Frage: Wie sehen Sie die Diskussion um die Abschaffung der Rundfunkgebühr in der Schweiz?
Antwort: In weiten Teilen ist das für mich blanker Populismus und äußerst problematisch, weil ein unabhängiger und kritischer Rundfunkjournalismus infrage gestellt wird.
Ja ja .... unabhängig, und ich bin der Kaiser von China.
Frage: Kritik gibt es auch in anderen Ländern. Geht die Akzeptanz für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt zurück?
Antwort: Das beobachte ich in der Tat, und das spielt auf mehreren Ebenen. Zum einen haben wir durch Fehler, die im Internet gemacht worden sind, auch durch Verlage, die ihre Inhalte verschenkt haben, eine grundsätzliche Einstellung "Journalismus darf nichts kosten." Und gerade Jüngere glauben, es reicht, was das Internet mir bietet. Es hat sich diese Einstellung eingeschlichen, Journalismus muss ich nicht bezahlen. Und das kann nicht funktionieren, allein über Werbung wird das nicht gehen. Auf der anderen Seite ist es so, dass wir einen rechts-populistischen Trend haben, in vielen Ländern Europas.
Ich frage mich worauf solche Aussagen eigentlich immer wieder beruhen? Auf dem Bauchgefühl der befragten Person? Auf Fakten? Die Aussage "Journalismus darf nichts kosten" ist doch völlig frei erfunden. Natürlich wird man für Journalismus auch bezahlen wollen, aber den Leuten das Geld aus den Taschen zu ziehen, ohne sie Ihren Willen zu berücksichtigen, ob Sie den Journalismus auch wollen, den man ihnen da bietet, kann ja keine Selbstverständlichkeit sein.
UND! Was hier immer wieder gnadenlos unterschlagen wird: Die Öffentlich Rechtlichen sind kein Journalismus-Sender, sondern versuchen ihr Publikum auch mit anderen Formaten zu berieseln. Für guten Journalismus allein bräuchte man jedenfalls nicht ein paar dutzend Sendeanstalten.
Frage: Aber wenn es um die Abschaffung des Rundfunkbeitrags ginge? Da könnten viele sagen, die privaten Sender finanzieren sich auch selbst, Netflix auch, man könnte ja auch für einzelne Beiträge bezahlen.
Antwort: Das Angebot würde es in der jetzigen Qualität dann nicht mehr geben. Das gäbe der Werbemarkt nicht her, der ist begrenzt. Davon wissen Verleger ein Lied von zu singen mit vielen Strophen, und das gilt auch für den Rundfunk. Für die einzelnen Leistungen zu bezahlen - das ist dann keine Grundversorgung mehr, und das wäre dann auch kein öffentlich-rechtlicher Rundfunk mehr.
Oh? Soll das heißen, die ach so hoch angepriesene Qualität der ÖR-Sender, wird nicht genug Kunden binden um sich über eine Paywall zu finanzieren, wie es Netflix oder Sky machen? Irgendwie sind solche Aussagen doch wiedersinnig. Einerseits stellt man sich als meistgesehenes Medium in Deutschland dar, aber hat 0 Vertrauen in die Zuschauerschaft, dass diese ausreichend Geld für deren Programm bezahlen würden, wenn dies freiwillig wäre.