chomsky: Der Mythos der freien Presse
Uwe Krüger: Warum den Medien nicht zu trauen ist
Rainer Mausfeld: Massenmediale Ideologieproduktion
Forschungsgruppe zu Propaganda in Schweizer Medien: Wie globale Nachrichtenagenturen und westliche Medien Propaganda verbreiten
Jörg Becker: Wie die Public Relations-Industrie mitregiert
Michael Walter: Die symbolische Dekonstruktion des Sozialstaates als elitäres PR-Projekt
Erich Schmidt-Eenboom: Wie der BND die deutschen Medien steuerte
Klaus-Jürgen Bruder: Krieg um die Köpfe
Kurt Gritsch: Es begann mit einer Lüge
Daniele Ganser: Vorsicht, Verschwörungstheorie!
Kapitel 3: Die Zivilgesellschaft
Maren Müller: Die alltägliche Manipulation
Hektor Haarkötter: Die regulär vernachlässigten Themen
Sabine Schiffer: Mit Fakten lügen
Gert Hautsch: Die Freiheit, die sie meinen
Rainer Butenschön: Von innerer Pressefreiheit kann keine Rede sein
Markus Fiedler: Eine Zensur findet statt
Daniela Dahn: Zur Pressefreiheit gehört auch die Freiheit zur Kritik an der Presse
Resümee
Nachwort
https://www.rubikon.news/artikel/lugen-die-medien