Das
HR-Intendant Manfred Krupp verteidigt die Öffentlich-Rechtlichen und wünscht sich, dass ARD und ZDF beim Kanzlerduell künftig die Moderation alleine stellen.
ist
keine Nachricht. So wie
Hund beißt Mann niemanden sonderlich erstaunt, hingegen
Mann beißt Hund eine kleine Sensation und damit eine Meldung wert wäre, hat die Information, dass der Intendant einer ÖR-Sendeanstalt diese als nützlich, unverzichtbar usw. verteidigt, keinen echten Nachrichtenwert. Hätte Manfred Krupp sich hingestellt und gesagt, dass die Sender zu teuer, zu manipulativ, die Mitarbeiter arrogant sind, das wäre eine Meldung wert gewesen.
Die Behauptung von Herrn Krupp, zur AfD Medienpräsenz:
Es ist untersucht worden, wie stark die AfD in den Talkshows vertreten war. Da war sie teilweise proportional, teilweise unterproportional vertreten. Aber sie hat natürlich Aufregerthemen gesetzt.
schrammt nur knapp an einer Lüge vorbei, weil sowohl Fragesteller wie Herr Krupp die eigentliche Frage, nämlich die nach der Präsenz der AfD in allen Sendungen, ausblenden. Als würden nur Talkshows einen Eindruck beim potentiellen Wähler hinterlassen. Unter
https://www.heise.de/tp/features/Gefaellige-Nachrichtenkanaele-3883843.html finden sich zunächst interessante Zahlen zur Medienpräsenz der Parteien in Nachrichtensendungen, die klare Präferenzen zeigen:
Hier kommen die Unionsparteien CDU/CSU zusammen auf 519 Auftritte (CDU 397 Auftritte, CSU 122 Auftritte) und die SPD auf 397 Auftritte. Auf dem 3. Platz landet die im Bundestag bis dahin nicht vertretene AfD mit 134 Auftritten, gefolgt von den Grünen mit 132 Auftritten und der bis dahin ebenfalls außerparlamentarischen FDP mit 77 Auftritten. Die zu diesem Zeitpunkt drittgrößte Partei im Bundestag und stärkste Oppositionspartei, Die Linke, erhielt hingegen nur 73 Auftritte (7. Platz), während es für sonstige außerparlamentarische Parteien lediglich für zwei Auftritte reichte.
Kein Gedanke von proportional, teilweise unterproportional. Die AfD war in Nachrichten eindeutig überrepräsentiert.
Auf uebermedien.de (
https://uebermedien.de/19195/afd-auf-dauersendung/) findet man Ende August eine interessante Übersicht zu Fernsehauftritten der AfD Prominenz.
Alice WeidelInterview bei „Vis à vis“ (
Inforadio RBB) 21.7.2017
„Interview der Woche“ (
SWR2) 5.8.2017
Interview im „Wahltaxi“ (RTL2) 8.8.2017
„Interview der Woche“ (
DLF) 11.8.2017
„Anne Will“, Talkshow (
Das Erste) 20.8.2017
Interview „Morgenmagazin“, 27.8.2017,
ZDFWahlrunde „Die zehn wichtigsten Fragen der Deutschen“ (Sat.1) 30.8.2017
Interview „Unter den Linden Spezial“ (
Phoenix) 4.9.2017
Wahlrunde „Wie geht’s Deutschland“ (
ZDF) 5.9.2017 (selbst abgebrochen)
Gast bei „Ein Mann, eine Wahl“ (Pro 7) 18.9.2017
„hart aber fair“, Bürgercheck (
ARD) 18.9.2017
Alexander Gauland„Sommerinterview“ (
RBB) 23.7.2017
„Stars befragen Spitzenpolitiker“ (BamS), 13.8.2017
Interview bei „Deutschland wählt!“ (
Deutschen Welle) 17.8.2017
„Überzeugt uns! Der Politikercheck“ (
ARD), 21.8.2017
Interview bei „Fahrbereitschaft“ (
rbb) 23.8.2017
„hart aber fair“, Bürgercheck (
Das Erste) 28.8.2017
Interview im „Morgenmagazin“ (
ARD) 8.9.2017
Interview im „Morgenmagazin“ (
ZDF) 13.9.2017
Frauke PetryInterview bei „Frag selbst“ (
ARD) 13.8.2017
Interview im „Morgenmagazin“ (
ARD) 21.8.2017
Beatrix von Storch„Sommerinterview“ (
RBB) 6.8.2017
„Ihre Wahl – 6 Frauen für Berlin und Brandenburg“ (
rbb) 19.9.2017
Björn Höcke „Sommerinterview“ (
MDR) 23.7.2017
Jörg Meuthen „Sommerinterview“ (
SWR) 27.7.2017
Markus Frohnmaier, Junge Alternative für Deutschland
Protagonist bei „Volksvertreter“ (
ZDF neo) 27.7.2017
Georg Pazderski, Landesvorsitzender Berlin
„Sommerinterview“ (
RBB) 14.8.2017
Uwe Junge, Landesvorsitzender Rheinland-Pfalz
„Sommerinterview“ (Sat.1) 28.6.2017
„Sommerinterview“ (
SWR) 21.7.2017
Stephan Brandner, Spitzenkandidat Thüringen
Wahl-Interview (
MDR Kultur) 19.8.2017
Waldemar Birkle, Direktkandidat Kreisverband Pforzheim
Interview bei „Dunya Hayali“ (
ZDF) 9.8.2017
Fett markierte Sender gehören zum ÖR-Rundfunk.
Rechnet man noch die Berichte in sämtlichen Medien über die angebliche Benachteiligung der AfD und den kalkulierten Eklat von Frau Weigel bei Maischberger hinzu, hat man sich redlich bemüht die AfD aufzupumpen. Allerdings nicht nur diese. Auch der FDP wurde von den Medien neues Leben eingehaucht, nicht zuletzt von den ÖR-Sendern. Zugleich lässt man in den Sendern der Aversion gegen die "linke Gefahr" freien Lauf. Wundert mich nicht! Neutralität ist den Sendern ein Fremdwort, maximal gilt der Proporz, mit ständiger Schlagseite hin zu den Regierenden. Ich frage mich ja schon lange, warum die übrigen Parteien nicht auch eine "Bayerische Schwesterpartei" aufmachen, um mit jeweils 2 Kandidaten in Wahlrunden zu sitzen. In dem Zusammenhang ist der Wunsch von Herrn Krupp das nächste "Kanzlerduell" anders zu gestalten an Peinlichkeit schwer zu toppen. Angesichts der oft behaupteten Unabhängigkeit der Sender wäre ja leicht gewesen den Forderungen des Kanzleramtes und der Frau Merkel mit der Drohung zu begegnen, notfalls eine leeren Stuhl mit dem Namen der Kanzlerin in die Runde zu stellen und zu Beginn der Sendung auf die Gründe dafür hinzuweisen. Ich wette, Frau Merkel wäre gekommen.
M. Boettcher